Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
vernarrt in ihn.« Marsha sieht sie schräg an. »Nicht im wörtlichen Sinn«, ergänzt Milly nervös. »Er ist Ambers Freund.«
Ruckartig drehe ich mich zu ihr um, dieser Satz ist mir noch immer fremd. Ich baue darauf, dass er sich bald ganz normal anfühlen wird, aber aus dem Mund von jemand anderem klingt er seltsam. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf meine Uhr. Marsha weiß nicht, dass ich Oscar erwarte, vielleicht habe ich, wenn ich jetzt die Hurensauce aufsetze, eine Außenseiterchance, dass der heutige Abend sich wie eine Restaurantsitzung gestaltet.
»Hast du Hunger?«, erkundige ich mich fröhlich.
»Auf deine Gerichte immer«, erwidert Marsha mit einem warmherzigen Lächeln. »Was gibt es denn?«
Ich erhitze rasch die Sauce und werfe die Teller dann wie ein Frisbeechampion tischwärts. »Köstlich«, befindet Marsha und greift kräftig zu, und ich kann mir keine perfidere Freundin vorstellen als mich. Natürlich werde ich sie miteinander bekanntmachen, aber Timing ist alles.
»Wir sollten uns einen groben Plan für die Party zurechtlegen. Du musst vorbeikommen und dir den Raum ansehen, aber was meinst du? Wie viele Leute erwartest du überhaupt?«
»Achtzig bis hundert? Die meisten von ihnen sind Peters Freunde.«
Das ist typisch Marsha: Wenn es um Freunde geht, war ihr Qualität immer wichtiger als Quantität. Das ist etwas, was ich wirklich mag an ihr.
»Und die Getränke. Champagner? Oder eher einen Prosecco, damit es nicht zu teuer wird? O Gott, die Weine, die Oscar hat. Solltest du richtig in die Vollen gehen wollen …«
»Du meine Güte, nein. Ich bin mir sicher, dass der Hauswein völlig ausreicht.«
Hoffentlich handle ich mir damit nicht die nächste Standpauke von Oscar ein. Ich brauche die Party, um ein wenig Profit zu machen. Sollte es am Ende nicht mehr sein als eine unwillkommene Abwechslung für seine ohnehin schon überlasteten Mitarbeiter, werde ich nicht mitkriegen, wie es ausgeht, aber Marshas Bedürfnisse sind so minimalistisch und rudimentär, als ginge es um eine Verlobungsparty bei den Amish. Ich darf für den Junggesellinnenabschied auf gar keinen Fall einen nackten Butler buchen.
Das Gute daran ist, dass wir nach einer knappen halben Stunde mit der Planung fertig sind. Ich schlürfe meine Pasta wie ein Kleinkind mit schlechten Manieren und verfolge, wie der große und der kleine Zeiger sich langsam auf acht Uhr zubewegen. Da Marsha gern zeitig zu Bett geht, bin ich mir sicher, dass sie höchstens noch eine Stunde dableiben wird. Und mein Vertrauen darauf, dass ich gut weggekommen bin, ist so groß, dass es mir fast gelingt, das hartnäckige Klingeln der Türglocke für das Schlagen der Uhr zu halten. Milly sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, und ich erhebe mich widerwillig. O bitte lass es die Zeugen Jehovas sein. Wenn ja, werde ich ihnen die gesamte Ausgabe vom Wachtturm abkaufen.
Sie sind es natürlich nicht. Oscar steht gut aussehend wie immer in seiner butterfarbenen Lederjacke vor der Tür. Mir wird noch immer ganz heiß, wenn ich ihn nur ansehe, weil ich weiß, dass er der meine ist. Leider wird besagte Jacke von einer mürrischen Miene begleitet, die Milch zum Gerinnen bringen könnte. Ich strecke mich ihm zum Kuss entgegen, aber es ist, als würde ich meinen Kopf in einen Löwenkäfig stecken.
»Was ist denn los?«, frage ich und versuche ihn auf der Schwelle in ein Gespräch zu verwickeln, doch er drängt sich an mir vorbei.
»Ich brauche einen Drink«, sagt er kurzerhand und prescht voraus in die Küche, sodass ich nur noch hinterherzockeln kann.
»Hi, Oscar!«, begrüßt Milly ihn und geht auf ihn zu, um ihn zu küssen. »Wie geht es?«
»Verdammt mies!«, knurrt er und weicht ihr zugunsten der offenen Weinflasche aus, ohne sich auch nur um die mit offenem Mund zusehende Marsha zu kümmern. Warum war er heute nicht der charismatische Charmeur, der er an Ralphs Geburtstag war? Ich schenke ihm ein Glas ein und lege vorsichtig einen Arm um ihn. Er bebt so vor Zorn, dass ich versucht bin, einen Rückzieher zu machen, was ich mich aber nicht traue.
Oscar nimmt einen hastigen Schluck. »Diese verdammten Erbsenzähler.« Er starrt mich anklagend an. »Ich hab es dir den ganzen Nachmittag lang gesagt, ist dir das klar?«
»Nein, es war mir nicht klar«, sage ich und versuche nicht allzu schnippisch zu klingen. Es bringt nichts, Öl ins Feuer zu gießen. »Das hier ist übrigens Marsha. Du weißt schon, sie ist es, die ihren Umtrunk bei uns im
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