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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Verschnaufpause, was?«, lacht John.
    »Da haben Sie nicht unrecht«, stimmt Flynn ihm zu und tippt einen Code in die Tür. Ein paar Blitzlichter leuchten auf und lassen mich zusammenzucken. »Achten Sie nicht darauf«, sagt er.
    »Ich weiß nicht, wie Sie das aushalten«, meint Mary, als wir im Lift sind. »Sie müssen sich vorkommen wie ein gehetztes Tier.«
    »Ach, das gehört dazu«, meint Flynn wegwerfend. »Dieser Job bringt genügend Vergünstigungen mit sich. Ich kann mich nicht beklagen.«
    Gegen meinen Willen wird er mir langsam sympathisch. Er ist zum einen genau so, wie ich mir einen Filmstar vorgestellt habe, und zum anderen auf angenehme Weise auch wieder nicht.
    »So, dann wollen wir mal sehen, was ich im Kühlschrank habe«, sagt er und führt uns in seine unglaubliche Behausung. Ich gebe mir Mühe, nicht zu glotzen, obwohl die Fläche des Wohnzimmers fast die Größe meiner ganzen Wohnung hat. Große Panoramafenster geben den Blick frei auf den Park, und ich muss mich bremsen, nicht meine Nase daran plattzudrücken, um zu sehen, wie weit der Blick reicht. Der Raum ist karg und minimalistisch eingerichtet, aber jedes sorgfältig ausgewählte Stück kündet von erlesenem und teurem Geschmack.
    »Das ist ja hinreißend«, krähe ich. »Wie lange wohnen Sie denn schon hier?«
    »Ach, nicht doch, Süße. Das gehört mir nicht!«, lacht Flynn. »Das ist auch nur gemietet. Im Grunde genommen bin ich nichts weiter als ein Emporkömmling. Nun, was wollen wir denn – sollen wir uns nicht mit was Prickelndem verwöhnen?«
    »Eine wunderbare Idee«, antwortet Mary. Ich wage es, ihr lächelnd zuzustimmen, aber sie lässt mich abblitzen.
    »So, gleich haben wir’s«, sagt Flynn, der eine Flasche Veuve Clicquot mit einem zufriedenstellenden Knall entkorkt. »Prost«, rufen wir, und als Marys Blick auf mich fällt, bedenkt sie mich mit einem kleinen Lächeln. Endlich, endlich bricht die Sonne wieder durch.
    »Auf die fabelhafte Zusammenarbeit«, toastet sie. »Ganz im Ernst, das ist mal ein Projekt, weswegen ich mich mal für diesen Job entschieden habe. Wir werden viel Spaß haben.«
    »Und ich möchte Ihnen noch mal danken«, ergänze ich mit einem peinlichen Schwanken in der Stimme. »Ich fass es noch immer nicht, dass Sie beide mir diese unglaubliche Chance gegeben haben.« Ich sehe Mary an. »Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    »Nicht doch, Livvy, wir ziehen doch nicht in den Krieg«, sagt sie kichernd.
    Die nächste Stunde haben wir fast durchweg Spaß (man achte auf das fast). Aufregend ist es schon, aber während der ganzen Zeit habe ich ein mulmiges Gefühl, und die Informationen, die ich mir über Flynn aus dem Mischmasch von reißerischen Pressegeschichten mittels Müllosmose einverleibt habe, erweisen sich als höchst gefährlich. Das makellose Apartment lässt durch nichts auf die zwei oder auch drei Kinder schließen, die er angeblich haben soll, und ich bin mir auch nicht sicher, ob er noch immer mit der Visagistin zusammen ist, die seine Ehe zerstört hat. Ein wenig klarer wird das Bild, als ich ihn frage, wie lange er in der Stadt bleibt.
    »Gott sei Dank nur noch ein paar Monate. Ich kann nicht länger von meinen Kindern weg sein, sonst vergessen sie noch, wie ich aussehe! Und ich kann sie, seit sie auf die Schule gehen, auch nicht mehr um die Welt fliegen lassen. Wollen Sie ein paar Fotos sehen?«
    Und schon kommentieren Mary und ich mit zustimmenden Geräuschen seine iPhone-Aufnahmen von Edith, Stanley und Zara, einem afrikanischen Mädchen, das er nach einem langen Dreh in Tansania adoptiert hat. Also, Paris Hilton sollte wirklich mal jemand stecken, wie abgedroschen Chihuahuas sind. Er vertieft sich in die Fotos, als könnte er sich gar nicht mehr davon lösen.
    »Tut mir leid. Eigentlich haben wir das gemeinsame Sorgerecht, aber ich bin so viel unterwegs …«
    Mary neigt einfühlsam den Kopf.
    »Ich war schon immer der Ansicht, dass es bei der Zeit, die man mit seinen Kindern verbringt, um die Qualität und nicht um die Quantität geht. Und ich bin mir sicher, dass sie sich freuen, wenn Sie bei ihnen sind.«
    Ich muss an ihre perfekten Töchter, beides Marys im Kleinformat denken, die sie erst sehr spät bekam, als schon kaum einer mehr damit gerechnet hatte, dass sie Mutter wird; an die am Sonntag mit ihnen zusammen gebackenen Kuchen, die sie mitbringt und deren Herkunft ein wenig zu lauthals verkündet wird, die Klecksbilder, unter denen Mummy gekritzelt steht und die gerahmt einen

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