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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Schwung bringen. Auch Isabell nahm keine Bratwurst, sondern ließ sich ein Wasser geben. Zu viert standen sie um den Bistrotisch.
    »Meine vorletzte Woche.« Isi schaute betrübt.
    »Die Zeit ist wie im Flug vergangen, nicht?« Hubert sprach mit vollem Mund. »Was machst du denn danach?«
    »Ich gehe nach Berlin, studieren.«
    »Und was?«
    »Eigentlich hatte ich Journalistik und Kommunikationswissenschaft geplant, aber das hat nicht geklappt. Jetzt versuche ich es mit Lehramt.« Isi schob wieder die Unterlippe vor, während Lara versuchte, sich die Praktikantin vor einer Schulklasse vorzustellen.
    »Na dann, viel Glück. Gibst du nächste Woche noch einen Ausstand?« Hubert schluckte den letzten Bissen hinunter und wischte sich mit der Papierserviette das Fett von den Lippen.
    »Sollte ich das?«
    »Wir würden das gut finden, nicht?« Hubert schlug Friedrich, der die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt hatte, mit der Handfläche auf den Rücken. Friedrich nickte, zog dabei seine Zigarette hinter dem Ohr hervor und zündete sie an.
    »Na, mal seh’n.« Isabell warf ihren Becher in den Müllständer.
    »Wenn du willst, helfe ich dir bei den Vorbereitungen.« Lara fragte sich im selben Augenblick, in dem sie die Worte sprach, was plötzlich in sie gefahren war.
    »Das wäre toll!«
    »Dann ist ja alles klar. Sieht nach Regen aus.« Hubert legte den Kopf in den Nacken. Hinter dem großen Kaufhaus auf der anderen Straßenseite türmten sich blauschwarze Wolken. »Sehen wir zu, dass wir zurückkommen.« Als sie die Tür zum Seiteneingang öffneten, platschten die ersten schweren Tropfen auf die Gehwegplatten.

    Die Luft in der Redaktion war elektrisch geladen. Lara sah zu ihren Schreibtischen hinüber. Tom saß vor seinem Rechner, die Finger flogen über die Tasten. Er blickte nicht auf. Hatte er sich vorhin nach der Konferenz beim Redaktionsleiter über sie beschwert?
    Sie registrierte Isabells sehnsüchtigen Blick. Die Praktikantin tat ihr leid. Die Kleine hatte all die Monate tatsächlich geglaubt, Tom meine es ernst mit ihr. Und nun ließ er sie links liegen  – vielleicht weil sie sowieso bald nicht mehr da war oder weil er ihrer einfach überdrüssig geworden war.
    Sie war noch nicht ganz an ihrem Schreibtisch angekommen, als das Handy in ihrer Hosentasche einen langen Piepton von sich gab. Lara nestelte das Mobiltelefon heraus und setzte sich. »Eine Kurznachricht erhalten«, verkündete das Display. Aus den Augenwinkeln sah sie Toms lauernden Blick. Der Typ beobachtete sie auf Schritt und Tritt. Sie drehte ihm den Rücken zu, um die Nachricht ungestört aufzurufen.
    Wieder Leiche in Plattenbaublock gefunden. Grünau, Ringstraße 15, Ralf.
    Lara fixierte die Buchstaben. Ralf? Ihr gegenüber setzte Tom Fränkel sich aufrecht hin und machte dann Anstalten aufzustehen. Erst jetzt ging ihr die Bedeutung der Botschaft auf. Man hatte einen weiteren Leichnam entdeckt, und zwar in dem gleichen Stadtteil, in dem auch der Tote in der Badewanne gefunden worden war. Und jetzt wusste sie auch, von wem die Nachricht stammte. »Ralf« war Kriminalobermeister Ralf Schädlich. Sie hatte ihn in den letzten Tagen ein bisschen vernachlässigt, er jedoch dachte anscheinend öfter an sie. Hastig erhob Lara sich, den Stuhl mit den Kniekehlen nach hinten schiebend. »Ich muss noch mal los. Ein Termin im Konservatorium.« Etwas Besseres fiel ihr im Moment nicht ein. »Kann länger dauern.« Im Reden fuhr sie den Computer herunter und checkte ihre Tasche. »Bis später!«

    Tom stand an seinem Tisch und sah seiner Kollegin nach. Seine Nasenspitze zuckte.
     
    Nachdem sie Hals über Kopf aus der Redaktion aufgebrochen war, dachte Lara auf der Fahrt nach Grünau darüber nach, was die SMS bedeutete. Der Polizist hatte sie nicht angerufen, sondern nur eine Nachricht im Telegrammstil gesendet. Das konnte verschiedene Gründe haben. Entweder fehlte ihm die Zeit für ausführlichere Informationen oder er konnte nicht frei sprechen, weil andere mithörten. Und trotzdem hatte Ralf Schädlich sie verständigt. Weil er sie mochte? Lara verscheuchte den Gedanken und gab Gas. Wenn sie Glück hatte, würde sie die einzige Journalistin am Tatort sein. Wahrscheinlich wollte der Kriminalobermeister einfach vermeiden, dass seine Vorgesetzten erfuhren, von wem ihre Informationen gekommen waren. Dann würde sie so tun müssen, als habe sie sie aus einer anderen Quelle.
    In der Ringstraße wimmelte es nur so von Polizeiautos. Der Eingangsbereich von

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