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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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aber meine Bedenken noch nicht geäußert. Entweder würden diese als kleine, gegen Lola gerichtete Stichelei, oder, unendlich viel schlimmer, als Angriff gegen Sally aufgefasst werden. Außerdem überlegte ich, dass die Art von Beziehung, die Lola und Justin hatten, sicherlich bald dazu führen würde, dass sie mit ihm zusammenzog. Sie schienen wie füreinander bestimmt zu sein – alles wirkte leicht und synchron –, und Lola, die nicht der Typ für große Erklärungen war, strahlte. Als mitten in Pretty Woman das Telefon läutete, stürzte sie sich darauf, weil sie wusste, dass es nur Justin sein konnte. »Soll ich das Band anhalten?«, erkundigte Sally sich in einem Ton, der deutlich machte, dass sie sich besser beeilen sollte, doch Lola winkte ab, als wäre das völlig irrelevant, und düste dann aus dem Zimmer, um in der Küche an den Apparat zu gehen. Ich glaubte, nur ich verstünde die Geheimsprache, mit der Sally ihre Worte unterlegte, aber im Rückblick denke ich, dass Lola sie genauso deutlich vernahm. Sie hatte einfach ein Händchen dafür, alles einfach an sich abperlen zu lassen.
    Sally rollte ihre mascaraschweren Augen, während ich die Pausentaste des Receivers drückte.
    »Das ist ja lustig.«
    »Sie kann nicht anders«, sagte ich, und Sally prustete los vor Lachen, weil sie meinen Kommentar als bissig interpretierte, wohingegen ich ihn ehrfürchtig gemeint hatte. Lolas offenherzige Bewunderung Justins war durch und durch süß, so süß, dass ich sie darum beneidete. Matt hatte mir am Valentinstag zögernd seine Liebe gestanden, als wäre er jetzt auf der richtigen Seite in seinem romantischen Handbuch angekommen, und ich hatte ihm gewissermaßen meine Zuneigung bestätigt. »Ich auch«, hatte ich gemurmelt, weil ich nicht wusste, wie ich ihm vermitteln sollte, dass ich mir meiner Gefühle nicht sicher war. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir die Liebe als exakte Wissenschaft, die man in einem Teströhrchen mit Luft aufschäumen und dann den Schaum trinken konnte. Ich wollte mit ihm zusammen sein und hatte ihn sehr gern, verspürte aber nicht die obsessive Erregung, die ich bei James verspürt hatte, wo ich alles dransetzen würde, um noch ein paar Minuten mehr mit ihm herauszuschlagen, und wo der Rest der Welt in Trümmer fallen könnte, ohne dass ich es mitbekäme. Aber war das real oder ein Hirngespinst von der Liebe, die so nur in meiner fiebrigen Vorstellung von einer Beziehung existieren konnte? Wenn ich Lola ansah, erkannte ich, dass es einen dritten Weg gab, eine Möglichkeit, die meine beiden höchst fehlerhaft aussehen ließ. Ich gelobte mir, mich intensiv auf die Dinge zu konzentrieren, die ich an Matt mochte und bewunderte, in der Hoffnung, damit mein Herz in Schwung zu bringen: Vielleicht konnte man sich ja für die Liebe entscheiden, und sie war nicht das einem vom Schicksal zugedachte Geschenk, als die ich sie immer verstanden hatte.
    Schließlich kam Lola unter vielen Entschuldigungen zurück, das Gesicht gerötet. »Fändet ihr es sehr seltsam, wenn er morgen Abend hochkäme?«, wollte sie von uns wissen. Seltsam wäre es, keine Frage, aber es war ihr anzusehen, wie viel ihr daran lag, und schließlich gehörte das Haus ihrer Familie.
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Tu, was du für richtig hältst«, erwiderte Sally abgehackt, den Blick auf der Fernbedienung.
    »Ganz ehrlich, Mädels, sagt es mir, wenn es euch stört. Es ist nur, er wollte eigentlich zu einem Gig, zu dem er jetzt doch nicht geht, und er würde das Haus hier gern sehen. Ihr könnt das Zimmer behalten, wir werden hier unten schlafen …«
    »Ein bisschen seltsam ist es schon«, begann ich, »aber es geht schon klar. Ich meine …«
    »Es ist geklärt«, fiel Sally uns beiden ins Wort. Sie drückte entschlossen auf »Play«. »Augen nach vorn.«
    Wir gingen zu Bett, ich in einem Schlafanzug, dessen Ober- und Unterteil nicht zusammenpassten, dazu ein paar Wollsocken, Sally in einem lachsfarbenen Babydoll, das brandgefährlich aussah. Mit dem Konzept schlichter Kleidung hatte sie sich nie anfreunden können. Sie drückte sich Baumwollpads auf ihre Panda-Augen und saugte den Rest der schwarzen Schmiere heraus.
    »Du wirst mich doch nicht auch noch mit Schmusekater überraschen?«, flüsterte sie. »Hast du dir kein Notfall-Whiskas eingepackt?«
    Ich kicherte und fühlte mich dann aber ein wenig traurig. Ich wünschte, es wäre mir unerträglich gewesen, achtundvierzig Stunden von ihm getrennt zu

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