Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
steuerte auf den Dienstbotenbereich zu.
Floote saß allein an dem riesigen Tisch in der Küche und polierte die Messingkerzenleuchter, eine steife Schürze um die Taille gebunden. Er hatte sein Jackett ausgezogen und über die Lehne eines Stuhls in der Nähe gehängt. In dem Augenblick, als er Biffy sah, griff er danach, doch Biffy sagte hastig: »Nein, Floote, bitte bemühen Sie sich nicht. Ich habe nur eine Frage.«
»Sir?«
»Als Mr Tarabotti in Ägypten unterwegs war, hat er da Luxor besucht?« Biffy trat beiläufig an Flootes Seite, wobei er sich ein wenig zu dicht neben ihn stellte und vorgab, an einem der Kerzenleuchter interessiert zu sein, wofür er sich weiter vorbeugte. Eine Hand hinter dem Rücken versteckt und schnell wie ein Vampir zog er die kleine Waffe aus der Innentasche von Flootes Jackett und steckte sich den kleinen Revolver in den Ärmel, wobei er sich fragte, warum es nicht mehr Zauberkünstler unter den Werwölfen und Vampiren gab. Solche Taschenspielertricks waren leicht, wenn man über übernatürliche Fähigkeiten verfügte.
»Ja, Sir«, antwortete Floote, ohne vom Polieren aufzublicken.
»Nun … ähm, ja. Danke, Floote, das wäre alles.«
»Sehr wohl, Sir.«
Biffy flüchtete in sein Zimmer, wo er die Tür verriegelte und sofort die Waffe hervorholte.
Es war eine der kleinsten, die er je gesehen hatte, wunderschön gearbeitet und mit einem zierlichen Perlgriff. Es war die einschüssige Variante, die vor etwa dreißig Jahren oder früher beliebt gewesen und nun im Zeitalter der Revolver veraltet war. Es musste wohl Sentimentalität sein, die Floote dazu veranlasst hatte, sie zu behalten, denn es war nicht gerade die effektivste Waffe. Schwer, irgendetwas damit auf mehr als fünf Schritte Entfernung zu treffen, und vermutlich schoss sie auch schief. Mit einer kleinen Drehung öffnete Biffy die Kammer und sah hinein. Sie war geladen, und Biffy ließ die Patrone in seine Hand fallen. So ein kleines Ding, das einen so vollständig vernichten konnte. Diese Patrone war aus Hartholz, überzogen mit Metall, um der Hitze standzuhalten, und mit einem Gitter aus Silber umhüllt. Es handelte sich nicht um eine der modernen Patronen, aber dennoch ohne Zweifel um ein Sundowner-Geschoss.
In jener Nacht, in der Dubh erschossen worden war, waren alle Dienstherren von Floote aus dem Haus gewesen. Floote konnte mit Leichtigkeit an Lord Akeldamas Luftschiff gelangen, denn keine Drohne fand etwas dabei, dass Lady Maccons Butler in Lord Akeldamas Haus aus- und einging. Floote besaß eine Waffe, die mit Sundowner-Munition von genau der Sorte geladen war, mit der Dubh erschossen worden war. Als dann Lady Maccon mit dem Verletzten später hereingeeilt war, hatte man Floote mit Dubh allein gelassen, und Dubh war gestorben. Floote hatte zweifellos die Gelegenheit gehabt. Aber warum? Würde der Butler wirklich töten, um die Geheimnisse seines toten Herrn zu wahren?
Lange Zeit saß Biffy da, rollte die Kugel in seiner Hand und dachte nach.
Ein höfliches Klopfen riss ihn aus seiner Versunkenheit. Er stand auf, um die Tür zu öffnen.
Floote trat leise herein, das Jackett wieder angezogen.
»Mr. Rabiffano.«
»Floote.« Biffy fühlte sich seltsam schuldig, wie er hier mit Flootes Waffe in der Hand stand, die ihm offensichtlich viel bedeutete, die belastende Kugel in der anderen Hand.
Biffy sah Floote an.
Floote sah Biffy an.
Biffy wusste es, und er wusste, dass Floote wusste, dass er es wusste – sozusagen. Er reichte dem Butler den Revolver, behielt jedoch die Patrone als Beweisstück und steckte sie in seine Westentasche.
»Warum, Floote?«
»Weil er es mir befohlen hatte, Sir.«
»Aber einen Werwolf auf Befehl eines Toten zu töten?«
Floote zeigte ein winziges Lächeln. »Sie vergessen, was Alessandro Tarabotti war, Sir. Wozu die Templer ihn ausgebildet hatten. Wozu er mich ausgebildet hat.«
Biffy erbleichte entsetzt. »Sie haben schon vor Dubh Werwölfe getötet?«
»Nicht alle Werwölfe sind wie Sie, Mr Rabiffano, oder wie Professor Lyall oder Lord Maccon. Manche von ihnen sind wie Lord Woolsey – Schädlinge, die ausgerottet werden müssen.«
»Und deshalb haben Sie Dubh getötet?«
Floote ignorierte die direkte Frage. »Mr Tarabotti gab seine Befehle, Sir. Und ich gab ihm mein Wort, sie zu befolgen. Und dieses Versprechen habe ich gehalten.«
»Was noch, Floote? Was haben Sie sonst noch in seinem Auftrag getan? War Mr Tarabotti verantwortlich für die Ausbreitung der
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