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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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Dieter als Erster nach oben geht. Neben Kuno befindet sich Ossi, den Ablenkkörper wurffertig in seiner Hand. Ich hebe den Daumen in die Höhe, als letzte Frage an die Beteiligten, ob sie bereit sind. Alle nicken mir zu, und so gebe ich Dieter ein Zeichen, dass es jetzt losgeht.
    Mit einiger Mühe gelingt es ihm, den Schild einigermaßen leise in der besprochenen Art und Weise auf den Dachboden zu stellen, und Kuno reckt seine Hand nach oben, um den Schild in Position zu halten. Ich gebe Ossi einen Klaps auf den Rücken, woraufhin er den Ablenkkörper im hohen Bogen durch die Luke in Richtung des von uns vermuteten Standortes des Täters wirft. Bereits als der Knallkörper an seinem Kopf vorbeifliegt, beginnt Dieter mit seinem Aufstieg. Die Ablenkkörper, die wir verwenden, haben im Gegensatz zu einer Handgranate nur eine Verzögerungszeit von 1,5 Sekunden. Das heißt, diese Dinger knallen fast unmittelbar, nachdem der Werfer sie losgelassen und von sich geschleudert hat. So auch jetzt. Dieter hat noch nicht die letzte Sprosse der Leiter erklommen, als die Ablenkung mit ohrenbetäubendem Knall detoniert. Auch Kuno ist bereits auf dem Weg nach oben und hat die von uns als »ungefährlich« deklarierte Seite des Dachbodens im Blick. Alles scheint nach Plan zu laufen. Als Nächster klettert Ossi in Windeseile die Leiter hinauf, dahinter folge ich. Als ich durch die Luke klettere, sehe ich, wie Dieter und Ossi sich langsam der Nische, denn um eine solche handelt es sich tatsächlich, nähern. Bevor sie aber die Ecke erreicht haben, ertönt aus der Nische ein einzelner, gar nicht sonderlich lauter Schuss. Dieter, seine Pistole in Vorhalte, wendet zur Überwindung der Ecke eine Technik an, die wir »Kuchenschneiden« nennen. Hierbei bewegt man sich in einigem Abstand und ganz kleinen Schritten graduell immer weiter um die Ecke herum. Durch die langsame Veränderung des Winkels kann man in den allermeisten Fällen zumeist zuerst Teile des Körperteils (z.B. den Fuß) der hinter der Ecke stehenden Person sehen, bevor man selbst in deren Blickfeld gerät. Dieters unter der Waffe angebrachte Surefire-Taschenlampe taucht nach und nach immer mehr von der Nische in helles Licht. Plötzlich beendet Dieter seine Bewegung und ruft: »Täter am Boden, blutet aus dem Kopf.«
    Nun tritt Ossi vor, der dabei tunlichst vermeidet, durch Dieters Schussfeld zu laufen, und kickt, außerhalb meines Sichtfeldes, mit dem Fuß die neben der geöffneten Hand des Täters am Boden liegende Schusswaffe aus dessen Reichweite. Ich blicke noch einmal kurz hinüber zu dem auf der anderen Seite des Dachbodens angekommenen Kuno, der offensichtlich auf seiner Seite keine weiteren Feststellungen gemacht hat. Danach erreiche auch ich die Nische und sehe den Täter am Boden liegen. Aus einer klaffenden Kopfwunde läuft Blut und bildet eine immer größer werdende Lache.
    Ich betätige mein Funkgerät: »Täter aufgefunden und sicher. Täter hat sich bei Annäherung unserer Kräfte mit seiner Waffe in den Kopf geschossen. Benötigen Notarzt …«
    »Verstanden«, meldet sich die Befehlsstelle sofort, »Notarzt ist unterwegs.«
    Ich glaube nicht so recht daran, dass der Täter noch lebt, will aber nichts unversucht lassen und wende mich an Kuno, unseren Rettungssanitäter, der mit der Untersuchung der anderen Seite des Dachbodens fertig ist: »Kuno, hol den Sani-Sack und fang schon mal an, bis der Notarzt hier ist.«
    Lothar, der noch im Flur geblieben ist, reicht Kuno das im Wohnzimmer abgestellte Utensil durch die Dachbodenluke, doch noch bevor der den Sack geöffnet hat, hören wir schon das Notarztteam im Laufschritt in das Haus stürmen. Sie klettern auf den Dachboden und beginnen sofort mit ihren Maßnahmen. Erstaunlicherweise ist der Täter, trotz der klaffenden Schussverletzung am Schädel, doch noch nicht tot.
    Während der Notarzt, der mir irgendwie bekannt vorkommt, und seine Assistenten den Täter versorgen, schaue ich mir die blutverschmierte Waffe des Täters etwas genauer an. Es handelt sich um eine israelische Uzi-Maschinenpistole im Kaliber 9 × 19 mm. Auf kurze Distanz, wie etwa hier auf dem Dachboden, eine tödliche Waffe …
    Trotz intensiver Bemühungen des Notarztes verstirbt der Täter noch am Tatort, etwa eine Stunde, nachdem wir den Dachboden gestürmt haben. Als der Notarzt seine Sachen zusammenpackt, erkenne ich ihn plötzlich. Es handelt sich um den Arzt der GSG 9, der gerade wieder einmal eines seiner vorgeschriebenen Praktika im

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