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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Traumwelt war. Aber das hier war besser. Es war real.
    Ich hatte die ganze Fahrt über meine Hand auf Hannes’ Bein. Meine Handfläche glühte so stark, dass ich das Gefühl hatte, sie müsste ein Loch durch Hannes’ Hose schmoren und ein Brandzeichen auf seinem Oberschenkel hinterlassen. Er musste spüren, wie meine Hand glühte, aber ich nahm sie trotzdem nicht weg. Erst als wir die Stadt wieder erreicht hatten und die Straßenlaternen das Wageninnere erleuchteten, wagte ich es, die Stille zu durchbrechen.
    »Das war schön.«
    »Du meinst verrückt.«
    Ich schüttelte schläfrig den Kopf. »Verrückt schön. Wie bist du bloß auf die Idee gekommen?«
    »Das war einfach. Ich wollte etwas machen, was dir gefällt.« Er lächelte, und vielleicht kam es auch nur durch das schwache Licht der Straßenlaternen, aber sein Gesicht wirkte mit einem Mal ganz offen und weich, als er mich ansah und sagte: »Weil ich dich liebe.«
    Ich dachte keine Sekunde über meine Antwort nach, weil ich mir absolut sicher war, als ich leise flüsterte: »Ich dich auch.«
    Verdammt. Ich hatte ein Problem.

Just Divorced
    Hannes war kein Mann zum Betrügen.
    Er war einer zum Heiraten. Jedenfalls, wenn es nach Tina ging. Denn nur so und nicht anders konnte ich – und mit etwas Phantasie vermutlich auch Hannes – ihre Andeutungen verstehen, als wir bei der Feier zu ihrer gelungenen Scheidung wie selbstverständlich beim Thema Heiratsanträge landeten.
    Zum Glück gab es in den letzten Tagen des Urlaubs und in den Wochen danach keine Gelegenheit mehr für mich, Hannes zu betrügen, da Tim und ich uns nur noch unter Aufsicht gesehen hatten. Die Affäre fand nicht statt. Überhaupt war ich mir inzwischen sicher, dass Tim sie nur ins Spiel gebracht hatte, um nicht ganz ohne Lösungsvorschlag dazustehen. Ich hatte ihm keine Antwort mehr darauf gegeben. Bis heute nicht. Und zum Glück hatten Tim und Sarah auch für die Party heute Abend abgesagt.
    Tina hatte eine komplette Lounge gemietet und ein »Just Divorced«- Schild über der Bar aufgehängt. Sie und Özlem, Freundin und Scheidungsanwältin in Personalunion, liebten es, Mottopartys zu veranstalten, und eine Trennung stellte eine ganz neue Herausforderung an sie dar. Offensichtlich war es nicht leicht, geeignete Dekoration für diesen Anlass zu finden, und so hatten Tina und Özlem improvisiert. Die Wände waren mit durchgerissenen Fotos von zerstrittenen Hollywood-Paaren geschmückt, Tische, Bar, Sessel und Sofas hatten eine rote Trennungslinie in der Mitte, und der Höhepunkt der Party sollte eine Hochzeitstorte sein, auf der das Brautpaar mit Axt und Hammer aufeinander einschlug.
    Tina und Aygün hatten sich online scheiden lassen.
    »Total easy. Einfach ein paar Klicks an den richtigen Stellen, zu Özlem faxen und fertig. Kostet so gut wie gar nix mehr«, sagte Tina und stieß darauf glücklich mit Özlem an, die sich nach ihrer eigenen Scheidung auf Eherecht spezialisiert hatte.
    »Aber nur, weil ich dir einen speziellen Freundinnenrabatt gebe, ansonsten verdiene ich ganz gut mit Online-Scheidungen.«
    »Auf die Trennung per Mouseklick«, gab ich meinen ironischen Senf dazu, aber Tina und Özlem konnten meinen zynischen Unterton erfolgreich ausblenden und unterhielten sich weiter über die Vorzüge der Eheauflösung per Internet. Meine Gedanken schweiften dagegen einmal mehr ab zu Tim, seinem unmoralischen Angebot und der Frage, warum unsere Trennung nicht auch so simpel verlaufen konnte. Ein paar Häkchen an den richtigen Stellen, und sie lebten glücklich und geschieden bis an ihr Lebensende. Aber nein, nachdem wir unsere Beziehung nicht richtig auf die Reihe bekommen hatten, bekamen wir nun noch nicht einmal die Trennung ordentlich hin.
    »Und wie ist das mit dem Trennungsjahr?«, erkundigte sich Hannes äußerst interessiert, so dass ich schon befürchtete, er versteckte noch irgendwo eine heimliche Ehefrau vor mir.
    Tina und Aygün waren meines Wissens das einzige offiziell geschiedene Paar, dessen getrennte Wohnbereiche durch eine unsichtbare Linie im Ehebett gekennzeichnet wurden, und selbst die war sicherlich bereits mehrfach überschritten worden.
    »Da die Trennung auch in der gemeinsamen Ehewohnung stattfinden kann, kann sie vom Scheidungsrichter nicht wirklich kontrolliert werden. Die Ehegatten müssen nur glaubhaft versichern können, dass sie seit einem Jahr in ihrer Wohnung nicht mehr zusammen gewirtschaftet und gelebt haben, sondern getrennt«, erklärte Özlem in ihrem

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