Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
noch gemacht? Er kann nicht einfach nur dorthin gereist sein, um einem Mädchen den Hof zu machen.«
Darauf gab Floote keine Antwort.
»Können Sie uns wenigstens sagen, für wen er gearbeitet hat?«
»Die Templer, Sir. Es waren immer die Templer, bis er sich mit ihnen überworfen hat.«
»Aber er ging danach noch einmal nach Ägypten. Für wen arbeitete er da? Nicht für uns, nicht wahr? Ich meine, für England oder BUR . Ich weiß, dass Königin Victoria versuchte, ihn zu rekrutieren. Sie bot ihm das Amt des Muhjah an, doch er lehnte ab.«
Floote blinzelte Professor Lyall nur ausdruckslos an.
Der Beta wurde allmählich ein wenig frustriert.
»Floote, Sie müssen uns irgendetwas geben. Es sei denn … Sind Sie ebenfalls durch das Geheimhaltungsgesetz zum Schweigen verpflichtet?«
Floote nickte beinahe unmerklich.
»Das sind Sie! Natürlich, das ergibt absolut Sinn. Sie konnten mit keinem von uns reden, nicht einmal mit Lady Maccon, weil wir alle nach den Klauseln dieses Gesetzes feindliche Agenten sind. Es hindert Übernatürliche und ihre Verbündeten einschließlich Außernatürliche daran, Zugriff auf gewisse wissenschaftliche Informationen zu erlangen. Zumindest lautet so das Gerücht. Ich kenne natürlich nicht die Einzelheiten.«
Floote nickte nur wieder sehr verhalten.
»Also hat Sandy etwas so Bedeutsames in Ägypten entdeckt, dass es unter dieses Gesetz fiel. Obwohl außerhalb des Heimatlandes, berührt es die Sicherheit des Commonwealth.«
Floote zeigte keine Reaktion.
Offenbar glaubte Professor Lyall, nichts Brauchbares mehr aus dem Butler herauszubekommen, denn er sagte: »Nun gut, Floote, Sie können wieder zu Ihrem Speiseplan zurück. Ich bin mir sicher, dass die Köchin es ohne Ihre Aufsicht vermasselt hat.«
»Danke, Sir«, sagte Floote mit einer Spur von Erleichterung, bevor er unauffällig den Raum verließ.
»Was denkst du?«, wandte sich Lyall an Biffy.
Biffy zuckte mit den Schultern. Er war überzeugt davon, dass Floote noch einiges mehr wusste. Doch es war klar, dass Floote ihnen nicht mehr verraten würde. Irgendetwas ging hier vor sich, und es hatte nicht nur mit Parlamentsgesetzen und politischen und wissenschaftlichen Interessen zu tun. Lyall wollte das Beste von Lady Maccons Vater glauben, ganz gleich, wie wenig der Gentleman es wert war. Aber er, Sandalio de Rabiffano, würde seine eigene Halsbinde fressen, wenn Alessandro Tarabotti während seiner Ägyptenreisen nur gute Taten vollbracht hatte. Ob unter den Templern, dem OMO oder seiner Regierung, Mr Tarabotti war immer ein übler Mistkerl gewesen.
Doch diese Gedanken legte Biffy nicht offen, sondern sagte stattdessen: »Mr Tarabotti überwarf sich mit den Templern aus Liebe, nicht aus Prinzip. Das dachte ich zumindest. Aber du dürftest den Charakter des Mannes viel besser kennen als ich.«
Professor Lyall senkte den Kopf und sah aus, als müsste er sich ein kleines Lächeln verkneifen. »Ich verstehe, was du damit sagen willst. Du glaubst, dass mehr als ein bedeutender Parlamentsbeschluss nötig sein musste, um Sandys Handeln zu beeinflussen.«
»Du etwa nicht?«
»Floote mag dem Gesetz folgen, indem er schweigt. Aber Sandy hat etwas anderes bewogen, während der wenigen Jahre, die wir vor seinem Tod miteinander verleben durften, über Ägypten Stillschweigen zu bewahren.«
Biffy zog nur die Augenbrauen hoch, was dem Beta Zeit gab, noch einmal darüber nachzudenken, was er von seinem früheren Liebhaber wusste.
Lyall nickte langsam. »Vermutlich hast du recht.«
14
Alexia borgt Mr Tumtrinkle ihren Colt
K anzler Neshi hatte die Tunstells ermutigt, auch eine öffentliche Vorführung des Todesregens vom Schwanensee im örtlichen Theater zu geben. Es war ein Freilufttheater, so wie die im alten Rom. Um Alexia von ihren Sorgen abzulenken, überredete man sie, das Spektakel ein drittes Mal über sich ergehen zu lassen. Lord Maccon war immer noch nicht wieder aufgetaucht, als sie zum Theater aufbrachen.
Das Stück wurde von den Massen ebenso bewundert wie von den Vampiren. Zumindest glaubte Lady Maccon, dass es sehr bewundert wurde. Es war schwierig, das genau zu sagen, denn die Theatertruppe wurde mit Lob – wenn es denn Lob war – in einer Sprache überschüttet, die ihnen allen völlig fremd war. Allerdings schien der Beifall wirklich echt zu sein. Lady Maccon als Mäzenin wartete nach dem Stück auf Mr und Mrs Tunstell, doch nicht allein, sondern mit einer Ansammlung aufgeregter Ägypter, die begierig
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