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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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von, ein solches Verhalten verbiete mir meine angeborene Höflichkeit.
    Wieder dieses Lachen und als Dreingabe ein amüsierter Blick von Paulina, die das Interesse an ihrem Eis verloren zu haben schien, sich erhob und auf den Weg zur Türe machte. Ihre Rückfront war mir um einiges zu breit, was mich seltsam erleichterte.
    Georgudopulos sah ihr mit schräg gelegtem Kopf versonnen hinterher.
    »In meinem Geschäft«, sagte er träumerisch, »ist es häufig von Nutzen, wenn die Leute, mit denen man es zu tun hat, nicht zu sehr von sich selbst überzeugt sind. Sie neigen sonst zu maßlosen Forderungen. Paulina schafft es, Selbstzweifel hervorzurufen. Am ehesten natürlich in Männern. Männer scheinen sich in ihrer Anwesenheit zu fragen, ob sie ihr wohl gewachsen wären. Was meinen Sie, Herr Krisinsko - wären Sie ihr gewachsen?«
    »Nun, das käme wohl auf die Disziplin an, Herr Gregorodopuli.«
    Wir strahlten uns an, dass es beinahe wehtat.
    »Doch nun zum Geschäftlichen. Ihrer Karte nach sind Sie Detektiv, Herr Kryszinski. Verraten Sie mir eins: Verdient man gut als Detektiv?«
    Auch so eine Masche, die Leute klein zu machen. Mir fiel auf, dass er völlig akzentfrei sprach. Ich meine, völlig. Nicht mal Kohlenpott. Er sprach wie ein Fernsehansager. Ich sah ihn kalt an.
    »Ich hoffe, noch diese Woche meine erste Million zu machen.« Und das Beste war, damit log ich noch nicht mal.
    Er zog ein tief beeindrucktes Gesicht. Zu tief, um ehrlich zu sein.
    »Sicher möchten Sie wissen, was ich so mache, beruflich.« Es war keine Frage. Da ich es nicht besonders eilig hatte, und da jeder Detektiv, egal ob privat engagiert oder in staatlichem Sold, jeden von Herzen liebt, der gerne erzählt, ließ ich ihn. Scuzzi hatte ihn einen gottverdammten Menschenschmuggler und Sklavenhändler genannt, und ich war gespannt, wie Georgudo-pulos es formulieren würde.
    »Ich makele«, sagte er und schaffte es, richtig bescheiden zu klingen. »Ich makele Talent. Besitzen Sie ein Talent, Herr Kryszinski?«
    Der Typ verfügte über mehr Maschen als ein Wollpullunder. Hatte er gerade eben noch versucht, mich über das Stehvermögen meines Zeugungsorgans oder die Höhe meines Einkommens rumdrucksen zu machen, sollte ich jetzt die Hose meiner geheimen Wünsche und Träume vor ihm runterlassen.
    »Sagen Sie's ruhig. Ohne Scheu. Sie glauben gar nicht, wen ich nicht schon alles vermittelt habe. Nennen Sie mir Ihr Talent.«
    Die >Baby, ich bring dich zum Film<-Tour.
    »Nun ja«, murmelte ich schüchtern und blickte zu Boden. »Hm«, machte ich und kratzte mich am Kopf. »Wo Sie schon fragen .« Verlegen blickte ich in eine Zimmerecke.
    »Ausweichende Antworten«, gestand ich ihm dann und hob meinen Blick wieder auf seine Höhe, »da, meine ich manchmal, wäre ich gar nicht schlecht drin.«
    Er tat einen langen Atemzug. Ansatzlos wechselte er das Thema.
    »Letztes Mal haben Sie sich in mein Haus geschlichen, sind ohne erkennbaren Grund durchgedreht, haben mich und meinen Diener in den Pool geworfen und einen meiner Gäste am Kopf verletzt.« Er legte eine kleine, abwartende Pause ein. Ich ließ sie ungenutzt.
    »Heute versuchten Sie, sich mit haltlosen Drohungen Einlass zu verschaffen. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich Sinn für Humor habe? Sie sollten dafür dankbar sein. Also«, schloss er, »was wollen Sie?«
    »Informationen über Sascha >Pascha< Sentz und Siegfried >Elvis< König. Und tun Sie nicht ahnungslos, ich weiß, dass Sie mit beiden gut bekannt sind. Beziehungsweise waren.«
    Nachdenklich polierte er seine Fingernägel am Jackenärmel und betrachtete sie kritisch.
    »Der arme Sascha«, seufzte er. »Über ihn können wir sprechen. Er ist tot. Und sobald man das Gleiche mit Sicherheit von dem guten Elvis sagen kann, können wir uns auch über ihn das Maul zerreißen. Vorher nicht.«
    »Auskünfte über Pascha alleine nutzen mir nichts. Was ich recherchiere, ist das Verhältnis der beiden zueinander. Könnte Elvis Motiv und Gelegenheit gehabt haben, Pascha den Hals umzudrehen?«
    Er sah von seinen Fingernägeln auf. Seine Augen hatten die Farbe, die Kühle und die Härte von nassem Asphalt.
    »Wieso sollte gerade ich das Risiko eingehen, Sie mit solch brisanten Informationen zu füttern?«
    »Die Polizei beschuldigt mich. Sie könnten somit einem Unschuldigen aus der Klemme helfen.«
    Er platzte lauthals heraus.
    Bisschen dick aufgetragen, kritisierte ich mich selbst.
    »Herr Kryszinski«, seufzte er, nachdem er sich wieder bekrabbelt

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