Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
meinst du das?«
»Teure Zutaten, die besten Lieferanten. Aber es ist nicht mehr wie vor fünf Jahren, man kann nicht mehr die gleichen Gewinnmargen ansetzen wie damals. Richard kam neulich zu einer Art Gipfeltreffen vorbei.«
Deshalb also waren Lydia und er so lange im Büro. Es ist wirklich egoistisch von mir, aber es stinkt mir gewaltig, dass sie noch immer zutiefst in Oscars Geschäft involviert ist.
»Und hat was gesagt?«
»Dass die Geldgeber sich Sorgen machen, weil wir inzwischen eine größere Gewinnspanne haben sollten. Ich weiß nicht, da habe ich das Violet verlassen, um nicht mehr nach Angus’ Pfeife tanzen zu müssen, und jetzt habe ich einen Haufen Anzugträger im Nacken sitzen.«
»Und was ist mit den Kritiken?«
»Die sind gleichermaßen positiv wie negativ – die Kritiken sind gemischt, und noch gibt es keine Sterne. Und Angus wird nicht ruhen, bis er mich im Boden versenkt hat.«
»Bist du dir sicher, dass du diesbezüglich nicht ein wenig paranoid bist?«
»Nein, Babe, das bin ich wirklich nicht. Ich wünschte, ich wär’s. Er wird alles in seiner Macht Stehende tun, um mir eins auszuwischen. Vertrau mir, dieses Pressezeug wird nicht das Ende sein.«
»Richard wird dir doch wohl die Geldgeber vom Hals halten«, sage ich voller Hoffnung und bin mir dabei der Last, die er trägt, schmerzhaft bewusst. »Er wird dich schützen.«
»Das hoffe ich, aber …«
»Aber was?«
»Ich habe heute bei ihm die Beherrschung verloren.«
»Ach, Oscar.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich konnte nicht anders. Morgen werde ich Abbitte leisten müssen.«
»Das hört sich jetzt aber billig an.«
Endlich wendet er sich mir zu und grinst mich reuig an. »Du bist ein echtes Schätzchen, weißt du das?«
Ich erwidere sein Lächeln. »Ich werde dir helfen, ich will es wirklich. Verglichen mit dir bin ich ein kleines Licht, das weiß ich, aber ich werde alles dransetzen, einen Weg zu finden, wie wir die Kosten der Zutaten reduzieren können. Es muss auch noch andere Dinge geben, die wir tun können.«
»Ich glaube, wir werden uns von einigen Hilfsköchen trennen müssen.«
»Okay«, sage ich. Dabei denke ich an den armen Tomasz und hoffe, dass er nicht schon wieder auf der Abschussliste steht. »Es wird alles gut werden … was du machst, ist ganz großartig. Sie sollten sich glücklich schätzen, dich unterstützen zu können. Mag sein, dass der Laden ein Jahr oder so keinen Profit abwirft, aber danach können sie die Kuh sicherlich melken.«
»Danke für deine Unterstützung«, sagt Oscar und küsst mich.
»Es ist mir ernst damit, Oscar, mir liegt viel daran, dass der Laden läuft. Lass uns gleich damit anfangen«, füge ich hinzu und lasse mich mit in den Sog ziehen. »Lass uns ein Taxi nehmen und die Speisekarten für die Woche ausarbeiten. Und auch wenn du dich über Gemüse lustig machst, so kommt es doch dem zugute, wovon du sprichst.«
»Da hast du nicht unrecht«, sagt Oscar und winkt mühelos ein vorbeikommendes Taxi herbei.
Ich drücke mich auf dem Rücksitz an ihn. »Ich weiß, es wird alles gut werden«, flüstere ich, aber sein zerstreuter Ausdruck, mit dem er aus dem Fenster blickt, sagt mir, dass er davon nicht überzeugt ist. Es kann doch nicht vorbei sein, ehe es richtig angefangen hat, oder?
Kapitel 10
Oscar brüht einen Espresso auf, als wir zurückkommen, fast so als würden wir uns vor einem Examen für eine lange Nacht rüsten. Ihm beim Arbeiten zuzusehen ist ein Erlebnis: Er entwirft Ideen und phrasiert diese dann, indem er eine Innovation nach der anderen aus dem Hut zaubert. Er versucht herauszuarbeiten, inwieweit man preiswerteren Fleischstücken den kulinarischen Dreh geben kann, der ihnen einen luxuriösen Anstrich verleiht. Hin und wieder lasse ich einen Vorschlag einfließen, aber in erster Linie bin ich damit beschäftigt, wie eine Verrückte alles mitzuschreiben. Als dann die ersten Sonnenstrahlen auf die Zinktheke fallen, flehe ich ihn an, zu Bett zu gehen, worauf Oscar sich widerstrebend einlässt. Seine Batterien scheinen nie leer zu sein.
»Warte«, sage ich, als er den Schlüssel ins Schloss steckt. »Was ist das?« Gegenüber seiner Eingangstür befindet sich noch eine Tür, der ich bisher keine Beachtung geschenkt hatte.
»Ach nichts. Da ist jede Menge Müll drin, ich dachte, ich könnte daraus irgendwann mal einen zusätzlichen Speiseraum machen.«
»Warum nicht jetzt?«
»Da gibt es ein kleines Problem, oder? Noch bringen wir die Reservierungen alle gut im
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