Seitenwechsel
ein dreijähriges Kind und tat so, als wäre sein Karrieresprung das Normalste auf der Welt. Endlich hatte ich meine Gedanken so weit sortiert, dass ich aufspringen und ihm gratulieren konnte.
»Das ist unglaublich!«
Hannes zuckte mit den Schultern. »Nein, eigentlich hat man mich damals damit nach Köln gelockt.«
»Na ja, Kölner versprechen einem viel, wenn genug Kölsch geflossen sind. Es freut mich total für dich.«
Hannes zog mich auf seine Knie und ich umarmte ihn stürmisch. Er lachte, aber dann sah er mich plötzlich ernst an und fragte: »Freut es dich wirklich?«
Ich versuchte, überrascht auszusehen, aber es klappte nicht so richtig, weil genau das auch einer der Gedanken war, die mir gerade durch den Kopf schossen. Konnte ich mich ohne Vorbehalte freuen? Sein Schritt nach oben machte die Entfernung zwischen uns automatisch größer, und das nicht nur im bildlichen Sinne. Sein Büro war zwei Etagen über mir, wir würden nicht mehr im gleichen Ressort arbeiten, und der gemeinsame nachmittägliche Kaffee würde auch flachfallen. Aber Hannes hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er eher der karriereorientierte als der häusliche Typ war. Deshalb klappte es ja auch so gut mit uns. Ich wusste, dass für Hannes ein Traum in Erfüllung ging, und wollte seine Freude darüber nicht durch irgendwelche egoistischen Ansprüche schmälern. Also nickte ich und gab ihm einen dicken Gratulationsschmatzer auf den Mund.
»Dann kann ich endlich wieder mit meinen Kollegen über unseren Sportchef lästern«, grinste ich.
»Ach, es wird über mich gelästert?«, fragte Hannes, und ich war mir nicht sicher, ob seine Empörung wirklich nur gespielt war. Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ja, aber das fällt unter die journalistische Verschwiegenheitspflicht. An der Spitze ist es nun mal einsam.«
»Ja, was soll’s. Mitarbeiter sind mir ohnehin nur lästig. Außer die, die mit mir das Bett teilen. Und jetzt iss auf, dann haben wir noch Zeit für die Rom-in-zwei-Stunden-Tour.«
Als ich allerdings nach einer Stunde Rom im Schnelldurchlauf müde wurde, zog er mich stattdessen in das nächste Kino, meine Einwände ignorierend, dass ich kein Wort Italienisch könnte. »Ich habe nicht vor, den Film mit dir zu schauen«, grinste er nur und kaufte eine große Portion Popcorn. Die restliche Stunde bis zum Rückflug verbrachten wir auf den hintersten Plätzen des winzigen, fast leeren Kinosaales mit einer ausgiebigen Knutscherei und der improvisierten Untertitelung eines mir unbekannten italienischen Liebesfilmes. Ich hatte selten so viel gelacht und so viel geküsst. Als wir schließlich wieder im Flieger nach Köln saßen, schlummerte ich zufrieden an Hannes’ Schulter vor mich hin.
Ja, er gab sich ehrlich Mühe. Und ich war ehrlich verliebt.
Es war halb fünf Uhr morgens, als wir zu Hause ankamen, aber das hinderte uns nicht daran, da weiterzumachen, wo wir im Kino aufgehört hatten. Die Nacht war sowieso fast zu Ende, da war es besser, ganz wach zu bleiben, als mit verschlafenem Kopf in der Redaktion zu erscheinen. Wir lagen seitlich nebeneinander auf dem Bett, unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und schauten uns verliebt in die Augen.
»Das war schön«, flüsterte ich.
»Du hast mir immer noch nicht verraten, wie du die Pizza fandest«, flüsterte er genauso leise, als wäre es eine Liebeserklärung.
»Acht einhalb.« Ich schob mein Gesicht ein Stück nach vorne und küsste ihn leicht auf den Mund.
»Hm?«, fragte er, während er mir mit seiner freien Hand ganz langsam unter der Bluse über den Rücken strich.
Ich hauchte: »Von zehn«, und spielte weiter mit seiner Oberlippe. Ich konnte die winzigen Stoppeln darauf spüren, seine letzte Rasur war schon fast vierundzwanzig Stunden her, und ich fuhr sanft mit der Zunge darüber.
Er schob seine Hand zwischen meine Schulterblätter, streichelte eine Weile meinen Nacken und öffnete auf dem Rückweg meinen BH. Dabei raunte er mir ins Ohr: »Hattest du denn schon mal eine Zehn?«
Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen, als Hannes mich auf den Rücken drehte, meine Bluse von unten aufknöpfte und sich ganz langsam küssend den Weg von meinem Bauchnabel hoch bahnte. »Nicht auf der Pizzaskala«, murmelte ich kaum noch verständlich, weil ich nicht gleichzeitig reden und mich auf seine Zärtlichkeiten konzentrieren konnte.
»Sondern?« Hannes stoppte, kurz bevor er meinen BH erreicht hatte, und sah grinsend auf. Aber ich
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