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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Ehrenplatz auf ihrem Schreibtisch einnehmen. Schwer zu sagen, wie das hinter geschlossenen Türen umgesetzt wird.
    »Ich hoffe doch«, sagt Flynn niedergeschlagen. »Ach, genug davon. Haben Sie denn Kinder, Livvy?«
    »Nein, ich habe keine. Mir fehlt noch der richtige Mann dafür«, sage ich und bin plötzlich von Traurigkeit erfüllt.
    »Sind denn irgendwelche Kandidaten in Sicht?«, erkundigt sich Mary und kneift mich freundschaftlich in den Arm.
    Sie sehen mich beide erwartungsvoll an, als würde ich auf der Bühne stehen.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich meine, nein, es gibt keinen.«
    »Da gibt es etwas, das sie uns verheimlicht!«, sagt Flynn. »Wer ist der Glückliche?«
    »Es gibt keinen Glücklichen, wirklich nicht«, beharre ich so verlegen, dass ich sogar aus Sympathie zu Flynn in einen irischen Akzent verfalle.
    »Das ist die größte Herausforderung im Leben, nicht wahr?«, meint Flynn mit einem traurigen Lächeln. »Jemanden zu finden, der es wert ist, sich fest zu binden.«
    »Aber Sie haben doch sicherlich die Qual der Wahl«, wende ich ein. »Ich meine, die Frauen stürzen sich doch geradezu auf Sie.«
    »Wie habe ich das zu verstehen?«, entgegnet er und ist gleich weniger freundlich.
    »Ich meine ganz allgemein, Frauen …« Nun starren Flynn und Mary mich beide an wie zwei Statuen, denen kein Lächeln entkommt. Wieso ist das so falsch, was ich gesagt habe? Vielleicht denkt er, ich wollte darauf anspielen, dass er seine Frau hat sitzenlassen. »Sie sind doch ein richtiger Frauenschwarm.«
    O Gott, jetzt stelle ich ihn so hin, als wäre er eher ein Stück Fleisch als ein ernsthafter Schauspieler: Ich sollte vermutlich den Schaden begrenzen und durch die Glasscheibe springen.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagt er mit einem kalten Lächeln. »Ich möchte kein schlechter Gastgeber sein, aber diese Zeilen lernen sich nicht von selbst.«
    Die ganze U-Bahn-Fahrt lang verfluche ich mich und gehe meine Worte immer und immer wieder durch, bis ich glaube, verrückt zu werden. Die Worte an sich hören sich gar nicht so schlimm an, und ich weiß, wenn ich es James erzähle, wird er mich für albern halten, aber sie verklumpten und verwandelten sich zu etwas Unheilvollem, sobald sie nach draußen drangen. Mary ging nicht darauf ein, als wir uns verabschiedeten, sie drückte mir sogar einen flüchtigen Kuss auf jede Wange, doch ich spürte ihre ablehnenden Schwingungen.
    Als ich zu Hause durch die Tür komme, sind die Lichter an, aber es herrscht völlige Stille, obwohl James es nicht aushält, wenn der Fernseher nicht läuft. Er sitzt stumm auf dem Sofa, und ich wappne mich für ein Beleidigungsbombardement wegen meiner Unzuverlässigkeit.
    »Es tut mir wirklich leid … es war beschissen von mir, ich weiß … du beeilst dich extra …«
    James blickt mit geistesabwesendem Gesichtsausdruck auf.
    Ich hocke mich ans andere Ende des Sofas, ratlos, wie ich dieses merkwürdige, bedeutungsschwangere Schweigen deuten soll.
    »Bist du den ganzen Abend hier gewesen?«
    »Kann man nicht sagen, nein.«
    Warum ist er derart einsilbig? Ich stupse ihn in die Rippen.
    »Erde an James, Erde an James. Ist das zu fassen, dass ich gewonnen habe? Tatsächlich gewonnen habe? Es fehlt nicht viel, und du könntest dir einbilden, neben Scarlett Johansson zu sitzen.«
    Er schüttelt seine seltsame Erstarrung ab.
    »Na gut, Livvy, ich hol dir ein Glas.«
    Er kommt zurück und schenkt mir mit viel Trara meinen Wein ein. Er sieht heute Abend besonders gut aus, trägt ein grünes T-Shirt mit V-Ausschnitt zu seinen Jeans, das den Karamellton seiner Haut zur Geltung bringt.
    »Prost, meine Süße. Wie ist er denn so?«
    »Flynn? Er wirkte eigentlich normal, aber dann … Ich glaube, ich habe es völlig vermasselt. Und das will ich doch auf gar keinen Fall, es ist das erste Projekt seit Jahren, hinter dem ich wirklich stehen kann, das tatsächlich von Bedeutung ist.«
    Ich würde am liebsten die ganze Geschichte ausbreiten, doch ich spüre, dass ich kein Publikum habe. James stiert wieder ins Leere, wobei seine Hand eins der Sofakissen streichelt. Ich könnte genauso gut Estnisch sprechen.
    »Ich weiß nicht, es hörte sich ganz danach an, als wärst du fantastisch gewesen.«
    »Ich habe dir doch noch nicht mal erzählt …«
    Er fällt mir ins Wort.
    »Mir ist was Verrücktes passiert, Livvy, aber ich möchte nicht, dass du deswegen sauer wirst.«
    »Verrückt inwiefern?«, hake ich nach, um einen lockeren Ton bemüht.
    »Ich bin

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