Selbst ist der Mensch
jene letzte Phase des Prozesses, die wir als bewussten Geist bezeichnen. Aber können wir über diese Beiträge etwas Genaueres sagen?
Wie der Hirnstamm, so trägt auch der Thalamus zu allen drei Bestandteilen des bewussten Geistes bei. Einige seiner Kerne sind für den Wachzustand unentbehrlich und verbinden den Hirnstamm mit der Hirnrinde, andere liefern den Input, mit dessen Hilfe die Karten in der Hirnrinde zusammengesetzt werden können, und der Rest trägt unterstützend zu jener Form von Integration bei, ohne die ein komplexer Geist nicht vorstellbar wäre, ganz zu schweigen von einem Geist mit einem darin enthaltenen Selbst.
Ich habe mich immer dagegen gewehrt, mich in den Thalamus vorzuwagen, und heute bin ich noch vorsichtiger. Das Wenige, was ich über die riesige Ansammlung von Kernen im Thalamus weiß, verdanke ich den wenigen Experten für diese Struktur. 5 Aber manche Funktionen des Thalamus stehen außer Frage und können hier zusammenfassend dargestellt werden. Der Thalamus dient als Zwischenstation für Informationen, die im Körper gesammelt werden und für die Großhirnrinde bestimmt sind. Zu ihm führen nahezu alle Kanäle, die Signale über den Körper und die Außenwelt weiterleiten, von Schmerzen und Temperaturen bis zu Berührungen, Hören und Sehen. Sämtliche Signale, die an die Großhirnrinde übermittelt werden sollen, machen an den Kernen des Thalamus Station und wechseln auf Leitungsbahnen, auf denen sie zu ihren Bestimmungsorten in den verschiedenen Arealen der Großhirnrinde gelangen. Nur der Geruch entgeht der Anziehungskraft des Thalamus und weht auf anderen Kanälen unmittelbar in die Großhirnrinde.
Der Thalamus beschäftigt sich auch mit den Signalen, die die gesamte Großhirnrinde aufwecken oder einschlafen lassen können; dies geschieht über Neuronenfortsätze aus der zuvor erwähnten retikulären Formation. Ihre Signale wechseln in den intralaminaren Kernen das Gleis, und ein wichtiger Bestimmungsort sind die PMCs.
Nicht weniger wichtig – und wenn es um das Bewusstsein geht, viel spezifischer – ist aber, dass der Thalamus auch als Koordinator für die Tätigkeiten der Hirnrinde dient. Diese Funktion beruht darauf, dass mehrere Kerne des Thalamus mit der Großhirnrinde im Austausch stehen und dass sich jeden Augenblick neu rekursive Schleifen bilden können. Solche Thalamuskerne verknüpfen benachbarte oder weit voneinander entfernte Teile der Großhirnrinde. Der Zweck solcher Verbindungen ist nicht die Übermittlung primärer Sinnesinformationen, sondern die Weiterleitung interassoziativer Informationen.
In diesem engen Wechselspiel zwischen Thalamus und Großhirnrinde erleichtert der Thalamus wahrscheinlich die gleichzeitige oder aufeinanderfolgende Aktivierung räumlich getrennter neuronaler Zentren, die so ein zusammenhängendes Muster bilden können. Eine solche Aktivierung ist verantwortlich für den Strom der Bilder im Gedankenstrom, jener Bilder, die bewusst werden, wenn es ihnen gelingt, Pulse des Kern-Selbst zu erzeugen. Die Koordinationsfunktion ist wahrscheinlich abhängig von einem Hin und Her zwischen den assoziativen Kernen im Thalamus und den CD-Regionen, die auch selbst an der Koordination der Rindentätigkeit beteiligt sind. Der Thalamus, so kann man kurz gefasst sagen, leitet einerseits entscheidende Informationen an die Großhirnrinde weiter und sorgt andererseits in großem Umfang für die Assoziation von Informationen in der Rinde. Die Großhirnrinde kann ohne Thalamus nicht funktionieren; beide sind in der Evolution gemeinsam entstanden und seit dem Frühstadium der Entwicklung untrennbar verbunden.
Die Großhirnrinde
Jetzt endlich wenden wir uns dem bisherigen Höhepunkt der Gehirnevolution zu: der Großhirnrinde des Menschen. Im Wechselspiel mit Thalamus und Hirnstamm hält sie uns wach, und sie hilft uns, auszuwählen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Im Wechselspiel mit Hirnstamm und Thalamus baut die Großhirnrinde die Karten auf, die zum Geist werden. Im Wechselspiel mit Hirnstamm und Thalamus trägt die Großhirnrinde dazu bei, das Kern-Selbst zu erzeugen. Und schließlich baut die Großhirnrinde mithilfe der Aufzeichnungen von früheren Tätigkeiten, die in ihren riesigen Gedächtnisspeichern untergebracht sind, unsere Biografie auf, einschließlich der Erfahrungen mit der physischen und sozialen Umgebung, in der wir zu Hause waren. Die Großhirnrinde verleiht uns eine Identität und versetzt uns ins Zentrum jenes wundersamen,
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