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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Spuren suchen?«
    »Nur zu.«
    Unglücklicherweise gelang es dem Earl weder auf der Treppe noch im Kinderzimmer, etwas von Bedeutung zu erschnüffeln. Allerdings glaubte er, einen Hauch von Madame Lefoux zu wittern. Womöglich hatte sie mit den Entführern gekämpft. Oder auch nur den Kopf ins Zimmer gesteckt, um zu sehen, was passiert war. Es war auch möglich, dass der Geruch vom Abend zurückgeblieben war. Lord Maccon roch im Zimmer zudem eine Spur von den Straßen Ägyptens, aber nichts weiter als das. Wer auch immer Primrose hatte kidnappen lassen, hatte sich gedungener Schurken bedient. Immer noch schnuppernd trottete Lord Maccon hinaus in den Korridor.
    »Ah«, sagte er. »Da ist wieder Madame Lefoux’ Geruch nach Maschinenöl und Vanille. Und hier auch.« Er ging die Treppe hinunter. »Ich glaube, ich habe eine frische Spur. Ich gehe ihr schnell nach.« Er ließ den Umhang fallen, wodurch er eine beeindruckende nackte behaarte Brust enthüllte, und wechselte die Gestalt. Zum Glück war die Hotellobby leer bis auf den äußerst mitgenommenen Hotelangestellten, der mit offenem Mund zusah, wie sich sein geschätzter Gast, ein waschechter britischer Earl, vor seinen Augen in einen Wolf verwandelte.
    Der arme Mann verdrehte die Augen und tat es so mancher jungen Dame an diesem Abend gleich, indem er hinter seinem Tresen in Ohnmacht sank.
    Alexia sah ihn fallen, zu verblüfft, um irgendetwas zu tun, dann drehte sie sich wieder zu ihrem Mann um, der nun ein Wolf war und vorsichtig mit dem Maul seinen abgeworfenen Umhang aufhob.
    »Conall, wirklich, die Sonne ist schon fast aufgegangen. Denkst du, dass du Zeit hast …?«
    Doch er war bereits zur Tür hinaus, mit der Nase auf dem Boden wie ein Spürhund auf der Fährte eines Fuchses.
    Lord Conall Maccon kehrte erst einige Zeit nach Sonnenaufgang zurück. Inzwischen musste Alexia mit einer völlig verzweifelten Mrs Tunstell fertigwerden. Sie schaffte es, Ivy dazu zu überreden, ein Schlückchen Mohntinktur zu nehmen, um ihre Nerven zu beruhigen. Worauf sowohl Ivy als auch ihre Nerven ziemlich schlapp und konfus wurden.
    Als Lord Maccon leise an die Tür klopfte, gelang es Ivy, ihren Kopf zu heben, der sehr tief über dem auf ihrem Schoß schlummernden Percy gehangen hatte.
    Mr Tumtrinkle, mit dem Gesicht zur Tür und Alexias Waffe auf dem Schoß, erschrak so heftig, dass er mit Ethel auf den Earl schoss. Lord Maccon, der nach einem langen Abendauslauf und mehreren Stunden als Mensch in der sengenden Hitze einer ägyptischen Sonne langsamer als gewöhnlich war, duckte sich zu spät, dennoch verfehlte ihn die Kugel.
    Mit einem tadelnden Zungenschnalzen sah Alexia den Schauspieler an und verlangte ihren Colt zurück, indem sie die Hand ausstreckte. Der Mann händigte ihr die Waffe aus, entschuldigte sich wortreich bei Lord Maccon und nahm dann mit beschämtem Schweigen wieder auf seinem Stuhl Platz. Lady Maccon bemerkte allerdings, dass er sich einen der Degen nahm – der für die Verwendung bei Bühnengefechten stumpf gemacht und dadurch ziemlich nutzlos war – und ihn neben sich bereitlegte. Alexia nahm an, dass er jemanden damit böse pieksen konnte, wenn er nur fest genug zustach.
    »Och, Lord Maccon!«, rief Ivy aus. Der Kopf rollte ihr in den Nacken, und sie verdrehte leicht die Augen. »Sinssie das? Hab’n Sie irgendeine … Indisposission … nein … Informassion?«
    Der Earl warf seiner Frau einen gequälten Blick zu.
    »Laudanum«, erklärte Alexia.
    »Nicht direkt, Mrs Tunstell«, antwortete der Earl der Schauspielerin. »Tut mir sehr leid. Weib, wenn du einen Augenblick für mich erübrigen könntest?«
    »Aleschia!«
    »Ja, liebe Ivy?«
    »Wir sollten tanzen gehn!«
    »Aber, Ivy. Wir sind in Ägypten, und deine Tochter wird vermisst.«
    »Aber ich kann mich von hier aus nicht sehen!«
    Alexia erhob sich von ihrem Platz neben ihrer umnachteten Freundin, konnte Ivy nur mit einiger Mühe dazu überreden, ihre Hand loszulassen, und folgte ihrem Gatten zur Tür hinaus.
    »Ich habe Madame Lefoux’ Spur bis zu der Dahabiya-Anlegestelle verfolgt«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Ein merkwürdiger Ort. Hab die Witterung dort verloren. Ich fürchte, sie könnte an Bord eines Schiffes gegangen sein. Ich werde jetzt gehen und mich erkundigen, wie Tunstell mit den örtlichen Behörden vorankommt. Danach, denke ich, werden wir den Generalkonsul benachrichtigen müssen. Schlechte Reklame, so ein vermisstes britisches Baby unter seiner Verantwortung,

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