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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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eine gewaltige Abweichung«, stellte Falko fest. »Also müssen wir uns vorstellen, dass ihr der Täter die Nase verschlossen und den Mund zugeklebt hat, wartete, bis sie langsam zu ersticken drohte, sich wahrscheinlich an ihrer Panik ergötzte und das alles, um ihr dann den Kleber wieder zu entfernen und sie wiederzubeleben.«
    »So scheint es, ja.«
    Cornelsen atmete tief ein und aus. Wieder ein völlig anderes Verhaltensmuster, das allerdings zu der extremen Folter bei Laura Brendel passte. Sosehr er sich auch bemühte, es fiel ihm immer schwerer, sich in den Komplizen Rafael Langers hineinzuversetzen.
    »Was glaubst du, warum ein Täter so etwas macht?«, fragte Harald Kunst. »Aus Lust, den Opfern wieder und wieder beim Sterben zuzusehen?«
    »Wäre eine Möglichkeit.«
    »Fällt dir noch eine ein?«
    »Ich denke die ganze Zeit über die abgeschnittenen Finger nach. Bisher haben wir dem keine allzu große Bedeutung beigemessen, weil es ja in erster Linie euer Fall hier war und wir uns um den Mord an Rebecca Ganter zu kümmern hatten. Doch jetzt frage ich mich, warum man jemandem zwei Finger abschneidet und dann auch noch die Lippen zuklebt?«
    Kunst sah ihn nur an, wusste aber keine Antwort.
    »Lass uns das mal durchspielen. Laura Brendel wurde zwangsernährt und ist daran gestorben, richtig?«
    »Richtig.«
    »Die Pfleger sind bisher ›nur‹, in Anführungszeichen, verschwunden. Ob die zwei Männer tot sind, darüber können wir nur spekulieren. Wenn es aber tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Rebecca Ganters Büchern und diesen Fällen geben sollte, wovon ich persönlich fest überzeugt bin, könnten sie vergewaltigt und dann erwürgt worden sein. So passiert es zumindest im Roman. Und dann die Gutachterin. Ihr wurden zwei Finger abgeschnitten, und sie wurde anschließend mehrfach erstickt.« Ihm kam ein Gedanke. Rasch warf er nochmals einen Blick in die Akte Wending. »Ihr wurden Zeigefinger und Daumen der rechten Hand entfernt?« Er schloss die Augen, spürte wie der Blick seines Kollegen weiter auf ihm ruhte. Tief atmete er ein und aus, zählte sich innerlich von zweihundert herunter. Bei einhundertzweiundneunzig öffnete er plötzlich wieder die Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Nicht sprechen und nicht schreiben«, sagte er mit einer Stimme, die ihm selbst fremd war.
    Harald Kunst lief ein Schauer über den Rücken. Er betrachtete den Stift, den er zwischen Zeigefinger und Daumen seiner rechten Hand hatte. »Aber natürlich! Du hast recht!«
    Cornelsen nickte langsam und bedächtig. »Er bestraft seine Opfer für ihr Verhalten. Krankenschwestern ernähren Patienten mittels Infusionen, also Zwangsernährung. Gutachterinnen sprechen mit und über die Patienten und schreiben darüber Berichte.«
    »Aber Pfleger sind doch nicht mit Vergewaltigern gleichzusetzen. Und ich hoffe, wir kommen in der Realität auch nicht an diesen Punkt«, wandte Kunst ein.
    »Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht kennt er einen Pfleger, der ein Vergewaltiger ist und …«
    »… und bestraft dafür auch alle anderen«, brachte Kunst den Gedanken zu Ende.
    »Ganz genau.«
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Doch was ist mit der Mutter?«, nahm Kunst das Gespräch wieder auf.
    »Das, was er in Müttern allgemein sieht, beziehungsweise was er für ein Mutterbild hat und wofür er sie bestrafen will, werden wir leider erst erfahren, wenn er tatsächlich eine umgebracht hat. Sabine Nickels Tod war nicht gewollt. Sie ist während der Geburt ihres Kindes gestorben.«
    »Verdammte Scheiße.« Harald schlug mit der Faust auf den Tisch. »Aber, Moment, eines ist mir noch nicht klar. Warum klebt er der Gutachterin den Mund zu und lässt sie fast sterben, nur um ihn dann wieder zu öffnen und sie wiederzubeleben?«
    »Ich kann natürlich nur spekulieren«, antwortete Falko nachdenklich. »Vielleicht lässt er sie erst wirklich sterben, wenn sie ihm sagt, was er hören will.«
    »Das macht auf eine widerliche Art Sinn.«
    Wieder sagten sie einen Moment nichts.
    »Wie können wir ihn schnappen?« Kunst sah Cornelsen fragend an.
    »Vielleicht haben wir ihn schon, und es steckt wesentlich mehr in Rafael Langer, als wir es bisher ahnen.«
    »Aber du gehst auch davon aus, dass da draußen noch ein Helfer ist, oder?«
    Falko nickte. »Auch wenn es mir anders lieber wäre, aber die Unterschiede zwischen den Morden an Rebecca Ganter und den Opfern hier sind zu offensichtlich. Ich bin mir fast sicher, dass es den Mittäter gibt. Auf

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