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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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geschlafen?«
    »Die Frage ist doch wohl«, erwidere ich schelmisch, »wie hast du geschlafen?« Wieso tue ich immer so, als wären seine sexuellen Eskapaden ein Quell gemeinsamer Ausgelassenheit?
    »Ja, sehr komisch«, erwidert er.
    »Wo ist sie hingegangen?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich arbeiten muss. Ich spiele Squash mit Adam, aber das hätte ich dann doch zu harsch gefunden.« Er kaut unbekümmert weiter und liest mit einem Auge den Guardian.
    Meine Anspannung lässt nach, und ich finde mein Gleichgewicht wieder. Das ist der Grund, weshalb ich für mich beanspruchen kann, die perfekte Version von James zu besitzen. Mein Toast springt mir entgegen, und ich schmiere hastig Butter darauf, damit ich ihn auf dem Weg zur U-Bahn-Station essen kann.
    »Wünsch mir Glück«, sage ich.
    »Du wirst das Naturtalent in dir entdecken«, meint James. »Mary Poppins wird neidisch sein auf dich.«
    Hoffen wir, dass er recht hat.
    Als ich aufbreche, piept mein Telefon: Es ist Jules.
    »Tut mir leid, bei uns geht alles drunter und drüber. Treffe dich um elf am Museum, okay?«
    Ich habe mir so gewünscht, dass sie mich zu William und Madeline ins Berkeley begleitet, um die gefühlsduselige Intensität aufzulockern, aber es soll nicht sein.
    Sie warten in der Lobby des Hotels auf mich, wo sie mit zarten Porzellantassen in der Hand auf einer niedrigen Couch mit Blick ins Freie sitzen, als würden sie für ein Porträt posieren.
    »Olivia!«, begrüßt mich William und steht sofort stramm. Hinsichtlich des Pullunders habe ich ihn falsch eingeschätzt, er trägt ein gestärktes grünes Hemd, das die Farbe seiner tiefliegenden Augen betont. Wieder holt mich eine Erinnerung ein, Sally, die mir erzählt, wie sie ihn kennengelernt hat – auf einer Dinnerparty, auf die sie von einer anderen Verabredung mitgenommen worden war. Ich ließ mir von ihr an jenem Abend, als wir uns trafen, alles bis ins kleinste Detail erzählen. »Man kann nicht sagen, dass er attraktiv war«, berichtete sie, »aber er hatte was. Verborgene Tiefen, wenn du weißt, was ich meine?« Natürlich wusste ich es nicht, damals nicht, doch ich glaube, langsam begreife ich es.
    »Hallo«, sage ich und richte mein Augenmerk auf das Mädchen. »Hi, Madeline!«
    »Hallo, Olivia«, sagt sie und starrt mich lange an. Wollte sie das überhaupt – mit mir ins Natural History Museum gehen?
    »Warten wir noch auf deine Schwester?«, erkundigt sich William. »Sollen wir dir einen Kaffee kommen lassen, solange sie noch unterwegs ist?«
    »Nein und ja«, sage ich. »Ich meine, ja zum Kaffee, aber Jules treffen wir dort.« Bald schon lasse ich mit einer winzigen Silberzange Zuckerstücke in meinen dampfenden Kaffee fallen, den ich gebieterisch einem unterwürfigen Kellner hinhalte, damit dieser mir Milch hineintröpfeln kann. Ich fange an, dieses Leben ein wenig zu genießen, bekomme allerdings sofort Schuldgefühle, als mich der schreckliche Kontext einholt. Ich könnte wetten, dass Sally sich dafür begeisterte, als wäre sie in einem Herrenhaus geboren.
    »Soll ich dir Madeline anschließend wieder hierhin zurückbringen?«, frage ich ihn und versuche ihm still mein Mitgefühl zu vermitteln. Er zuckt nicht zusammen und geht nicht darauf ein, sodass ich mich frage, ob er nicht lieber in Ruhe gelassen werden möchte.
    »Mein raffinierter Plan war der, euch am Eingang abzuholen und euch alle zum Mittagessen einzuladen.«
    »Der Plan hört sich gut an. Was sagst du, Madeline?«
    »Danke, Daddy.« Sie wendet sich mir zu. »Aber manche Dinge esse ich nicht. Ich mag kein Sushi, weil es ein bisschen schleimig ist, und ich mag keine Würstchen wegen der Schweine.«
    »Aha«, sage ich. »Ich mag Sushi auch nicht. Mir ist es zu fischig.«
    »Und ich mag keine grünen Bohnen, obwohl Mummy sagt, dass die sehr gut sind für mich.«
    Williams Augen huschen für eine Sekunde in die Ferne, und ich spüre, wie er zusammenzuckt.
    »Und da hat sie recht«, sagt er mit fester Stimme. »Grüne Bohnen sind sehr gut für dich.« Es folgt betretenes Schweigen, und ich klammere mich an meine Porzellantasse, als wär’s ein Rettungsfloß. Doch ich mache tapfer weiter.
    »Deine Mummy hat auch nicht immer die Dinge gegessen, die gut für sie waren.« Und schon habe ich das Bild vor mir, wie wir beide eine Tafel Schokolade nach der anderen verputzen. Ich sehe sie an, dieses kleine Stück von Sallys Zukunft. »Rote Beete haben wir beide gehasst«, erzähle ich ihr und ignoriere den Kloß in meinem Hals,

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