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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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weiß.
    »Matilda«, korrigiert sie.
    »Geh mit Matilda zurück in dein Zimmer und lass mich in Ruhe.«
    »Schön«, erwidert James schnippisch, »aber ich meinte nicht die verdammten Kinder, und wenn du das von mir glaubst, dann stimmt was nicht mit deinen Prioritäten. Wie kannst du mit einem FKK ler ausgehen wollen? Es liegt doch wirklich auf der Hand, dass das der Internetcode für einen Swinger ist.«
    Das bremst mich aus. »Wovon redest du?«
    Matilda zupft ein letztes Mal an ihrem Hemd. »Ich denke, ich gehe vielleicht besser … nach nebenan.«
    »Mir tut das alles wirklich leid«, sage ich mit einem verlegenen Lachen.
    »Ich bin in fünf Minuten wieder da«, meint James und sieht sie mit jenem zerknautschten sexy Lächeln an, das dafür sorgen wird, dass sie nicht das einzig Vernünftige tut und, so schnell ihre Wolkenkratzerbeine sie tragen, losflitzt, um die letzte Bahn zu erwischen. »Hier«, sagt er und sticht mit seinem Finger auf den Bildschirm. »Ich habe breitgefächerte Interessen, darunter auch Naturismus.«
    Ich sacke zurück auf den Küchenstuhl, mein Kampfgeist ist gebrochen. »Oh«, sage ich kleinlaut. Die Vorstellung ist katastrophal und steht für all das, was sonst noch im Argen liegt: Pete der Pilot und sein nacktes Glied haben die Welt zu einem dunklen und gnadenlosen Ort gemacht. Plötzlich habe ich Angst vor dem morgigen Tag und wünschte, ich könnte eine Krankheit vorschieben. Meine Stimmungen sind im Moment so labil, als würde ich eine Tasse randvoll mit kochendem Wasser halten und versuchen, nicht zu stolpern, was jedoch, je mehr ich mich anstrenge, umso unvermeidbarer wird.
    »Du dachtest wohl, er liebt die Natur?«
    Ich nicke.
    »Ich habe es nicht richtig gelesen. Vielleicht sollte ich mal einen dieser Alphabetisierungskurse für Erwachsene besuchen«, sage ich mit einem Kloß im Hals.
    »Das ist nicht das einzige Zeichen dafür, dass er pervers ist. »Du scheinst auf dem Foto mit dem roten Kleid jede Menge Spaß zu haben.«
    »Hatte ich auch, es ist das von Jennys Hochzeit, als wir nach Schottland fuhren …«
    »Übersetzung: Du bist meine Wichsvorlage.«
    »Nun sei nicht so widerlich!«
    »Vertrau mir. Männer haben zahllose Möglichkeiten, das auszudrücken. Ich habe an letzte Nacht gedacht. Übersetzung: Ich hole mir einen runter. Es ist eine Ewigkeit her, dass wir uns gesprochen haben. Übersetzung: Ich hole mir einen runter.«
    Ich sehe ihn trübsinnig an. Manchmal wünsche ich mir wirklich, ich wäre eine Lesbe.
    »Nun komm her, du Dödel«, sagt er und legt seinen Arm um mich. »Das lernt sich ganz leicht. Du liest einfach zu schnell. Und deshalb brauchst du mich.«
    »Ich wollte doch nur … ich will doch nur was Sinnvolles«, sage ich und lehne mich an seine Schulter.
    »Ich weiß«, murmelt er mir ins Haar. »Tun wir das nicht alle?« Ich verweile noch eine Sekunde und reiße mich dann von ihm los. »Du solltest zurück zu Martha.«
    »Matilda.«
    »Ja, Matilda. Du solltest zu Matilda zurückgehen.«
    »Du hast recht«, antwortet er, unternimmt aber keinen Versuch aufzubrechen. Schließlich zwinge ich mich aufzustehen. »Danke, James«, sage ich mit weicher Stimme.
    Im Schlafen bin ich kein Naturtalent. Manchmal liege ich stocksteif im Bett und höre CD s unheimlicher Männer, die mir mit einem nicht einzuordnenden Akzent erzählen, wie entspannt ich bin, aber heute Abend nützt das alles nichts, denn ich denke an James und frage mich, wie es kommt, dass wir ständig aneinander vorbeireden: Selbst jetzt gibt es diese Momente, wo wir wie füreinander geschaffen zu sein scheinen, und trotzdem braucht er die Marthas dieser Welt. Einmal, sogar zweimal fühlte er sich von mir angezogen, also muss er mich doch begehrenswert finden. Heute Abend schmerzt es so sehr, wie ich das niemals mehr zugelassen habe, zumal wenn ich das leise maunzende Kichern vom anderen Ende des Flurs höre.
    Am Morgen drücke ich wiederholt auf die Schlummertaste und werde schließlich vollends wach, weil Bohnenstange durch meine Tür schreit. »Schön, dich kennenzulernen, Livvy«, flötet sie, und ich reiße die Augen auf und stelle entsetzt fest, wie spät es ist. William wird sich inzwischen schon einen lässigen Pullunder angezogen haben und mit geometrischer Präzision Toasts in sein Ei tunken. James hingegen frühstückt eine Schale Crunchy-Nut-Cornflakes, die um ihn herum verstreut liegen, als hätte ein Hurrikan darüber hinweggefegt.
    »Guten Morgen«, sagt er, »wie hast du

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