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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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und ihrem Abstieg in die Prostitution erzählt. Dann drehen wir die Geschichte um und beschreiben, was durch Wohltätigkeit erreicht werden könnte, wie diese ihr Schicksal wenden könnte. Ich mustere Flynn, während der Film läuft, aber seine Reaktion lässt sich viel schwerer einschätzen als bei Charlotte, die ihre Botschaft ganz persönlich dicht an ihn herangetragen hat. Vielleicht stellen sich ihm die Nackenhaare auf, weil wir auf Chris’ Insistieren hin das Ganze mit Every Breath You Take von The Police unterlegt haben, was schließlich nichts weiter als eine Ode aufs Stalking ist. Der Film ist zu Ende, und ich stehe auf und lasse meinen Blick zwischen Mary und ihm hin- und herwandern.
    »Diese Frauen haben es verdient, ein Leben zu führen, das mehr ist als ein offenes Ende«, sage ich, angetrieben von einem Energiestoß. Mir liegt die Sache am Herzen. Es geht nicht nur darum, diesen dummen Wettbewerb zu gewinnen. »Wir alle sollten die Chance haben zu wählen, wie wir leben wollen, und es uns nicht aufdrängen lassen müssen. Danke schön«, ergänze ich und nehme dann rasch Platz in der Hoffnung, vor Emotion nicht zu sehr gestottert zu haben, nachdem Charlotte ihre Version der persönlichen Anteilnahme so meisterhaft entworfen hat.
    »Das war großartig«, sagt Flynn viel geschäftsmäßiger, als er Charlottes Arbeit kommentiert hat. »Mann, ich glaube, das ist eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens.« Was, schwerer als die, die Mutter deiner zwei Kinder wegen deiner Visagistin zu verlassen? Ich bin gemein, versuche dann aber sämtliche Ausgaben der Illustrierten Heat, die ich im Wartezimmer meines Zahnarztes gelesen habe, aus meinem Kopf zu verbannen. »Sollen wir eine kleine Pause machen?«, fragt er und streicht sich mit der Hand durchs zerzauste Haar.
    »Eine gute Idee«, entgegnet Mary fröhlich. Bald schon steht eine große Schachtel Kekse bereit sowie Tabletts mit erlesenem Kaffee vom Café um die Ecke.
    »Ich sollte das sein lassen«, meint Flynn lachend beim Griff nach einem Brownie. »Mein Trainer wird mich zur Verantwortung ziehen.«
    »Aber man kann schwer widerstehen, nicht wahr?«, erwidert Mary und nimmt flirtend ebenfalls einen, ohne dabei an Status einzubüßen. Es ist für sie ohne Belang, vor allem der Brownie – sie ernährt sich nur von Karotten und Hummus –, sie weiß allerdings sehr genau, was sie tun muss, damit er sich heimisch fühlt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er mich dabei ertappt, wie ich die beiden heimlich beobachte, doch ehe ich weiß, wie mir geschieht, schreitet Flynn auf mich zu, ein träges sexy Lächeln auf den Lippen.
    »Ganz herzlichen Dank«, sagt er und hält meinen Blick fest. Nicht rot werden, nicht rot werden, flehe ich, aber ich kann es nicht verhindern.
    »Nein, ich habe zu danken«, antworte ich und habe Sorge, womöglich unter einem schrecklichen Promi-Tourettesyndrom zu leiden und ihn am Ende zu fragen, ob er tatsächlich diese verheiratete Schauspielerin aus der Promiliga in einem Jacuzzi gevögelt hat.
    »Ich bin einfach beeindruckt«, versichert er, zu höflich, um zu erwähnen, dass ich wie eine Verkehrsampel leuchte. »Dass es Ihnen gelungen ist, etwas Derartiges in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, all die Fakten zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzuführen … ich könnte das nicht.« Dabei zuckt er mit den Schultern, als gäbe er sich geschlagen.
    »Natürlich könnten Sie das auch!«
    »Nei-ein, ich sage es doch, ich könnte es nicht. Es gibt ein paar Dinge, in denen ich ganz gut bin« , ich versuche, nicht an den Jacuzzi zu denken, »aber sehr viel mehr, in denen ich ein völliger Blödmann bin.« Bei diesen Worten schaut er mir in die Augen, fast als würde er mich anflehen, ihm zu glauben, und sein irischer Akzent lässt seine Worte noch viel schmalziger klingen. Zum Glück kommt Mary angerauscht, nachdem sie den Brownie geschickt am Topf einer Zimmerpflanze entsorgt hat, und erspart es mir, mich noch mehr zum Narren zu machen.
    »Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen«, sagt er. »Sie müssen mich entschuldigen. Sollen wir uns zusammensetzen?«, fragt er Mary.
    »Sie können wohl Gedanken lesen«, entgegnet sie. Ganz lässig macht sie auf ihrem Absatz kehrt und führt ihn in ihr Büro. Sobald sie gegangen sind, bricht ausgelöst durch die Promi-Faszination im Raum allenthalben völlig uncooler Tumult aus. Nur Charlotte klammert sich mit ihren kühlen kleinen weißen Händen an ihren Kaffeebecher, als

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