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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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aufzunehmen. Oscar hält meine Hand ein wenig fester und bewegt sich in nördlicher Richtung.
    »Sprich mit mir, Fischmädchen«, fordert er mich auf.
    »Nicht, wenn du mich Fischmädchen nennst.«
    »Liebste, süßeste Amber, ich flehe dich an, deine Hoffnungen, Träume und Erwartungen mit mir zu teilen.«
    Ich bin kein Idiot und erkenne die Ironie, wenn sie mir um die Ohren geschlagen wird, und dennoch gerate ich in Panik. Was sind meine Hoffnungen, Träume und Erwartungen? In meinen besonders narzisstischen Fantasien wollte ich immer mein eigenes Restaurant eröffnen, mit dem Schriftzug Amber’s über der Tür, hatte aber nie davon geträumt, dies allein zu tun. Auch wenn es noch immer dieselbe Sogwirkung hat, käme es mir albern vor, einem derart versierten Koch wie ihm zu erzählen, dass ich mir einbilde, die gleichen schwindelerregenden Höhen erklimmen zu können. Was will ich also? Will ich ihn? Wenn ich der Wahrheit ins Gesicht sehe, muss ich mir eingestehen, dass ich ihn vermutlich nicht haben kann und eine weitere niederschmetternde Enttäuschung nicht verkraften werde.
    »Weiß nicht«, sage ich und höre mich an wie ein Teenager.
    »Hey, ich wollte dich damit nicht aufziehen«, sagt er und drückt wieder meine Hand. »Ich wollte mit dir reden. Und zwar richtig«, ergänzt er, und dabei senkt er seine Stimme. »Was du vorhin gesagt hast, von wegen du bist nicht meine Freundin …«
    »Ich weiß nicht, was das ist«, sage ich, und die Wahrheit bricht aus mir heraus wie ein Geysir. »Weißt du denn, was das ist? Ich bin schon seit einer Ewigkeit niemandes Freundin mehr gewesen. Ich hielt mich wohl für eine Affäre, aber ich weiß nicht, ob ich gut darin bin, mich jemandem an den Hals zu werfen.« Ich sehe ihn an und mustere sein Gesicht nach Anhaltspunkten. »Also weiß ich es nicht.«
    Er lächelt zu mir herab. »Diesbezüglich bin ich mit dir nicht einer Meinung. Ich finde, du bist sehr gut darin, dich jemandem an den Hals zu werfen, du bist dir nur nicht sicher, was eine Affäre wirklich bedeutet.«
    »Ach, du weißt schon, was Kurzfristiges mit viel Knutscherei ohne Verpflichtungen. Spaß, aber ohne tiefere Bedeutung.«
    Er zieht seine Hand weg und wendet sich mir zu. »Ist es das, was du willst?«, sagt er todernst. Du lieber Himmel, diese Provokationen sorgen nicht gerade für eine entspannte … Affäre.
    »Äh nein, nicht wirklich.«
    »Warum nicht?«
    Ist das jetzt eine Fangfrage? Geheimnisvoll und gefährlich, geheimnisvoll und gefährlich.
    »Ich weiß nicht, ob ich genug Schlampe dafür bin. Ich nehme an, wenn ich eine Affäre haben möchte, dann möchte ich auch Gespräche führen. Und ausgehen und …«
    »Also willst du meine Freundin sein?«
    Wie bin ich denn in dieses Gespräch geraten? Wie sich herausstellt, bin ich so geheimnisvoll und gefährlich wie ein Golden Retriever.
    »Was willst du denn?«, gebe ich die Frage zurück.
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    Verdammt, sage ich mir, ich werde bei der Wahrheit bleiben, bevor ich die nervtötende Entdeckung mache, dass ich gar nicht beschwören könnte, was das ist. Ich bin gern mit ihm zusammen (meistens), ich werfe mich ihm gern an den Hals, aber die Vorstellung, seine Freundin zu sein, macht mir Angst. Denn eigentlich ist das unmöglich, sein Leben unterscheidet sich so sehr von meinem: eine Frau, von der er noch nicht geschieden ist, ein Teenager, jede Menge Pressezeilen. Wie sollte ich inmitten von alledem einen Freiraum für mich finden? Aber das ist nur die Schlagzeilenversion für die Regenbogenpresse, die Meinungsmache, die mir das Gefühl gibt, nachdenklich und maßvoll zu sein. In Wahrheit würde ein Schritt nach vorn ein völlig neues Maß an Akzeptanz bedeuten, einen stillen und heimlichen Abschied.
    Mit dem Stemmeisen holt Oscar mich wieder in die Wirklichkeit zurück, indem er seinen Arm fest um mich schlingt und mich zu sich herumdreht, bis wir uns direkt in die Augen sehen. »Sag mir die Wahrheit, ich kann sie verkraften«, sagt er und streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und lächelt mich so sanft an, wie er das noch nie getan hat. Er mustert mein Gesicht, spürt der Wirkung nach, die er auf mich hat. Seine Verletzlichkeit hat was Herzerweichendes, ein Mann, der eben noch herumbrüllt wie Blaubart und im nächsten Moment wegen Mimi weint. Die Überlegungen, die ich anstelle, sind wie ein Schwarm hasserfüllter Wespen, denen ich unter allen Umständen ausweichen muss.
    »Ja. Ich möchte deine …« Freundin hört

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