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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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rein weißen, körnigen Material, das schwach glitzerte, wenn man es mit der Taschenlampe anstrahlte.
    »Bingo!«, schrie Scuzzi, »Banzai!« Er hielt zwei Beutel in die Luft und starrte sie hingerissen an, und ich dachte nicht ohne Sorge, dass ihm das wohl den Rest geben dürfte, drogenkon-summäßig.
    »Mehr davon!«, schrie er, warf die Beutel auf den Tisch und machte sich weiter mit dem Schrauber zu schaffen, fieberhaft. Er schrie gerade zu dritten Mal >Bingo!<, als draußen Reifen auf dem Kies knirschten.
    >Ernüchterung< ist ein zu schwaches Wort, um zu umschreiben, was uns packte. Jedenfalls machte es uns schwer still. Mitten in der Bewegung erstarrt, wagten wir uns nicht zu rühren.
    »Bestimmt nur der Wachdienst«, hauchte ich. Der würde seinen Scanner über den Kontrollstreifen ziehen, einmal am Tor rappeln und dann weitermachen mit seiner Runde.
    Und ich würde anschließend sofort losrennen, den Crown holen, was wir bis dahin gefunden hatten in den Kofferraum pfeffern und Gas geben. Mir reichte es für heute mit Aufregungen. Aber echt.
    Der Wachmann oder wer immer es war, der da angehalten hatte, rappelte am Tor, wie vorhergesagt, als deutlich hörbar ein zweites Auto herangefahren kam. Dann ein drittes.
    Drei Wachdienststreifen, die alle gleichzeitig ein und dasselbe Tor kontrollieren wollten, das deckte sich mit keinem meiner einprogrammierten Verhaltensmuster. Ein Schaltkreis in meinem Rechner brach zusammen, und eine Alarmhupe begann, ihr störrisches Mööp! Mööp! Mööp! durch meinen Schädel zu tuten.
    »Raus hier«, keuchte ich, »aber ganz leise!« Nicht ohne ein gewisses Erstaunen bemerkte ich, dass ich mit mir selber sprach. Mein Partner war schon oben, an Deck.
    Draußen wurde gemurmelt, jemand machte sich an dem Vor-hängeschloss zu schaffen, der Überwurfriegel schrappte geräuschvoll über das Blech des Tores.
    So schnell es nur ging, tasteten wir uns die Sprossen der Leiter hinunter, Kopf nach hinten verdreht wie die Eulen, im Bemühen, das schwarze Quadrat des Tores im Auge zu behalten. Unter Quietschen tat sich ein heller Spalt auf, und ein Kopf mit toupiertem, nach hinten gekämmtem Haar und daumendicken Schenkelschmeichlern erschien in der Öffnung. Draußen wurden Autotüren zugeschlagen, Schritte knirschten, und Männerstimmen grummelten miteinander.
    »Rex?« Elvis hatte ein tiefe, gepresst klingende Stimme.
    »Re-hex?« Mit der gebotenen Vorsicht - er kannte das Vieh -kam er herein. »REX?«
    Die Rückwand der Halle bildete eine schmale Zone tiefen Schattens. Auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem schlichen wir uns auf das Türchen zu.
    »Rex? Wo steckst du? Komm zu Herrchen!« Da konnte er lange rufen.
    KLACK!, machte der Lichtschalter. Ich hätte mich küssen können. Weiter, weiter, nur noch ein paar Meter ...
    »Ey, wieso geht das Licht nicht? Und wo ist mein Hund?! Hier stimmt doch was nicht!«
    Das Tor schwang weiter auf, und Gestalten drängten herein. Eine schwenkte eine Taschenlampe, verdammte Scheiße.
    »Aah, da! Leuchte mal da hin! Mein Hund! Mein Gott! Sie haben meinen Hund gekillt! Seht euch das an! Diese Schweine!
    Wer war das?!«
    Nur noch ein paar Schritte ... leise, leise ... Die Überwindung, die es kostete, nicht in hell auflodernder Panik auf die Türe loszustürzen, war unmenschlich.
    »Leuchte mal höher, da hinten bewegt sich doch was! Da sind sie! Stehen bleiben, ihr Arschlöcher! Los, packt sie euch! Hinterher! Schnappt sie, die Schweine!«
    Ein Schuss krachte, und die im Losrennen begriffenen, vielleicht sechs oder sieben Gestalten am Tor warfen sich wie ein Mann zu Boden. Jetzt hätte ich Scuzzi küssen können.
    So, nur noch raus aus der Türe und dann rennen, rennen, rennen .
    Ahiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!!!!!! Um die Breite eines Haares, eines Frauenhaares obendrein, und ich wäre von dem Triebwagen erfasst worden. Ich schrie vor Entsetzen, wurde jedoch vollkommen übertönt vom Kreischen der Bremsen. Der Lokführer hatte mich wohl wahrgenommen und dachte jetzt wahrscheinlich, er hätte mich untergepflügt. Ich schrie ein zweites Mal, als mir aufging, dass nun unser einziger Fluchtweg abgeschnitten war. Die bepissten Paletten standen im Weg, und bis die verfluchte, unter entnervendem Kreischen verzögernde S-Bahn daran vorbei war, wäre es auch mit uns vorbei.
    Scuzzi jagte noch eine Kugel durch den Spalt des Türchens, drehte sich dann um, sah den Palettenstapel und dann mich an, mit riesigen Augen.
    POCK!, erschien ein Loch im

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