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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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frostiger, bis man sich geschlagen gibt und selbst kündigt.
    »Wunderbar. Ich werde mir wirklich Mühe geben.«
    »Nicht doch, Livvy, wir kennen schließlich alle die Wahrheit«, meint Mary und sieht mich amüsiert an. »Da ist nicht viel zu tun. Es ist ein Prestigeprojekt, eine Übung in gegenseitiger Begünstigung. Ihre Hauptfunktion besteht darin, Flynns Ego Auftrieb zu geben.«
    »Ist das so?« Ich bin am Boden zerstört. »Aber …« Ich lasse es sein, weil ich ihr nicht widersprechen möchte. »Ich werde alles dransetzen, dass es funktioniert. Es ist eine große Sache.«
    »Offensichtlich«, sagt sie vernichtend. »Es kann mir kaum am Herzen liegen, dass afrikanische Frauen vor Armut umkommen, aber aus diesem Grund haben wir Oxfam. Er wird ein paar mehr Scheine lockermachen, das meiste davon allerdings irgendeinem trotteligen Mitläufer dafür zahlen, dass er das Ganze verwaltet, und sich im Glanz der Selbstzufriedenheit sonnen. Aber wenn wir es schaffen, ihn bei der Stange zu halten, wer weiß, was dann dabei herauskommt? Filmkampagnen, Aufträge für all die internationalen Marken, die er promotet. Da ist viel Potential für uns drin.«
    Ich lasse mir nicht anmerken, wie enttäuscht ich bin. Vielleicht hätte ich ihr zugestimmt, wenn sie das von Anfang an so klargestellt hätte, doch bis zu Flynns Funkstille habe ich alles für bare Münze genommen, nicht zuletzt wegen ihrer leidenschaftlichen Plädoyers. Schließlich war es genau in dem Moment in meinem Schoß gelandet, als ich auf Sinnsuche war.
    »Was soll ich also machen?«, frage ich und hoffe, nicht allzu eingeschnappt zu klingen.
    »Tun Sie einfach alles, was er will.« Sie kichert. »Es besteht wirklich kein Grund dazu, derart bedrückt dreinzublicken, Livvy. Ich will damit nur sagen, dass Sie in ständigem Kontakt mit ihm bleiben müssen, damit er das Gefühl hat, an jedem einzelnen Schritt beteiligt zu sein.«
    »Aber Sie sagten doch … ich meine, ich werde in erster Linie das Skript schreiben und die Agentur briefen. Und das kann ich auch nur, wenn er meine Anrufe erwidert.«
    »Das wird er jetzt tun«, entgegnet sie zuversichtlich. Mir sitzt die Angst im Nacken. Was werden sie ihm gesagt haben, um ihn davon zu überzeugen, dass ich der Aufgabe gewachsen bin? Wenn er mich nicht dabeihaben will, möchte ich es nicht machen, aber ein Blick auf Marys steinerne Miene sagt mir, dass ein Ausklinken meinerseits nicht zur Disposition steht.
    »Gut.«
    »Schreiben Sie es doch mit ihm zusammen. Sie kennen ja diese ungebildeten Schauspieler, die sich danach verzehren, sich mal auf dem Papier auszutoben. Wir können ihn auch beim Casting miteinbeziehen, ihn einen Regisseur aussuchen lassen. Ihm das Gefühl geben, unersetzlich zu sein. Es kann auch Spaß machen, man weiß nie!«
    »Ich werde ihn jetzt anrufen.«
    »Kommen Sie damit klar? Sehen Sie irgendwelche Probleme?«
    »Nein, nein. Alles bestens«, versichere ich und erhebe mich.
    Sie streicht mit ihren langen lackierten Fingern über meine Hand und zieht mich zurück aufs Sofa.
    »Wie lief es gestern Abend?« Ich versuche ein Lächeln aufzusetzen, weil ich meinen Worten nicht traue. Ich sehe, dass ihr nächster Termin bereits ungeduldig an der Tür wartet, ein schwedischer Regisseur mit Irokesenschnitt, der mit Moodboards wedelt.
    »Bleiben Sie noch eine Minute«, fügt sie hinzu und lächelt mich aufmunternd an. Ich atme ein paar Mal tief durch und warte ab, bis ich mich so weit gesammelt habe.
    »Danke der Anfrage. Es war schön«, sage ich und bereite mich auf den Aufbruch vor.
    »Machen Sie’s gut«, entgegnet sie, ohne den Blick von mir zu wenden. »Es hört sich vielleicht etwas abgedroschen an, aber die Zeit heilt alle Wunden.«
    Eine Sekunde lang möchte ich ihr über vergangene Nacht mein Herz ausschütten, sie fragen, was ich tun soll, aber dann komme ich wieder zur Vernunft. Ich halte dem sichtbar verärgerten Schweden die Tür auf, und sie verdreht, wie sie das häufig tut, lustig und verschwörerisch ihre Augen angesichts seiner grotesken Frisur.
    Als ich wieder an meinem Schreibtisch sitze, beschließe ich, William auf seine SMS zu antworten. Ich möchte nicht, dass er sich deswegen zerfleischt. Bitte mach Dir keine Gedanken, schreibe ich, Du brauchst Dich für nichts zu entschuldigen. Wir haben beide zu viel getrunken. Pass auf Dich auf, Livvy. Nachdem ich meine Nachricht noch mal überflogen habe, entscheide ich mich für Olivia, damit er mich nicht zu anbiedernd findet, um es gleich

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