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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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seiner eigenen Schwester, die bittersten Vorwürfe gemacht: »Was quartierst du den einfach hier ein? Wir wissen doch gar nicht, was das für einer ist. Möglicherweise ist das mit der Heiligkeit von deiner Agnes nichts als ein Vorwand, und der ist gekommen, um mich auszuspionieren. Und du lässt ihn auch noch hier wohnen! Ja, denkst du denn gar nicht mit?«
    Nie zuvor war Martha so erschrocken gewesen. Betroffen wollte sie wissen: »Ja, hast du denn was zu verbergen?«
    »Nein, natürlich nicht. Trotzdem!« Und er war an diesem Abend nicht wie sonst jeden Sonntag in den Blauen Vogel gegangen, sondern hatte sich in sein Büro zurückgezogen, um seine Kirchenbücher zu schreiben. Und genau diese Auskunft sollte sie dem Agenten des Bischofs geben, falls der nach ihm fragte.
    Aber Ägidius hatte nicht gefragt.
    Martha beobachtete ihren Gast, der eine frisch aufgebackene Frühstückssemmel dick mit Butter und Käse bestrich und schweigend in sich hineinstopfte. Ein Blick auf den Brotkorb verriet ihr, dass das schon seine zweite Semmel sein musste. Sie gönnte sie ihm, wusste aber gleichzeitig, dass Wilhelm wütend sein würde, wenn er nicht auch seine zwei Frühstückssemmeln bekam, und sie hatte nur vier aufgebacken. Schnell schaltete sie den Backofen wieder ein und legte weitere vier Brötchen nach. Solange dieser Mann bei ihnen zu Gast war, würde sie kochen, als habe sie sechs Personen zu versorgen. Während sie diesen Entschluss fasste und in Gedanken ihr Haushaltsgeld überschlug, lehnte sie sich gegen den Backofen und lächelte das junge Bürscherl schüchtern an.
    Vielleicht hatte der ja eine Art Schweigegelübde ablegt oder zumindest ein halbes – wenn es denn so etwas gab. Und da er gestern Nachmittag schon so viel mit ihr geredet hatte, waren gegen Abend alle Worte verbraucht gewesen.
    Sie beschloss, ihn heute nicht mit Fragen zu behelligen. Das Reden könnte sie ja übernehmen. Für sie beide. Er sollte sich erst einmal ein wenig einleben. Und wie exakt sie seinen heutigen Tag verplant hatte, würde sie ihm auch erst nach dem Frühstück verkünden. Eins nach dem anderen.
    In aller Ruhe griff Ägidius Alberti nach der dritten Semmel. Er sah nun schon etwas zufriedener aus.
    An diesem Montag klopfte es um genau neun Uhr an der Bürotür von Franziska Hausmann und Bruno Kleinschmidt.
    »Ja, herein?«, rief Franziska.
    Als die Klinke heruntergedrückt wurde, eroberte als Erstes der Beagle Joschi den Raum. Ihm folgte Meinrad Hiendlmayr, der nicht mehr ganz so blass aussah wie am vergangenen Freitag und der Kommissarin verhalten zunickte. Er trug eine abgewetzte braune Aktentasche unterm Arm.
    Bruno, der gerade damit beschäftigt war, sein Aufnahmegerät zu installieren und an die Lautsprecherboxen des Computers anzuschließen, verdrehte demonstrativ die Augen und zischte seiner Kollegin zu: »Für deinen völlig haltlosen Brunner-Verdacht haben wir nun wirklich keine Zeit. Du musst dir meine Aufnahmen von gestern anhören. Also, schick ihn weiter. Ich will mit dir über die Treiber sprechen und auch über die Fingerabdrücke an den Gewehren der Jäger. Da hab ich eine neue und durchaus interessante Theorie. Und glaub mir, das alles hat absoluten Vorrang.«
    »Eins nach dem anderen.« Franziska warf ihrem Kollegen ein galantes Lächeln zu und wandte sich an den Besucher: »Herr Hiendlmayr, wie schön, dass Sie kommen konnten!« Sie reichte ihm die Hand.
    »Ich hab alle Unterlagen dabei, die Sie wollten«, sagte Meinrad. »Und wenn Sie die gesehen haben, erzählen Sie mir bittschön, was mit der Malwine ist.«
    »Nichts ist mit der«, fuhr Bruno dazwischen. »In dem Alter kommt es halt schon mal vor, dass man sich überanstrengt. Sie war ja nicht mehr die Jüngste, Ihre Malwine.«
    »Sie war erst achtundsechzig«, murmelte Meinrad.
    Die Kommissarin wies auf den Besucherstuhl: »Jetzt setzen Sie sich erst mal. Und dann schauen wir uns an, was Sie mitgebracht haben.«
    Demonstrativ verließ Bruno den Raum.
    »Die Frage ist nur, ob das geheime Tagebuch einer Hebamme wirklich beweist, dass Sie der uneheliche Sohn von Andreas Harbinger sind«, sagte Franziska, nachdem sie die kopierte Seite studiert hatte.
    Meinrad hielt ihr seinen Arm hin: »Dann zapfen Sie mir doch Blut ab. Noch können Sie es mit dem von Malwine abgleichen, der Letzten, in der Harbingerblut floss. Nicht dass Sie denken, ich sei so scharf darauf, zu dieser Sippe zu gehören. Wer so lange wie ich nirgendwohin gehört hat und sich alles selbst

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