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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mattfeldt
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verboten habe, miteinander zu sprechen.
    »Ich kann meine Mutter verstehen.« Nicoles Stimme klang ruhig und gefasst, als würde sie gar nicht bemerkt haben, dass ihr Peiniger schon fast ihre Zelle erreicht hatte. Er schlug gegen die Zelle, fingerte am Schloss.
    »Sie sagte einmal, mein Vater sei die große Liebe ihres Lebens.«
    »Halt dein Maul! Halt dein dreckiges Maul!«, brüllte er. Mit einem Ruck öffnete er die Zellentür. Kerstin hörte, wie er zuschlug, immer und immer wieder. Ihr lief eine Gänsehaut über den Körper, als sie trotz der Schläge noch immer Nicoles Stimme hörte, die wie in Trance weiter über ihre Eltern sprach und darüber, dass sie in ihrem Freund ebenso die Liebe ihres Lebens gefunden hätte, jedoch zu dumm gewesen sei, das zu erkennen. Plötzlich erstarb ihre Stimme, und Kerstin hörte, wie ihr Körper auf dem Boden aufprallte. Leise begann sie zu beten. Würde sie die Nächste sein, weil sie trotz des Verbots wenige Worte gesprochen hatte?
    Sie sah, wie er Nicoles Körper an ihrer Zelle vorbei hinter sich her bis zum Filmzimmer schleifte.
    »Niemand darf sprechen!«, brüllte er noch. Dann schlug eine Tür, und es war wieder still.
    Tränen liefen Kerstin herab. Sie wollte etwas sagen, nur hören, ob Nicole noch am Leben war. Doch sie traute sich nicht, auch nur ein Wort über ihre Lippen zu bringen. Sie zog ihre Beine zu sich heran und rollte sich zusammen. »Ich werde überleben.« Ihre Lippen hatten den Satz lautlos geformt.
    x x x
    Sie hatten gestern bis spät in den Abend hinein gearbeitet, waren aber nicht entscheidend weitergekommen. Die Spurensicherung hatte sich gegen neunzehn Uhr gemeldet und berichtet, dass die Arbeiten im und um den Container herum beendet seien. In dem kurzen Telefonat hatte der Beamte mitgeteilt, dass der eine Leichnam nur noch mittels DNA zu identifizieren wäre. Harald bat ihn, sich mit den Familien der verschwundenen Pfleger in Verbindung zu setzen und nach den Zahnbürsten oder anderen Gegenständen zu fragen, die zu einem Abgleich herangezogen werden konnten. Der Oberkommissar selbst zweifelte keinen Augenblick daran, dass es sich um die verschwundenen Männer handelte.
    Kurz hatten Cornelsen und Kunst darüber gesprochen, ob Homosexualität eine Rolle spielen könnte, da ausschließlich die männlichen, nicht jedoch die weiblichen Opfer vergewaltigt worden waren. Falko schloss das aus. Die Sexualität war seiner Meinung nach lediglich als Foltermittel und zur Erniedrigung vom Täter eingesetzt worden – die Situation im Container, die Abdrücke des Stativs, die darauf hindeuteten, dass der Täter sich und seine Opfer während der Vergewaltigung gefilmt hatte. Dieses Verhalten hatte keine sexuellen Aspekte, es ging um Erniedrigung und physische wie psychische Gewalt.
    Zwischendurch hatte Falko bei Timo angerufen, ihn jedoch nicht mehr erreicht. Da er sich nicht gemeldet hatte, musste Cornelsen davon ausgehen, dass sein Team auch nicht entscheidend weitergekommen war.
    Um kurz vor Mitternacht hatten sie schließlich die Akten geschlossen und sich für den nächsten Tag im Präsidium verabredet. Beiden war die Anstrengung der letzten Tage deutlich anzumerken gewesen.
    Jetzt war es noch nicht einmal acht, als Falko auf dem Präsidium eintraf und den vertrauten Weg zum Büro von Oberkommissar Kunst einschlug. Dieser erwartete ihn bereits.
    »Guten Morgen«, sagte Falko beim Eintreten. »Wie früh muss ich kommen, um vor dir hier zu sein?« Es klang scherzhaft.
    »Viel früher, mein Lieber. Viel früher.« Sie nahmen ihre Plätze am Besprechungstisch ein. »Ich hatte schon einen Anruf aus der Gerichtsmedizin«, berichtete Kunst. »Eines der Opfer war so stark verwest, dass eine genaue Todesursache nicht mehr feststellbar ist. Bei dem anderen kann anhand der Stauungsblutungen von Gewalt gegen den Hals ausgegangen werden. Er wurde erdrosselt. Wahrscheinlich mit einem Schal oder Schlips, den Einblutungen nach zu urteilen. Wir bekommen die endgültigen Ergebnisse nachher.«
    »Sperma?«
    Kunst schüttelte den Kopf. »Nicht nachweisbar. Allerdings konnten massive Verletzungen an Anus und Darm nachgewiesen werden, was auf eine brutale Vergewaltigung hindeutet.«
    »Wie wir uns dachten. Hast du die Bücher von der Ganter inzwischen gelesen?«
    Kunst hob die Augenbrauen. »Wann denn? Wir sind ja die ganze Zeit hier. Ich habe aber ein paar Kollegen beauftragt und sie auch gebeten, die für unsere Fälle auffälligen Parallelen herauszuarbeiten.«
    »Ich frage

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