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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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viel besser aussah als glatte Haut. Ihre Beine hatten sich schon hellbraun gefärbt.
    »Hast du dir eins schon mal überlegt«, fragte Håkon Sand mit vollem Mund. Er kaute zu Ende, faltete sein Butterbrotpapier ordentlich zusammen und goß den restlichen Inhalt eines Milchkartons in sich hinein. »Hast du dir schon mal überlegt, daß es diesmal kein Samstagsmassaker gegeben hat? Am letzten Samstag, meine ich.«
    »Ja.«
    Hanne Wilhelmsen hatte ihren Mittagsimbiß längst beendet. Er hatte aus einem Joghurt und einer mittelgroßen gelben Rübe bestanden. Håkon hatte verblüfft gefragt, ob sie abnehmen wolle. Sie hatte ihm keine Antwort gegeben.
    »Ja, das habe ich mir schon mal überlegt«, bestätigte sie noch einmal. »Komisch. Vielleicht hat der Scherzkeks das Ganze satt. Wir haben die Sache ja aus den Zeitungen heraushalten können. Auf die Dauer war es ihm vielleicht zu öde, sich die ganze Mühe zu machen, nur um uns zu ärgern. Er hatte sich wahrscheinlich mehr erhofft. Wenn die Scherzkekstheorie zutrifft, meine ich.«
    »Vielleicht ist ihm ganz einfach das Blut ausgegangen.«
    »Ja, vielleicht.«
    Der Fußball kam in hohem Bogen auf sie zu. Hanne erhob sich und fing ihn lächelnd auf. Sie drehte sich zu ihrem Kollegen um.
    »Sollen wir eine Runde spielen?«
    Håkon fuchtelte heftigst mit den Händen, was jegliche Hoffnung, ihn mit den kleinen Pakistani Fußball spielen zu sehen, im Keim erstickte. Hanne trat den Ball zurück und jammerte. Sie setzte sich und rieb sich den schmerzenden Fuß.
    »Aus der Übung.«
    »Wie siehst du die Sache eigentlich?« fragte Håkon Sand.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich hoffe, daß es nur ein Jux war. Aber irgend etwas an der Geschichte gefällt mir nicht. Der Typ hat sich doch immerhin eine riesige Mühe gemacht.«
    »Oder die Frau.«
    »Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß eine Frau so was tun würde. Es ist irgendwie zu … ein bißchen zu maskulin. Das viele Blut.«
    »Aber wenn es nun kein Witz sein sollte? Wenn an den drei Orten ein wirkliches Verbrechen stattgefunden hat? Wenn nun …«
    »Hast du nicht genug zu tun, Håkon? Findest du es wirklich nötig, dir über ›Wenn nun‹-Verbrechen den Kopf zu zerbrechen? Dann steht dir eine lebhafte Zeit bevor, mein Lieber.«
    Leicht genervt zog sie Strümpfe und Schuhe an und krempelte die Hosenbeine herunter.
    »Game over. Gehen wir wieder an die Arbeit«, kommandierte sie.
    Sie schlenderten ins Haus. Goldener Schrott hing von der Decke – ein Versuch, das riesige Foyer ein wenig hübscher zu machen –, schien aber vor lauter Hitze bald herabfallen zu wollen. Die Sonne wurde so hart reflektiert, daß es in den Augen weh tat.
    Kein großer Verlust, wenn der ganze Scheiß runterkommt, dachte Hanne Wilhelmsen.
    Dann fuhr sie mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock.
    Håkons Gedankenspiel um die Samstagsmassaker wollte ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte jetzt fünf Vergewaltigungen, sieben schwere Körperverletzungen und einen Verdacht auf Inzest zu bearbeiten. Das war mehr als genug. Sie hatten zwar eine eigene Gruppe, die Übergriffe auf Kinder behandelte, aber in diesem absurden Frühling schienen die Kleinen als Sexualobjekte im Kurs noch gestiegen zu sein. Deshalb mußten alle helfen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Was ihr vorlag, war typisch für die Fälle, bei denen die Ermittlungen eingestellt werden. Klinisch gesehen gab es keine Anzeichen dafür, daß etwas vorgefallen war. Daß das Kind zur großen Verzweiflung seiner Mutter und der Kindergärtnerinnen sein Verhalten vollständig geändert hatte und daß ein Psychologe mit großer Sicherheit erklärte, irgend etwas sei vorgefallen, ließ eine Verurteilung in unerreichbare Feme rücken. »Irgend etwas« war juristisch gesehen nicht gerade präzise. Vor dem Untersuchungsrichter hatte das Kind einiges erzählt, aber es war restlos verstummt, als Hanne sich vorsichtig erkundigt hatte, wem denn der komische Schwanz mit der Milch gehörte. Das Protokoll der Vernehmung durch den Untersuchungsrichter war der letzte Strohhalm, aber das hatte noch Zeit. Zwei Wochen immerhin.
    Wenn nun …
    Hanne Wilhelmsen legte die Beine auf den Tisch, verschränkte die Hände im Nacken und schloß für einen Moment die Augen.
    Wenn nun wirklich etwas passiert war: im Holzschuppen in Tøyen, in der Baracke am Loelv, im Parkhaus in Vaterland? Wenn ja, dann war das grotesk. Das Blut konnte unmöglich von einem einzigen Menschen stammen. Daß aber jedesmal drei oder vier

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