Selection
mehr so hinreißend aussehen. Gleich morgen früh werde ich Ihren Zofen sagen, dass sie Ihnen ein paar Kartoffelsäcke zusammennähen sollen.«
Ich boxte ihn in den Arm. »Ach, seien Sie still, Maxon.«
»Das ist mein Ernst. Sie sind viel zu schön. Wenn Sie gehen, werde ich Ihnen ein paar Wachen als Bodyguards mitgeben müssen. Sie werden alleine nicht mehr überleben können, Sie armes Ding.« Sein Mitleid war gespielt.
»Was soll ich tun?«, sagte ich grinsend. »Man kann doch nichts dafür, wenn man perfekt zur Welt kommt.« Dabei fächelte ich mir mit übertrieben dramatischer Geste Luft zu.
»Nein, Sie können wirklich nichts dafür.«
Ich kicherte. Erst dann fiel mir auf, dass Maxon meine Bemerkung offenbar nicht als Scherz aufgefasst hatte.
Ich blickte in den Garten und sah aus dem Augenwinkel, dass Maxon mich anschaute. Er stand jetzt ganz dicht neben mir. Als ich fragen wollte, was er denn betrachtete, merkte ich verblüfft, dass er mich wohl gerade küssen wollte.
Und ich war noch verblüffter, als er es wirklich tat.
Ich trat rasch einen Schritt zurück, und Maxon tat es mir gleich.
»Entschuldigung«, murmelte er und wurde rot.
»Was machen Sie da?«, flüsterte ich erschrocken.
»Es tut mir leid.« Der Prinz wandte sich beschämt ab.
»Warum haben Sie das getan?« Ich legte die Hand an die Lippen.
»Nur weil … nach dem, was Sie vorhin gesagt haben, und als Sie mich gestern sprechen wollten … Ihr ganzes Verhalten … da dachte ich mir, Ihre Gefühle hätten sich vielleicht geändert. Und ich dachte, Sie wüssten, dass ich Sie sehr gerne mag.« Er sah mich an. »Und … oje, war es schlimm? Sie sehen gar nicht glücklich aus.«
Ich bemühte mich um eine ausdruckslose Miene.
»Es tut mir schrecklich leid. Ich habe noch nie jemanden geküsst. Ich weiß gar nicht, wie es dazu kam. Ich war nur … bitte entschuldigen Sie, America.« Er seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar.
Ich spürte plötzlich eine überraschende Wärme in mir.
Er hatte seinen ersten Kuss mit mir erleben wollen.
Ich dachte über den Maxon nach, den ich jetzt kannte – den Mann, der schöne Komplimente machte, der mir meinen Gewinn zugestand, obwohl ich die Wette verloren hatte, der mir verzieh, obwohl ich ihn emotional und physisch attackiert hatte – und ich merkte, dass mir das gar nichts ausmachte.
Ja, natürlich hatte ich noch Gefühle für Aspen. Aber wenn er nicht mehr mein Freund sein wollte – was hielt mich davon ab, mit Maxon zusammen zu sein? Doch nur meine Vorurteile über ihn, die sich inzwischen als unwahr erwiesen hatten!
Ich trat zu ihm und strich ihm über die Stirn.
»Was tun Sie da?«
»Ich lösche die Erinnerung. Ich glaube, wir können das besser.« Ich ließ die Hand sinken und lehnte mich neben ihm ans Geländer. Maxon rührte sich nicht von der Stelle … aber er lächelte.
»Ich glaube nicht, dass Sie die Geschichte verändern können, America«, sagte er. Aber in seinen Augen lag ein hoffnungsvoller Blick.
»Doch, natürlich kann man das. Und außerdem: wer soll das jemals erfahren außer uns beiden?«
Maxon betrachtete mich einen Moment lang sinnend. Er schien sich zu überlegen, ob er meinen Worten wirklich Glauben schenken durfte. Langsam entspannte sich sein Gesicht, und er sah zuversichtlicher aus. Wir schwiegen einen Moment, und ich musste wieder an meine Bemerkung von vorhin denken.
»Man kann doch nichts dafür, wenn man perfekt zur Welt kommt«, flüsterte ich.
Maxon wandte sich zu mir und umfasste meine Taille. Seine Nasenspitze stieß an meine. Dann streichelte er mir so behutsam die Wange, als wäre ich zerbrechlich.
»Nein, Sie können nichts dafür«, flüsterte er.
Seine Hand ruhte an meiner Wange, als er sich vorbeugte und mir einen hauchzarten Kuss gab.
Maxons Behutsamkeit gab mir das Gefühl, wunderschön zu sein. Ich spürte, wie aufgeregt, glücklich und ängstlich zugleich ihm jetzt zumute war. Und wie sehr er mich verehrte.
So fühlte man sich also als Dame.
Er wich ein bisschen zurück und fragte: »War das besser?«
Ich konnte nur nicken. Maxon sah aus, als wolle er gleich einen Salto machen. Und in meiner Brust fühlte sich irgendetwas genauso an. Das war alles so überraschend. So plötzlich, so überwältigend. Meine Verwirrung spiegelte sich offenbar auf meinem Gesicht, denn Maxons Miene wurde ernst.
»Darf ich etwas sagen?«
Ich nickte wieder.
»Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass Sie nun Ihren ehemaligen Freund vergessen werden. Ich
Weitere Kostenlose Bücher