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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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die Alten. Bei uns ist das Brauch, weil so etwas die Leut halt auch zusammenschweißt. Wie nennt ihr das? Ein Event – oder? Bei uns heißt das noch ganz normal Treibjagd. Na ja, ist eh wurscht. Nur der Schmiedinger Leopold hat gesagt, er will lieber nicht mitkommen, weil er schon in dem Gefängnis, wo er so lang gesessen hat, also da drüben in Straubing, oftmals Angst um sein Leben gehabt hat, und er hat gemeint, wer weiß, ob nicht doch noch irgendeiner dabei ist, der meint, er müsse ihm eine Garbe Schrot auf den Pelz brennen.«
    Leutselig tippte der Bürgermeister Bruno Kleinschmidt an die Schulter und wies auf einen der braunen Ledersessel: »Setzen Sie sich doch. Wissen S’, wenn ich ehrlich bin, ist mir das dann auch ganz recht gewesen, weil, so richtig hätt der zu meiner Truppe ned gepasst, ist ja auch dieser Dr. Maronna von der Autofabrik dabei, aber fragen muss man ja wohl, sonst heißt’s wieder, man grenzt bestimmte Teile der Bevölkerung aus und fühlt sich über die Unterschicht erhaben. Sogar den Schmiedinger Adolf hab ich gefragt, auch wenn ich weiß, dass der am Samstag immer Dienst hat. Bin hingegangen und hab ihn freundlich eingeladen, und wissen S’, was dann passiert ist?«
    Bruno schüttelte den Kopf.
    »Da schiebt der mir doch einfach so den Zwacklhuber Pirmin unter, obwohl der bis vor Kurzem noch gar nicht zu unserer Gemeinde gehört hat. ›Der vertritt mich würdig, gell, Pirmin, das machst! Ist gar ned gut, wennst immer nur daheim hockst und studierst, du musst auch amal an die frische Luft.‹ Der Schmiedinger Adolf hat sich nämlich mit der Zwacklhuber Frieda zusammengetan. Das ist doch echt ein Ding, oder? Hartz-IV-Empfängerin wird Polizeiobermeistersgattin. Was sagen Sie dazu?«
    »Das freut mich für den Pirmin. Wenn er sogar studiert, heißt das ja auch, dass er nicht mehr säuft. Was für ein Glück!«
    Der Bürgermeister zuckte zusammen und fuhr dann fort: »Zur Jagd ist der Pirmin aber nicht gekommen. Weil er ein Pazifist ist, wie er sagt. Pazifist, das sagen alle, die zu blöd sind, um eine Waffe zu halten.«
    »Die, die eine Waffe gehalten haben, sind schon überprüft«, sagte Bruno. »Jetzt sollten wir endlich mal über die Treiber reden. Also, wer war dabei? Ich höre.« Er legte sein Aufnahmegerät in die Mitte des Kaffeetischs.
    Elise Waldmoser kam herein und stellte eine Thermoskanne mit Kaffee auf den Tisch. »Der Sonntagskuchen ist noch im Ofen«, murmelte sie in Richtung ihres Mannes und wandte sich höflichkeitshalber an Bruno. »Müssen Sie auch am Wochenende arbeiten, Sie Armer?«
    »Aber wenn der Kuchen fertig ist, bringst uns schon ein Stückerl, gell?«, vergewisserte sich der Bürgermeister.
    Sie nickte.
    »Und Sie verarbeiten grad das Wild?«, wandte Bruno sich an die Frau des Bürgermeisters.
    Elise zuckte zusammen. »Ist das etwa verboten?«
    »Ganz schön viel Arbeit«, merkte Bruno an. »Mit dem Wild und dem Treibhaus haben Sie ja volles Programm. Da ist es Ihnen vielleicht gar nicht so recht, wenn die ganze Strecke bei Ihnen landet.«
    Elise Waldmoser biss sich auf die Lippen und wich einen Schritt zurück.
    »Wollen Sie vielleicht einen kleinen Hasen?«, bot der Bürgermeister an und wandte sich an seine Frau: »Geh, Spatzerl, zieh doch einem von den Hasen schnell mal das Fell über die Ohren, und pack’s dem Kommissar ein. Dann hat der auch einen Sonntagsbraten.«

Kapitel 10
     
    Martha Moosthenninger war an diesem Montag bereits um sechs Uhr dreißig in der Früh aufgestanden und hatte sich gleich an die Frühstücksvorbereitungen gemacht. Man wusste ja nie, wann die erste Mahlzeit des Tages beim Bischof oder innerhalb des Klosters eingenommen wurde, und sie hatte vergessen, bei ihrem Gast nachzufragen.
    Um Punkt sieben erschien Ägidius Alberti. Hohlwangig und mit großen hungrigen Augen.
    »Gibt’s schon Frühstück?«
    »Natürlich.« Sie strahlte ihn an. »Wie haben Sie geschlafen?«
    »Geht so.« Er zog die Stirn kraus und sah mürrisch an ihr vorbei.
    »Setzen Sie sich doch.« Sie wies auf einen Stuhl und kam eilfertig mit der Kaffeekanne. »Mein Bruder müsste auch gleich kommen. Er braucht morgens immer a bisserl länger. Ist halt auch nicht mehr der Jüngste.«
    Ägidius schwieg. Er war überhaupt nicht besonders gesprächig, hatte Martha festgestellt. So hatte er beim gestrigen Abendbrot ziemlich einsilbig auf Wilhelm Moosthenningers Fragen geantwortet, und Marthas Bruder hatte immer finsterer vor sich hin gestarrt und später ihr,

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