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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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wollte sie ihn sich einverleiben, ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit im Gesicht. Mein Blick fällt auf den funkelnden Diamanten an ihrem Finger: Sosehr ich sie auch verachte, ich finde sie zugleich auch faszinierend. Sie erinnert mich an ein exotisches, vom Aussterben bedrohtes Tier, das man fasziniert beobachtet, jedoch nur aus sicherer Distanz. Verleiht dieser Ring ihr Sicherheit, das Gefühl, dass jemand sie lieb hat, egal wo sie ist oder was sie tut? Das jedenfalls würde ich mir für mich wünschen, aber vielleicht ist es auch nur eine rosige Fantasie, der man sich nur aus dem romantischen Nichts heraus hingeben kann. Man kann sie sich eigentlich in ihrer Freizeit kaum in einer Trainingshose vor dem Fernseher vorstellen, wo sie sich wegen der Kochshow Come Dine With Me mit Peter über die Fernbedienung streitet: Allem Anschein nach ist die Arbeit ihre einzige Sauerstoffquelle und somit überlebenswichtig. Wonach sieht ihre Verletzlichkeit aus?
    Es dauert etwa zehn Minuten, bis Mary und Flynn wieder auftauchen, verschwörerisch und in Kicherlaune. Vor Anspannung zieht sich mein Magen zusammen, und ich werfe einen ängstlichen Blick auf mein Team. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, ohne die Zeit gehabt zu haben, dem Projekt den letzten Feinschliff zu geben. Ich wollte daran glauben, dass das Konzept wichtiger als die genaue Ausarbeitung ist, aber ich fürchte, das war nur Wunschdenken.
    »Kommt zusammen, Leute«, sagt Mary. »Das sind aufregende Zeiten.«
    »Mit Sicherheit«, stimmt Flynn ihr zu.
    »Gruppensprecherinnen ans Kopfende des Tisches«, kommandiert Mary. »Es versteht sich von selbst, dass beide Präsentationen mustergültig waren.« Ich schaue sie an und will verzweifelt daran glauben, dass sie es auch wirklich so meint, es nicht nur reine Taktik ist. Sie sieht es mir an und lächelt. »Sie waren es wirklich«, bestätigt sie, und mein Inneres löst sich in Dankbarkeit auf – allerdings wäre es mir lieber, wenn ich nicht so sehr von ihrer Zustimmung abhängig wäre. »Charlottes Präsentation hat sich durch eine höchst eindrucksvolle Unmittelbarkeit und Geschicklichkeit ausgezeichnet.«
    James kommt nach Hause, um gemeinsam mit mir zu feiern oder Trübsal zu blasen, aber wir wissen beide, was wahrscheinlicher wäre. Und ich bin so vertieft in meine Gedanken, in denen ich mir meine Niederlage bereits eingestehe, dass ich tatsächlich den Augenblick der Wahrheit verpasse.
    »… doch trotz der handgestrickten Aspekte der Präsentation …«
    »… wobei, wenn wir ehrlich sind, Handwerk im Moment so gefragt ist«, wirft Flynn ein.
    »… kamen wir letztendlich zu dem Schluss, dass Livvys Präsentation die Nase vorn hat.«
    »Wir haben gewonnen?«, krächze ich.
    »Das habt ihr«, sagt Mary, und ich vollführe, weil sie sichtlich stolz auf mich ist, innerlich einen Freudentanz.
    »O mein Gott«, kreische ich und grinse mein jubilierendes Team wie eine Idiotin an. »Vielen Dank.« Flynns Lächeln ist von einer Ernsthaftigkeit durchsetzt, die mich zu spät daran erinnert, dass zu viel Frohlocken nicht angemessen ist. Ich schiele kurz zu Charlotte rüber und rechne damit, dass sie mich mit einem Blick bedenkt, der Töten könnte, aber dazu ist sie viel zu klug.
    »Gut gemacht, Livvy«, sagt sie und zieht eine Schnute. »Sehr beeindruckend.« Sie sieht Flynn an. »Das Wichtige ist aber doch die Stiftung«, versichert sie mit einem hübschen Lächeln. »Sollte ich noch irgendwie helfen können, sollten Sie wissen, dass Sie mich jederzeit erreichen können.«
    Ich versammle mein Team um mich und drücke, den Tränen nah, alle an mich.
    »Ich danke euch allen«, sage ich.
    Chris lächelt abwesend, denn er ist unfähig, seinen Blick von dem Oscar-Nominierten in unserer Mitte abzuwenden. Darin wird er noch in Monaten schwelgen.
    »Nein, wir danken dir«, sagt Rosie strahlend. »Du hast das ganz toll gemacht.«
    »Wirklich?«
    »Ja, ich muss sagen, du hast dich selbst übertroffen«, stimmt Chris ihr zu.
    »Du warst irgendwie anders«, sagt Rosie und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf an. »Du, aber mit mehr Gewicht.«
    Nach einigem Schulterklopfen löst sich alles auf. Mir wird klar, dass ich mich verspäten werde, während ich allerdings noch überlege, wie ich mich am besten von Flynn verabschiede, kommt Mary auf mich zu.
    »Flynn möchte, dass wir drei irgendwo zusammen anstoßen. Sie werden das doch einrichten können, oder?«
    Wie auch nicht? Außerdem bin ich viel zu uncool, nicht insgeheim ein

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