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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaute der Erste hinein.
    Sah er sie? Sah er sie nicht?
    Eigentlich hatte Maxine vorgehabt, die Augen zu schließen. Es war ihr irgendwie nicht gelungen, und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sich ihr Blick klärte.
    Sie erkannte ihn.
    Es war nicht zu glauben, aber sie war sich hundertprozentig sicher. Dieser Mann war John Sinclair!
    Nein, es ging kein Ruck durch ihren Körper. Sie stieß auch keinen Freudenschrei aus. So wie sie war, blieb Maxine auch im Sessel sitzen. Um keinen Millimeter veränderte sie ihre Haltung.
    Und was tat John?
    Er drehte einige Male vor der Scheibe den Kopf. Das wies darauf hin, dass er keinen Erfolg gehabt hatte, was sich Maxine auch wünschte. Sie wollte allein blieben. Sinclair war zu spät gekommen. Er konnte ihr nicht helfen. Keiner konnte ihr helfen, keiner...
    Die Lichtverhältnisse waren verdammt mies, als ich durch die Scheibe in das große Wohnzimmer schaute, das ich gut kannte. Schon manche Stunde hatte ich darin verbracht, aber jetzt lag es vor mir wie eine dunkle Bühne, auf der nur die Notbeleuchtung brannte, und auch deren Schein reichte kaum aus, um so viel zu erhellen, dass ich etwas hätte erkennen können.
    Und doch fiel mir etwas auf!
    Ich hatte bereits zu einem zweiten Rundblick angesetzt, als ich wieder den Sessel streifte. Es war ein Einzelmöbel. Er stand am weitesten vom Fenster entfernt und füllte eine Ecke aus. Auch ihn kannte ich, und jetzt wunderte ich mich darüber, dass er noch kompakter wirkte.
    Dafür gab es einen Grund. In diesem Sessel saß jemand. Ich musste mich schon sehr irren, wenn das nicht die Tierärztin Maxine Wells war, die sich dort hineingedrückt hatte.
    Sie bewegte sich nicht. Das etwas hellere Gesicht war dem Fenster zugedreht. Ich glaubte nicht, dass Maxine schlief. Wenn das so war, hätte sie mich sehen müssen. Leider reagierte sie nicht.
    Ich wollte auch nicht klopfen, aber ich dachte nicht an Aufgabe. Irgendwie würde es mir gelingen, ins Haus zu kommen, und so bewegte ich mich weiter auf dem Rasenstück und immer recht dicht an der Hauswand entlang. Maxine hatte mir von einem zerbrochenen Küchenfenster berichtet, und genau das suchte ich.
    Raniel trat mir in den Weg. »Willst du weiter versuchen, die Frau zu finden?«
    »Ich habe sie bereits gefunden. Nur reagiert sie nicht, und ich muss den Grund herausfinden.«
    »Wir haben noch etwas Wichtiges vor uns.«
    »Das weiß ich, aber das hier ist auch wichtig. Ich kann Maxine nicht im Stich lassen.«
    Er sah, dass ich nicht spaßte, und nickte.
    Ich brauchte nicht mehr weit zu gehen, um das Küchenfenster zu erreichen. Maxine hatte nicht gelogen. Es stand tatsächlich offen. Ich warf einen Blick in die leere Küche, auf deren Boden ein paar Scherben glänzten. Dann machte ich mich an den Einstieg. Dabei bemühte ich mich, so leise wie möglich zu sein. Ich wollte die Tierärztin nicht durch irgendwelche Geräusche erschrecken.
    Die Scherben umging ich. Ein Ausrutscher wäre fatal gewesen. Dann ging ich durch die Tür, fand mich in einem ebenfalls bekannten Flur wieder und schlug auf leisen Sohlen den Weg zum Wohnraum ein.
    Maxine verhielt sich völlig still. Es konnte auch sein, dass sie eingeschlafen war. Wenn ja, würde ich sie wecken, denn ich wollte, dass sie wieder Mut fasste, und dafür fühlte ich mich verantwortlich.
    Ich hörte, dass sie atmete, und dicht vor der im Sessel hockenden Gestalt blieb ich stehen.
    »Was willst du, John?«
    Sie hatte mich also bemerkt. Ich war von ihrer Ansprache nicht mal überrascht, nur von ihrem Ton, denn sie hatte mich schroff und abweisend angesprochen, als wären wir Fremde und hätten uns noch nie im Leben gesehen.
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Ich nicht mit dir.«
    »Doch, es ist wichtig.«
    »Nein, nicht.«
    Ich hatte den gequälten Unterton in der Stimme deutlich herausgehört. Jetzt war mir endgültig klar, dass es ihr nicht gut ging und ich nun ein wirkliches Motiv für meinen Besuch hatte.
    Maxine bewegte ihren Kopf zur Seite. »Geh weg, John! Ich will dich nicht sehen.«
    »Ich bleibe.«
    Sie veränderte ihre Haltung. Bisher hatte sie die Beine angezogen gehabt, jetzt streckte sie sie aus und mir entgegen. Sie schob zudem ihren Oberkörper höher.
    »Du hast versagt!«, hielt sie mir entgegen.
    »Nein«, sagte ich ruhig, »da muss ich widersprechen. Ich habe nicht versagt. Ich habe mein Möglichstes getan.«
    »Sie ist weg!«
    »Das weiß ich!«
    »Deshalb hast du auch versagt.«
    »Ich werde Carlotta zurückholen!«
    »Ha,

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