Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
versuchte sie, sich selbst zu beruhigen.
    »Dama!«, heulte das kleine Mädchen. Sie riss sich aus dem Griff ihrer Mutter los und rannte zur Tür, wo sie sich zu Alexia umdrehte und sie ansah. »Dama. Hause. Hause Dama«, beharrte sie nachdrücklich.
    »Nein, Liebes, noch nicht.«
    »Gleich!«
    Alexia marschierte zu ihrer Tochter und hob das zappelnde Kind hoch. Dann eilte sie mit der Kleinen die Treppe hinunter in den Empfangsraum des Hotels, wo immer noch großes Durcheinander herrschte.
    Mrs Dawaud-Plonk weinte ungehemmt, als sie Prudence sicher in Lady Maccons Armen sah, und rannte herbei, um sich gurrend über das Kind zu beugen.
    »Prudence hatte sich unter dem Bett versteckt, aber es sieht so aus, als haben sie Primrose mitgenommen«, verkündete Alexia. »Es tut mir so außerordentlich leid, Ivy. Ich habe keine Ahnung, wer das getan hat und was sie mit einem Kind wollen, aber Primrose ist definitiv verschwunden.«
    Mrs Tunstell stieß ein hohes, klagendes Wimmern aus und sank ohnmächtig in die Arme ihres Mannes. Tunstell sah aus, als würde er am liebsten ebenfalls in Ohmacht fallen. Seine Sommersprossen stachen heftig aus seinem weißen Gesicht hervor, und er starrte Alexia verzweifelt aus seinen grünen Augen an.
    »Ich weiß nicht, wo mein Gatte ist«, antwortete Alexia, die die flehende Bitte in diesen Augen sogleich verstand. »Ausgerechnet heute musste er wütend von dannen stürmen!«
    Da die Tunstells ihrer Truppe sehr nahestanden, stürzte dieses Unglück auch die anderen Schauspieler in mitfühlende Verzweiflung. Die Damen fielen in Ohnmacht oder bekamen hysterische Anfälle, je nachdem, was eher ihrem jeweiligen Naturell entsprach. Ein paar der Gentlemen taten es ihnen gleich. Einer stürzte mit einem Theaterschwert hinaus in die Nacht, entschlossen, die schändlichen Schuldigen zur Strecke zu bringen. Mr Tumtrinkle stopfte sich den Mund mit den kleinen Honiggebäckteilchen voll und weinte schluchzend in seinen Schnurrbart. Percival schrie sich die Seele aus dem Leib und hielt nur kurz inne, um jeden zu bespucken, der in seine Reichweite kam.
    Lady Maccon hätte an dieser Stelle wirklich die dröhnende Stimme ihres Gatten gebrauchen können. Mit dem sicheren Wissen, dass diese Bürde ihr zufiel, und erleichtert darüber, dass ihrer eigenen Tochter nichts zugestoßen war, übernahm sie das Kommando. Sie war ziemlich in Sorge um Primrose, aber zugleich war sie sich auch über zwei Dinge im Klaren. Entweder war das Kind entführt worden, um Lösegeld zu erpressen, in welchem Fall sie relativ bald mit einer Kontaktaufnahme rechnen konnten, oder man hatte das falsche Kind gekidnappt, und in diesem Fall konnten sie Primrose’ baldige Rückkehr erwarten. Warum sollte jemand die Tochter einer Schauspielerin haben wollen? Ganz gleich, wie beliebt besagte Schauspielerin in Ägypten auch sein mochte.
    Mit verzweifeltem Blick sah sich Alexia nach der einzigen anderen Person um, die unter solchen Umständen vielleicht noch einen ebenso klaren Kopf wie sie behalten würde, aber sie konnte Madame Lefoux nirgends entdecken. Also wandte sie sich an einen der Hotelangestellten.
    »Guter Mann«, sagte sie und zog ihn von einer der hysterischen Schauspielerinnen fort, »haben Sie Madame Lefoux gesehen? Eine unserer Mitreisenden, die französische Erfinderin, die sich wie ein Mann kleidet. Sie könnte in dieser Sache vielleicht nützlich sein.«
    »Nein, Madam.« Der Mann verbeugte sich hastig. »Sie ist fort, Madam.«
    »Was meinen Sie mit fort? « Alexia gefielen die neuerlichen Entwicklungen gar nicht. Jetzt fehlten schon zwei Damen! Nun ja, Primrose war erst eine halbe Dame, und Madame Lefoux kleidete sich wie ein Mann, also nahm Alexia an, dass die beiden zusammengenommen nur eine einzige Dame abgaben, aber … Alexia schüttelte den wirren Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Angestellten.
    »Hat das Hotel verlassen, Madam, vor nicht einmal einer Stunde«, sagte dieser. »Ziemlich eilig, muss ich sagen.«
    Ein wenig sprachlos drehte sich Lady Maccon wieder zu dem höllischen Durcheinander um. Aber warum? Hatte Genevieve vielleicht die Entführer geschickt? Oder war sie ihnen auf der Fährte? Oder konnte es sein, dass sie selbst die Kidnapperin war? Nein, nicht Genevieve. Die Französin mochte einen riesigen Oktopus bauen und damit eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzen, aber das hatte sie getan, weil jemand ihr eigenes Kind entführt hatte. Sie würde einer anderen Mutter kaum etwas

Weitere Kostenlose Bücher