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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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was Lola mir von dem Haufen Kleider erzählt hatte. Mir liegt es schon auf der Zunge, aber ich schlucke die Worte hinunter. Warum sollte sie ihre abgetragenen Lieblingsstücke verkaufen: Richtiges Geld ließe sich mit all den teuren Klamotten machen, die noch teilweise mit Preisschildern auf den Ständern hängen. »Und dann der Schmuck – einzelne Stücke fehlen einfach, aber es gibt auch welche, die selbst für mein ungeübtes Auge aussehen, als hätten sie ein kleines Vermögen gekostet. Und ich habe sie noch nie im Leben gesehen.«
    »O William«, sage ich und weiche unbewusst zurück. Langsam komme ich mir vor wie ein Voyeur, der zusieht, wie ihre Ehe sich vor meinen Augen als Farce herausstellt. Und mir fällt Shaun ein, dessen ganzes Monatsstipendium weg war, nur weil Sally ihn irgendwie davon überzeugt hatte, dass sie einen diamantenbesetzten Armreif haben musste, den sie bei Harvey Nichols entdeckt hatte. Auf keinen Fall würde Sally sich selbst teuren Schmuck kaufen – dies war eine zu gute Möglichkeit, einen glücklosen Mann dazu zu bringen, ihr zu beweisen, dass er sie wirklich liebte.
    »War ich tatsächlich so streng, dass sie das, was sie kaufte, verstecken musste? Wenn ihr die Sachen wirklich am Herzen lagen, hätte ich sie ihr doch nie verweigert.«
    Ich liebe dich für deine Unschuld, sage ich mir, den Tränen nah. Ich bin mir ziemlich sicher, wohin diese Spur führen wird, auch wenn er einen völlig anderen Teil des Waldes ansteuert.
    »Du warst sicherlich nicht streng. Du bist kein strenger Mensch«, entgegne ich und lege meine Hand zurück in seine. Er sieht mich daraufhin mit einem Blick so voller Traurigkeit an, dass ich ihm fast nicht in die Augen schauen kann. Er drückt meine Hand.
    »Es tut mir sehr leid, wie ich heute Morgen mit dir gesprochen habe, das war völlig inakzeptabel.«
    »Nein, das war es nicht! Du standst unter Stress. Bitte lass die Entschuldigung.« Es ist, als würde er auf seinem Rücken die Last seiner eingebildeten Verbrechen tragen und unter dem Gewicht seiner Schuld ständig einknicken. »Hast du Mara und Richie gefragt, ob möglicherweise was verlorengegangen sein könnte?«
    »Mara hat beteuert, sie hätten alles geschickt. Es muss auch einen Terminkalender geben, den ich unter den Schreibtischutensilien vermutet hätte. Das ist eins der Dinge, nach denen die ermittelnden Beamten gefragt haben.«
    Ich will nicht an sie denken, diese Anzugträger mit den Argusaugen, wie sie Sallys Verhalten auseinandernehmen und zu begreifen versuchen, warum sie getan hat, was sie tat – jemand sollte ihnen sagen, dass dies noch nie etwas gebracht hatte.
    »Hast du von ihnen was gehört?«
    »Es wird definitiv eine Anhörung geben«, sagt er streitlustig. »Höchstwahrscheinlich Anfang Dezember in New York. Da wird man dann entscheiden, ob die polizeilichen Ermittlungen wieder aufgenommen werden.«
    »Oh!«, sage ich, und meine Hand fliegt automatisch an meinen Mund. »Wirst du einen Anwalt benötigen?«
    »Ja, im Hintergrund, aber bei der Anhörung werde ich selbst aussagen. Niemand ist besser qualifiziert als ich, um über meine Frau zu sprechen.«
    Fast wirkt er wie ein gebrochener Mann mit seinen hängenden Schultern, die Hände um sein Weinglas gelegt. Ich drücke seine andere Hand, da Worte hier nichts vermögen.
    »Wenn ich irgendwas tun kann, William, weißt du …«
    »Das weiß ich«, sagt er. »Du tust schon genug. Ich wünschte nur, ich könnte dir von größerem Nutzen sein.«
    »Nutzen? Du brauchst nicht nützlich für mich zu sein.«
    »Ich denke schon«, entgegnet er und sieht mich an, wobei seine Miene die Intimität unserer in Dorset verbrachten Zeit spiegelt. »Soll ich dir nachschenken?«
    Er greift nach der Flasche und schenkt unsicher mit der linken Hand nach, damit er mich nicht loslassen muss.
    »Das ist nützlich!«
    Er lacht und stößt mit mir an. Wäre es erlaubt, würde ich mich in dich verlieben, sage ich ihm im Geiste. Wobei ich mir eingestehen muss, dass ich das schon längst getan habe.
    »Letztes Jahr hatte sie aufgrund des Jobs, den sie bekommen hat, etwas eigenes Geld, und deshalb frage ich mich, ob sie sich einfach was Gutes tun wollte.«
    »Ich wusste gar nicht, dass sie wieder gearbeitet hat.«
    »Es war für eine Werbeagentur, die Kunden aus der Modebranche betreut. Ich dachte … ich war sehr froh, als sie ihn bekam. Ich dachte, wenn sie selbst auch arbeitet, käme sie mit meinen vielen beruflichen Reisen vielleicht besser klar. Und am

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