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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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auf?
    »Nein«, schniefte ich und nieste dreimal in mein zerknittertes Taschentuch.
    »Los, ab ins Bett.« Er drängte sich an mir vorbei in die Wohnung. Ich schüttelte nur kraftlos den Kopf. »Tim, ich kann jetzt wirklich nicht …«
    »Meine gefürchtete Hühnerbrühe essen?«, unterbrach er mich und zog einen gefrorenen Beutel aus seiner Einkaufstasche. »Musst du aber, ich habe nämlich noch eine Portion bei uns im Tiefkühlfach gefunden.«
    Er holte noch ein paar Zitronen, eine Packung Kamillentee und Zwieback aus seiner Tasche – sein Patentrezept gegen jede Krankheit – und durchsuchte die Schränke in meiner unbenutzten Einbauküche.
    »Wo sind denn deine Töpfe?«, fragte er irritiert, als ihn überall nur gähnende Leere anstarrte.
    »Welche Töpfe? Die gehörten doch alle dir.« Ich ließ mich müde auf der ersten Treppenstufe nieder und lehnte meinen Kopf auf der Suche nach etwas Abkühlung gegen die Eisenstangen des Geländers.
    »Wasserkocher?«
    »Gehörte auch dir.«
    Tim schüttelte entgeistert den Kopf. »Und womit kochst du, wenn du …« Ein Blick in mein leeres Gesicht genügte ihm als Antwort.
    »Hannes hat Töpfe. Zumindest hat er schon mal gekocht. Einmal. Also müsste er auch Töpfe haben. Ich glaube nicht, dass er sie ausgeliehen hat, also …« Tim kam zu mir und befühlte besorgt meine Stirn, weil er mein Gestammel vermutlich für Fieberwahn hielt.
    »Okay. Du nimmst jetzt ein heißes Bad und ich kümmere mich um das Topfproblem. Und dann legst du dich ins Bett und stehst heute nicht mehr auf, verstanden?« Er half mir auf und schob mich die Treppe hoch.
    »Sehr witzig, wer hat denn hier Sturm geklingelt?«
    »Einer muss sich ja um dich kümmern. Wahrscheinlich schluckst du schon wieder tagelang nur Aspirin.«
    »Mit Vitamin C«, verteidigte ich mich, aber Tim ließ das nicht gelten und mir stattdessen ein heißes Bad ein. So heiß, dass die Kacheln bis zur Decke beschlagen waren, als ich zehn Minuten später matt in die Badewanne kletterte. Ich gab ein zufriedenes Ächzen von mir, während ich mich bis zum Kinn in das heiße Wasser niederließ. Was für eine Wohltat für meine schmerzenden Beine, Arme und den Rücken. Warum war ich nicht selbst auf die Idee gekommen? Dabei war Baden doch sonst immer meine Antwort auf alles.
    Nach einer Weile spürte ich, wie sich alles in mir entspannte, und wollte gerade etwas eindösen, als Tim ohne anzuklopfen die Badezimmertür öffnete.
    »Hey, ich bade noch«, rief ich und versuchte etwas albern, meine Brüste zu bedecken. Aber an denen war Tim gar nicht interessiert. Zumindest heute nicht.
    »Ja, und zwar schon viel zu lange. Wo sind deine Handtücher?«
    Ich verzog schuldbewusst das Gesicht. Tim verdrehte die Augen. »Jetzt sag nicht, dass die auch alle mir gehörten.«
    »Nee, die habe ich nur vergessen. Aber Hannes hat …«
    »Schon klar.« Tim verschwand leicht angesäuert und kehrte kurz darauf mit einem großen Badehandtuch wieder, das er mir ausgebreitet und fertig zum Abrubbeln hinhielt, so wie wir es bei Kai immer machten. Mir war zwar aufgefallen, dass man als Eltern automatisch einige Verhaltensweisen verinnerlichte, so wie das ›Gläser in die Mitte des Tisches‹-Schieben, auch wenn das Kind nicht dabei war. Aber von Tim jetzt wie ein Kleinkind abgerubbelt zu werden, das wollte ich nun doch nicht. Ich bat ihn, das Handtuch auf den Klodeckel zu legen, weil ich mich durchaus schon alleine abtrocknen konnte, aber Tim schüttelte den Kopf. »Jetzt stell dich nicht so an, ich habe dich schon oft nackt gesehen.«
    »Ja, und zwar ein paarmal zu oft«, grummelte ich und stieg beleidigt aus der Wanne. Augenblicklich spielte mein geschwächter Kreislauf verrückt, ein dunkler Schleier legte sich über meine Augen und jetzt war ich froh, dass Tim mich mit dem Handtuch in Empfang nahm.
    »Alles klar?«
    Ich schüttelte den Kopf und griff nach seiner Schulter. Schnell legte Tim seinen Arm um mich und hielt mich fest. Ich ließ meinen Kopf auf seine Brust sinken. Wir standen eine Weile fest umschlungen neben der Badewanne, bis der Schleier vor meinen Augen wieder verschwand. Na gut, wir standen etwas länger so da, weil ich mich in seinen Armen einfach wohlfühlte und meinen Schwächeanfall deswegen ein bisschen hinauszögerte.
    »Geht’s wieder?«, fragte Tim leise.
    »Gleich«, murmelte ich und drückte meine Wange noch stärker gegen seine Brust. Tim fing langsam an, meinen Rücken abzurubbeln und jetzt hätte ich ihn am liebsten in mein

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