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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Schlimmes. Du bist nicht seine Leibeigene.«
    Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Theke zurück, als wäre sie auf dem Laufsteg. Als sie das nächste Mal eine Klopause machte, ging sie mit Rob und blieb lang weg. Aufgedreht und kichernd kam sie zurück, mit riesengroßen Augen. Ich war zu naiv, um die Zeichen zu deuten, ich wollte nur noch weg von hier. Mein Versuch, Graham zu vermitteln, dass ich einen festen Freund hatte, befeuerte dessen Interesse, anstatt es zu dämpfen, als hätte ich klein beigegeben.
    Wir waren die Letzten in der Bar, Rob und sie redeten wie ein Wasserfall, während ich Grahams Pranke mit besorgniserregender Regelmäßigkeit von meinem Knie entfernen musste. Obwohl ich nicht gecheckt hatte, dass sie alle unter Drogen standen, war mir klar, dass ich den Überblick verloren hatte. Natürlich hätte ich einfach gehen sollen, ich weiß auch nicht, warum ich es nicht getan habe, doch das lag an Sallys Bann. Als wir auf dem Weg nach unten waren, versuchte ich mich zu lösen, aber die Jungs hatten uns eingeladen, mit zu Rob zu kommen, und Sallys Miene machte mir unmissverständlich klar, was ich zu tun hatte. Ich musste daran denken, was sie mir auf der Toilette gesagt hatte, und hatte ein schlechtes Gewissen, die Unverschämtheit zu besitzen, etwas zu haben, was sie nicht hatte, und ehe ich wusste, wie mir geschah, befand ich mich schon in einer mir fremden Wohnung und hatte ein mulmiges Gefühl. Sie konnten alles mit uns anstellen, und am Ende stünde unser Wort gegen ihres. Nachdem Rob nun Kokain auf seinem pompösen gläsernen Esstisch ausbreitete, konnte selbst ich mir nichts mehr vormachen.
    »Ladies first«, sagte er und schielte lasziv auf Sally. Sie brauchte man nicht zweimal zu fragen, und kaum hatte sie gekonnt daran geschnupft, reichte sie den gerollten Geldschein an mich weiter.
    »Danke«, sagte ich, entschlossen, sie zum Aufbruch zu bewegen, sobald die Wirkung nachgelassen hatte.
    »Versuch es doch einfach mal«, forderte sie mich kichernd und erhitzt auf. »Das hält nicht lang an. Es ist wie ein kleiner Tequila.«
    In dem Moment fühlte ich mich von Matt ganz weit weg, ganz weit weg auch von Jules und allem, wovon ich glaubte, dass es mir etwas bedeutete. Vielleicht gab es gar kein Ich mehr, sondern nur noch eine Reihe von Erfahrungen. Ich warf alle meine Bedenken über Bord, nahm den Geldschein und schnüffelte das widerlich schmeckende Pulver. Anfangs hob ich ab, war voller Euphorie – ich sagte Sally, dass ich sie liebte, und quatschte Graham und Rob an, die darauf mit kühler Belustigung reagierten. »Danke«, flüsterte ich Sally zu, und die Welt war ein Spielplatz in Technicolor, ohne Sorgen oder Verpflichtungen. Natürlich hielt es nicht an, schon bald wurde ich von Angst verzehrt, die sich noch steigerte, als Sally ohne einen Blick zurück mit Rob im Schlafzimmer verschwand. Es gelang mir, mich aus Grahams Krakenarmen zu befreien, und ich fiel auf dem grässlichen Ledersofa, auf dem meine feuchte Wange festklebte, in einen fiebrigen Schlaf und hoffte, Sally würde kommen und mich aus meinem immer schneller werdenden Gedankenkarussell herausreißen. Wie hatte ich das Matt nur antun können? Niemals könnte ich ihm das erzählen; er war so rein und wäre entsetzt gewesen zu erfahren, dass ich Drogen nehme, geschweige denn mit solchen Aufreißertypen. Jetzt würde ich ihn anlügen und mit dem Wissen leben müssen, dass die tröstliche Unschuld unserer Beziehung durch mein schmutziges Geheimnis befleckt war. Meine Schuld dehnte sich immer weiter aus, erfasste meine Eltern, meine Schwester, selbst meine Tutoren. Ich hatte sie enttäuscht, hatte mich selbst enttäuscht, und wozu?
    Endlich tauchte Sally wieder auf und rüttelte mich wach, als die milchige Dämmerung durch die kalten Metalljalousien drang. Mein Kopf dröhnte, mein Mund war trocken, und ich fühlte mich so benommen und taub, dass ich glaubte, nie wieder richtig fühlen zu können.
    »Komm mit«, flüsterte Sally, »lass uns abhauen.«Sie hakte mich unter und zog mich zum Lift. »Das war mal ein richtiger Ausgehabend alter Schule!«, kicherte sie.
    Ich hatte das Gefühl, als würden die Wände immer näher kommen und ihr Grau mich verschlucken. Unter einem Ausgehabend alter Schule hätte ich ein paar Gin Orange in einem Pub um die Ecke verstanden, in der Hoffnung, dass man uns nicht nach unserem Alter fragte. Eine Sekunde lang hasste ich Sally, hasste sie tatsächlich, doch gleich darauf

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