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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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sind groß und gut ausgestattet, aber ohne jeglichen persönlichen Anstrich.
    »Das ist das Wohnzimmer«, sagt er, und ich blicke auf ein makelloses cremefarbenes Sofa, das, wie ich finde, besser aussähe, wenn es ein wenig abgewetzt wäre. Aufgelockert wird das Ganze nur durch die langweiligen Drucke von impressionistischen Gemälden an den beigen Wänden und das Foto von Madeline und Sally in New York, das seinen Platz auf dem Kaminsims hat. Man kann von ihrem Apartment in Manhattan direkt auf den Central Park blicken, wie er mir erklärt.
    »Über die Lage können wir uns wirklich nicht beschweren.«
    Irgendwie finde ich die Wohnung allerdings eher düster als malerisch.
    »Wie habt ihr die gefunden?«
    »Darum hat sich die Botschaft gekümmert. Man hat auch ein Kindermädchen für uns organisiert.« Ich mag mich täuschen, aber offenbar scheint alles in seinem Leben von äußeren Kräften kontrolliert zu werden.
    »Wohnt es hier?«
    »Nein, es kommt, wenn und wann es gebraucht wird. Ich zeige dir den Rest.«
    Es gibt ein kleines Gästezimmer, mehrere Badezimmer und Madelines Zimmer mit ihrem Namen in violetten Holzlettern an der Tür. »Und das ist mein Zimmer«, verkündet er und drückt die Tür auf. Ich kann nicht widerstehen und werfe einen kurzen Blick hinein. Es herrscht absolute Ordnung, einzige Lebenszeichen sind die Armbanduhr und die Manschettenknöpfe auf der Kommode, denn es fehlt das weiche, weibliche, mutwillig aus Schubladen und Schränken quellende Durcheinander, das mit Sicherheit sein eheliches Schlafzimmer charakterisiert hat. Mir wird kalt. »Das reicht«, sagt William und schiebt die Tür zu, und ich frage mich, was er damit meint. Fühlt er sich bloßgestellt, oder heißt das, wir dürfen unsere Beziehung nicht vertiefen?
    Er sieht mich erwartungsvoll an und lässt dabei ein wenig von dem kleinen Jungen erkennen, den ich von seinem Schulfoto her kenne.
    »Hübsch«, sage ich. Es wäre zu grausam, ihn auf die Mängel hinzuweisen, die schließlich nichts weiter sind als kleine Spiegelfragmente einer größeren Explosion. Am liebsten würde ich Chaos und Verwüstung anrichten – einmal mit dem Farbpinsel durchgehen und überall Kissen in leuchtenden Farben und Klecksbilder von Madeline und vereinzelte Reiskörner verteilen, die sich hinter dem Herd eingenistet haben, als ein scharfes köstliches Curry bei lauter Radiomusik gekocht worden war –, aber das steht mir nicht zu. Wir verweilen ein paar peinliche Minuten in der sterilen Küche, bevor die Türklingel die Ankunft eines chic gekleideten Lieferanten mit einem Stapel von Kartons ankündigt. William macht sich daran, alles zu verteilen, doch ich stoppe ihn.
    »Lass mich erst die Teller vorwärmen«, sage ich. Das scheint mir plötzlich wichtig zu sein.
    »Wie du willst«, sagt er. »Ich mache inzwischen den Wein auf. »Roten vermutlich?«
    »Das wäre wunderbar«, sage ich und hoffe, dass meine Augen nicht zu viel verraten. Manchmal kommt er mir vor wie ein bedrohtes Tier, dem man sich nur ganz vorsichtig nähern darf, um es nicht in die Flucht zu schlagen. Heute kommt er mir besonders verletzlich vor.
    »Ich habe über Madeline nachgedacht. Über die Wut, die sie in sich trägt. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn sie mit jemandem reden könnte. Einem Profi, meine ich.«
    »Ich weiß deinen Rat zu schätzen, aber ich neige zu der Auffassung, dass so etwas mehr schadet als nützt.«
    Ich muss wieder an sein verzerrtes Gesicht denken, als wir uns über Sallys Therapiesitzungen unterhielten – es war ein dummer Vorschlag. Vermutlich kommt das in seiner Familie bereits einem Drogenproblem gleich. Nach einer kurzen Pause wage ich einen erneuten Vorstoß.
    »Sag mir, dass ich den Mund halten soll, wenn du darüber nicht sprechen willst, aber wie erging es dir noch bei der Durchsicht der Kisten?«
    Im Stillen hoffe ich, dass er noch etwas anderes gefunden hat, es eine Spur gibt, die zu ihren Geheimnissen führt. Ich kann mich irren, doch eigentlich bin ich mir sicher, dass es davon eine Überfülle zu entdecken gibt.
    »Schauderhaft«, sagt er. »Ein anderes Wort gibt es nicht dafür.«
    »Du Armer.«
    Er wendet sich gequält ab.
    »Was denn?«
    »Sie hatte so viele Kleider, aber es gibt ein paar Lieblingsstücke, die sie so oft trug, dass ich sie wiedererkenne. Dass sie sich ständig was Neues kaufte und ihre Lieblingsstücke dann einfach zum Recyceln brachte, war, wie ich leider sagen muss, ein Stein des Anstoßes.« Ich muss an das denken,

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