Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
moderner Erzählkunst. Ich denke nicht, dass wir ihn anderen Kulturen lediglich aufgrund von Entfernung und fragwürdigem Getränkeangebot vorenthalten sollten.«
Bei dieser tiefsinnigen Aussage nickte Mrs Tunstell, und ihr keckes kleines Gesicht zeigte eine sehr ernste Miene.
»Außerdem«, Alexia senkte bedeutsam die Stimme, »gibt es dort in Ägypten auch noch eine Angelegenheit für das Parasol-Protektorat, die es zu regeln gilt.«
»Oh!« Ivy war vor Aufregung überwältigt.
»Ich könnte möglicherweise deine Dienste in deiner Eigenschaft als ›Agentin Kapotthütchen‹ gebrauchen.«
»Wenn das so ist, rede ich mit Tunny, und wir treffen unverzüglich die entsprechenden Maßnahmen und Vorbereitungen! Ich werde mehr Hutschachteln brauchen!«
Alexia erbleichte leicht bei so viel begeistertem Eifer. Die Schauspieltruppe der Tunstells zählte beinahe ein ganzes Dutzend, nebst allerlei schmeichlerischen Bewunderern. »Vielleicht könnten wir den Umfang eurer Produktion ein klein wenig einschränken? Das hier ist eine heikle Angelegenheit.«
»So etwas könnte möglich sein.«
»Vielleicht bis auf nur dich und Tunstell?«
»Ich weiß nicht recht. Da sind schließlich noch die Kostüme. Wer soll sich darum kümmern? Und die eine oder andere Nebenrolle ist für die Handlung absolut essentiell. Und was ist mit den Zwillingen? Ich könnte meine geliebten Püppchen unmöglich zurücklassen. Wir werden also auch noch unser Kindermädchen brauchen, da ich ohne sie nicht zurechtkomme. Dann wäre da noch …«
Mrs Tunstell plapperte munter weiter, und Alexia ließ sie gewähren. Nach reiflich langer Verhandlung kam Ivy zu dem Schluss, dass sie ihre Entourage auf zehn Personen beschränken konnte, Tunstell und die Zwillinge nicht eingeschlossen, und dass sie die Namen und Papiere zusammenstellen und so bald wie möglich an Floote weiterleiten würde.
Es wurde entschieden, dass sie Ende nächster Woche aufbrechen konnten, wenn alle Details geregelt waren. Daraufhin verabschiedete sich Lady Maccon mit dem Gefühl, den schwersten Teil der Mission hinter sich zu haben. Sie musste nur noch ihren Gatten davon überzeugen, wie vernünftig es war, sich mit einem Haufen Schauspieler zu tarnen, um unauffällig zu bleiben.
Sie sandte eine Nachricht an Countess Nadasdy, die sich mit Königin Matakara in Verbindung setzen sollte. Falls die Vampire von Alexandria ein besonderes Interesse an einer Aufführung von Der Todesregen vom Schwanensee bekundeten, würden sie ebenfalls Besuch von Lord und Lady Maccon und ihrem ungewöhnlichen Kind erhalten. Königin Matakara sollte dafür Sorge tragen, dass das Stück vor ihr persönlich aufgeführt wurde, in ihrem eigenen Haus, und zu diesem Zweck die Tunstell Schauspieltruppe à la Mode nach Ägypten einladen. Alexia und Conall als Mäzene würden dann dieser Einladung ebenfalls Folge leisten.
Als Lady Maccon damit fertig war, hatte sich mittlerweile das Rudel im Haus eingefunden, was den üblichen Radau von großen, lauten Männern zur Folge hatte. Conall streckte den Kopf zur Tür herein, um ihr zu sagen, dass es nichts Neues in Bezug auf Dubh gab, und fragte sie, ob sie vielleicht wüsste, wo Biffy abgeblieben sei?
Alexia entgegnete, nein, sie wüsste es nicht, und ob er bitte hereinkommen würde, damit sie ihm ihren Plan erläutern konnte, bevor er wieder davonvagabundierte. Also kam er herein, und sie erläuterte, woraufhin er nach einigem Gemurre die Notwendigkeit einsah, unter der Tarnung von Schauspielern zu reisen.
»Und jetzt«, verkündete Alexia, »werde ich ein Pläuschchen mit Lord Akeldama halten. Ich hätte gern seine Sichtweise in Bezug auf die Vorladung durch Königin Matakara, außerdem sollte ich ihn von meiner bevorstehenden längeren Abwesenheit vom Schattenkonzil in Kenntnis setzen. Er wird allein mit dem Diwan fertig werden müssen.«
»Wenn du das für nötig hältst.«
»Mein Liebster, du musst dich allmählich damit abfinden, dass Lord Akeldama nun einmal nützliche Dinge weiß. Dinge, die nicht einmal du und BUR wissen. Außerdem ist er der gesetzliche Vormund von Prudence. Wenn wir sie außer Landes bringen wollen, selbst auf Verlangen eines Vampirs hin, müssen wir ihn um Erlaubnis fragen. So ist das nun einmal.«
Als Biffy an diesem Abend erwachte, war er durchaus betroffen, als er von Dubhs Tod erfuhr, allerdings hielt sich dies in Grenzen, schließlich hatte er den Mann nie kennengelernt. Viel mehr bekümmerte ihn, dass er sich im Schlaf das
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