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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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einem Beistelltisch hat.
    »Aber natürlich ist es das! Deshalb ist es ja deine Berufung. Es ist ein Herzenswunsch.« Er sieht mich an, als wäre ich komplett verrückt, und ich greife nach oben und ziehe sein Gesicht zu mir herab, das mir immer schöner vorkommt, je länger wir zusammen sind. »Na sag schon, was würdest du tun, wenn dir alle Möglichkeiten offenständen?«
    Er wendet sich ab, vielleicht schämt er sich.
    »Erzähl es mir«, bohre ich sanft nach.
    »Ich wäre Gärtner.« Ich versuche zu lachen, weil ich ihn mir in Latzhosen vorstelle, wie er das Land bestellt. »Richtiges Gärtnern, Landschaftsgestaltung. Ich habe den ganzen Gemüsegarten entworfen und mit meinen eigenen Händen eingepflanzt«, sagt er und hält sie hoch. Er hat wirklich hübsche Hände, gut geformt, ohne unmännlich zu sein. Dann ergänzt er schulterzuckend: »Das ist natürlich Unsinn.«
    »Das ist kein Unsinn. Es ist das, was du wirklich tun möchtest.«
    »Du bist süß«, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Nase.
    In seinen Armen verliere ich jegliches Zeitgefühl – oder besser gesagt, ich werfe es weg, weil ich weiß, dass wir diesen süßen Augenblick der Intimität, gewürzt mit einer recht merkwürdigen Naivität, nicht festhalten können. Jetzt glaube ich, ihn alles fragen zu können, und das tue ich auch.
    »Was hat sie über mich erzählt, William? Hat sie tatsächlich gesagt, wir hätten uns aus den Augen verloren?« Er überlegt fieberhaft, und ich streiche mit meinen Fingerspitzen über seine Schläfen. »Erzähl mir einfach die Wahrheit. Ich kann sie verkraften.«
    »Du bist ganz anders, als ich mir dich vorgestellt hatte.«
    Ich spüre, wie ich mich anspanne.
    »Du aber auch.«
    »Touché«, sagt er lächelnd. Wir verlieren uns im Schweigen, halten beide unsere Karten bedeckt.
    »Sie sagte, du seist die beste Freundin, die sie je gehabt hat, aber es sei zu intensiv geworden.« Er beobachtet mein Gesicht und scheint zu überlegen, wie weit er gehen soll. »Sie sagte, ihr hättet euch fürchterlich gestritten und sie könne niemals vergessen, was du gesagt hast. Sie habe es versucht, aber es sei nicht mehr dasselbe gewesen, und du schienst sie auch nicht mehr in deinem Leben haben zu wollen.«
    Ich schaudere bei der bloßen Erinnerung daran, allerdings noch mehr angesichts ihrer unverfrorenen Umdeutung der Ereignisse, um sich selbst als das unschuldige Opfer darstellen zu können.
    »Das ist nicht fair«, protestiere ich und schüttele meinen hochroten Kopf. »Ich möchte jetzt nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber … sie hat mich abserviert.«
    Auch nach all den Jahren finde ich es immer noch schrecklich, dass ich, sobald von Sally die Rede ist, ohne zu zögern, auf die Sprache von Liebenden zurückgreife.
    »Sie war ganz aus dem Häuschen, als du die Karte schicktest, nachdem sie von dir nach der Einladung zur Hochzeit nichts gehört hatte.«
    »Sie hat mich zur Hochzeit gar nicht eingeladen«, sage ich mit unwillkürlich erhobener Stimme. Hätte ich dieses Gespräch doch bloß nicht angefangen. Er widerspricht mir nicht, aber ich lese in seinen Augen, dass er nicht überzeugt ist.
    »Ich dachte, ihr hättet einander in England getroffen, als Madeline noch ganz klein war. Ich könnte fast schwören, dass sie mir das berichtet hat. Schließlich war es deine Karte, die uns bewogen hat, sie nach dir zu benennen. Sie versprach, sich bei dir zu melden, als sie zu Hause war, anstatt darüber nur Tränen zu vergießen.«
    »Sie weinte?«
    »O ja. Sie war überwältigt.«
    »Das dürfte am Schlafentzug gelegen haben«, sage ich, verfluche mich dann aber für meine Taktlosigkeit. Ich spüre, wie William zurückweicht, obwohl er seinen Körper nicht zurückzieht. Ich sollte es ihm ersparen, sich für eine unserer unterschiedlichen Darstellungen der Ereignisse entscheiden zu müssen, zumal jetzt, da er sicherlich Schuldgefühle hat, weil er mich in seinen Armen hält.
    »Sie gab sich Mühe, Olivia. Ich glaube nicht, dass es ihr immer leichtfiel, Freundschaften aufrechtzuerhalten, ihre Gefühle waren zu heftig. Das war selbst bei Mara so – ich bekam mit, wie das in den Monaten, bevor sie starb, nachließ.«
    »Ich weiß«, sage ich, bemüht, es wieder geradezubiegen. »Aber wenn sie gut in Form war, war sie die beste Freundin, die ich je hatte.«
    Das stimmt. Sie war es.
    Die Stimmung danach ist eine andere: Wie könnte es auch anders sein? Nach einer weiteren halben Stunde sieht William mich an.
    »Ich bin

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