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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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schaffst du es, dich in einen Täter hineinzuversetzen?«
    »Das ist schwieriger und gelingt auch nicht immer. Es fühlt sich an, als ließe ich zu, dass mein Körper die Kontrolle übernimmt und verschiedene Szenarien durchprobiert, bis ich das Gefühl habe, so könnte es sich abgespielt haben.«
    »Oje, ich merke schon, ich bleibe lieber bei meinen alten Methoden.«
    »Abgesehen davon ist es wirklich anstrengend«, fügte Falko noch hinzu. »Ich glaube, es strengt mich mehr an als vierzehn Stunden Schreibtischarbeit.«
    »Na, dann ist es erst recht nichts für mich«, scherzte Harald.
    Sie bemühten sich, nur zu plaudern, bis die Pizza kam. Trotzdem war die Anspannung für beide deutlich spürbar. Nachdem sie gegessen hatten, riefen beide ihre Frauen an. Heike war nicht zu Hause, und bei ihrem Handy schaltete sich sofort die Mailbox ein. Falko nahm Abstand davon, sie auch noch in der Klinik erreichen zu wollen und hinterließ ihr lediglich eine Nachricht, dass er sich morgen wieder melden würde.
    Harald Kunst sagte seiner Frau, dass es wieder einmal später würde und sie nicht mit dem Essen auf ihn warten sollten. Kurz danach beendete auch er das Gespräch.
    »Unser Eindruck von dem Mittäter Rafael Langers ist richtig, davon bin ich jetzt noch mehr überzeugt.« Falkos Stimme vibrierte leicht. Die Nervosität, dem Täter unbedingt auf die Spur kommen zu müssen, lastete schwer auf ihm.
    Kunst dehnte die Finger durch. »Dann gehen wir noch mal ran. Irgendwo in diesen Akten steht etwas, das ihn verrät.«
    »Und das werden wir jetzt finden«, vollendete Falko und nahm sich einen Stapel.

17
    Freitag, 9 . August, 7 . 40  Uhr
    Danke!«
    Kerstin erschrak, als sie das einzelne Wort aus der Zelle nebenan vernahm. »Scht!«, machte sie sofort.
    »Ich werde hier sowieso sterben.« Es klang kraftlos und resigniert.
    »Sei ruhig!«, zischte Kerstin abermals. »Wir dürfen nicht miteinander sprechen.«
    »Danke, dass du uns die Kleidung besorgt hast.«
    Die Panik in Kerstin wuchs. Offenbar war Nicole nicht länger bereit zu schweigen.
    »Bitte.« Es klang flehend. »Sieh nach oben! Auch wenn er nicht da ist, kann er sehen und hören, was wir tun. Er wird uns bestrafen.« Kerstin sah selbst hilflos zur Kamera hinauf, ängstlich, zitternd. Sie wusste, dass er sie tags wie nachts beobachtete. Wenn er fort war, so wie jetzt, würde er gewiss später die Bänder kontrollieren und alles hören. Ihr brach der Schweiß aus.
    »Es ist mir egal«, hörte sie die Stimme von drüben. »Er wird uns umbringen, eine nach der anderen. Welche Rolle spielt da noch die Reihenfolge. Du musst nicht mit mir sprechen. Aber ich werde reden.«
    Kerstin setzte sich auf ihre Pritsche. Sie spürte, dass es keinen Sinn hatte, Nicole zum Schweigen bewegen zu wollen. Also hörte sie still zu, was sie zu sagen hatte.
    »Ich bin Nicole Heinemann und im neunten Monat schwanger. Einen Jungen wollte ich Luca nennen, ein Mädchen Josephine. Ich bin siebenundzwanzig, nicht verheiratet und völlig fremd in dieser Stadt. Es gibt niemanden da draußen, der nach mir sucht.« Sie schwieg einen Moment. Kerstin hörte, dass sie leise schluchzte. »Wir haben uns getrennt, weißt du. Mein Freund und ich. Aber irgendwie dachte ich, dass sich schon alles finden würde, wenn erst einmal das Kind auf der Welt wäre. Eigentlich war es eine Nichtigkeit, aus der ich ein Riesending gemacht habe.« Sie lachte freudlos auf. »Ich bin so blöd. Wäre ich einfach in Recklinghausen geblieben, wäre mir das hier nicht passiert.« Sie seufzte. »Ich wollte schon immer Kinder haben. Meine Mutter sagte, dass ich schon als kleines Mädchen immer am liebsten Familie gespielt hätte.« Nicoles Stimme veränderte sich. Eben noch tränenerstickt und verzweifelt, redete sie sich frei, klang nun fast gelöst. »Meine Mutter ist eine tolle Frau. Ich wollte immer gern werden wie sie. Natürlich nicht während der Pubertät.« Sie lachte. »Aber wer will das schon. In dieser Zeit sind Eltern doch für jeden nervig und peinlich, oder?«
    Kerstin zuckte zusammen, als sie das Quietschen des Tores hörte. Schnelle Schritte näherten sich.
    »Sei ruhig«, flehte sie. »Sei um Himmels willen ruhig.«
    Kurz hörte Nicole mit dem Reden auf. Als sie wieder begann, schloss Kerstin die Augen.
    »Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Krebs. Ich glaube, meine Mutter hat das noch nicht verwunden.«
    Die Schritte wurden lauter, noch schneller. Rasend vor Wut brüllte er schon von Weitem, dass er ihnen

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