Selbstmord der Engel
spinnen. Das ist tatsächlich Glenda.«
»Ja, und ich denke, dass da etwas nicht stimmt.«
»Genau.«
Shao und Suko gingen vorsichtig auf sie zu. Ihre gute Stimmung war zwar nicht verschwunden, sie hatte sich zunächst zurückgezogen, denn so etwas zu sehen, war nicht normal.
Das hatte es bisher nicht gegeben. So bewegten sie sich lächelnd und langsam auf Glenda zu, die sie zwar registrierte, doch irgendwie durch sie hindurchschaute.
Shao übernahm die Initiative. »He, Glenda, was ist los? Was hast du? Warum stehst du hier wie eine Schlafwandlerin?«
Glenda bewegte ihre Lider zuckend. »Sie sind weg. Sie haben sich einfach aufgelöst. Sie sind gegangen und verschwunden.«
»Wer?«, fragte Suko.
»John und der Gerechte.«
Shao und Suko schauten sich an.
»Ja, Raniel.«
»Er war hier?«, flüsterte Shao.
»Jetzt ist er weg. Wie auch John.«
Beide fanden, dass Glenda nicht normal reagierte. Sie mussten etwas tun, um herauszufinden, was da passiert war. Shao umfasste Glenda’s Schulter und führte sie auf ihre Wohnung zu.
Suko blieb noch zurück. Da John’s Wohnungstür nicht geschlossen war, schaute er in den Räumen nach, ob alles in Ordnung war. Er fand nichts Verdächtiges. Nur das Fenster stand weit auf. Suko schloss es und ging nach nebenan.
Es war etwas passiert, sonst hätte Glenda nicht so reagiert. Aber er fragte sich, was da los gewesen war. Normal jedenfalls konnte es nicht sein. John hatte Besuch von dem Gerechten bekommen, und diese Gestalt zeigte sich nicht grundlos. Wenn sie auftrat, brannte der Himmel. Dann war die andere Seite dabei, Zeichen zu setzen.
Er fand die beiden Frauen im Wohnzimmer sitzend. Glenda kam ihm noch immer nicht normal vor, obwohl sie äußerlich keine Veränderung zeigte, bis auf die lockere Partykleidung. Aber die trug Shao auch.
Glenda hielt mit beiden Händen ein Glas fest, in dem sich Orangensaft verteilte. Es war beschlagen und rutschig, sodass Glenda es mit beiden Händen haltend anhob, um es zum Mund zu führen und einen kräftigen Schluck zu nehmen.
Sie hatte schon etwas gesagt, das erkannte Suko am erstaunten Gesicht seiner Partnerin.
Er setzte sich zu den beiden an den Tisch. Im gleichen Augenblick hellte sich Glenda’s Miene auf. Sie lächelte sogar und flüsterte dann: »Bitte, ihr dürft mich nicht für verrückt halten, aber was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Wenn man nicht daran gewohnt ist, kann man es nur schwer verkraften.«
»Was hast du denn gesehen?«, fragte Suko leise.
»Ich sah, wie John und der Gerechte sich auf lösten.« Sie sprach schon wieder mit festerer Stimme. »Ja, sie haben sich beide aufgelöst, bevor sie den Lift erreichten.«
»Und was sonst?«
»Nichts mehr, Suko.«
Das wollte der Inspektor nicht akzeptieren. »Moment mal, Glenda, der Besuch des Gerechten muss doch einen Grund gehabt haben. Raniel ist bestimmt nicht einfach nur so gekommen. Das ist bei ihm nicht möglich.«
»Der Grund hieß Belial.«
Das hatte Glenda auch Shao bisher noch nicht gesagt. Sie war deshalb ebenfalls so überrascht wie Suko.
»Glaubt ihr mir nicht?«, flüsterte sie, als sie in die Gesichter schaute.
»Doch, doch. Wir sind nur überrascht. Du solltest uns erzählen, was passiert ist.«
Das tat Glenda auch. Zwischendurch trank sie immer wieder einen Schluck Saft. Sie sprach sehr langsam und dachte vor jedem Satz nach. Was Shao und Suko erfuhren, konnten sie kaum fassen. Doch welchen Grund sollte Shao haben, ihnen eine erfundene Geschichte zu erzählen? Außerdem war sie auf dem Schiff dabei gewesen und hatte das Grauen mit eigenen Augen gesehen.
»Und wir waren nicht da«, sagte Suko. Es war ihm anzusehen, dass er sich ärgerte.
»Außerdem können wir John nicht helfen«, erklärte Shao. »Sie befinden sich in einer anderen Dimension. Wir können ihnen nur die Daumen drücken, dass sie es schaffen, Carlotta zurückzuholen.«
»Und sie müssen den Selbstmord der Engel stoppen«, sagte Glenda. »Belial hat sie regelrecht durch seine Lügen hineingetrieben. Der Meinung sind auch John und Raniel.«
»Da haben sie nicht mal schlecht gedacht«, kommentierte Suko, der Glenda anschaute. »Hast du auf ihn warten sollen?«
Sie wischte Schweiß von ihrer Stirn. »Ja, ich möchte es. In meiner Wohnung fühle ich mich irgendwie nicht sicher.«
Shao nickte ihr zu. »Das können wir gut nachvollziehen. Aber du brauchst nicht in John’s Wohnung zu warten, sondern bei uns. Dann werden die nächsten Stunden nicht zu
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