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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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nicht ausschließe, dass der, den du vor dir siehst, früher so genannt wurde. In seinem vergangenen Leben sozusagen. Verwirre ich dich? Gut, denn alles andere wäre auch höchst erstaunlich.“
    „Wer auch immer du sein magst, binde mich los, ich bitte dich. Die Wachen können jeden Augenblick zurückkommen.“
    Brennain betrachtete mich beinahe mitleidig.
    „Die Wachen werden so schnell nicht zurückkommen, sei unbesorgt. Wir sind hier für uns. Solange ich es will, sind wir hier ganz für uns. Ganz für uns allein, Jack Schilt.“
    Brennain wusste also meinen Namen. Nun ja, wenn ihn schon irgendwelche ausgestorben geltenden Uhleb in den unwirtlichsten Einöden kannten, warum nicht auch ein totgeglaubter Greis mit der Visage eines Jünglings auf einer abgelegenen Insel inmitten eines Sees am anderen der Welt? Es erstaunte mich nicht. Mich erschütterte nur noch wenig.
    „Du weißt demnach, wer ich bin.“
    „Ja, ist das nicht bemerkenswert? Wir sind uns noch nie begegnet und doch kennen wir einander. Es mag dich überraschen, aber du siehst deinem Urahn in der Tat ähnlich. Wie außergewöhnlich, ein Teil von ihm bist du. Oh ja, in euren Augen glüht das gleiche Feuer. Du hast seine Augen. Wenn ich es nicht besser wüsste, glaubte ich, du wärst er.“
    Ein Teil von ihm bist du…
    Sprach er vom Sentry?
    „Von wessen Augen sprichst du?“ fragte ich perplex.
    „Von denen deines Vorfahren. Ich kannte deine Ahnen. Ich bin mit ihnen hier angekommen, damals, vor mehr als sechshundert Jahren.“
    Ich sah Brennain an, als sei er übergeschnappt.
    „Das kann nicht sein. Kein Mensch lebt so lange.“ Doch dann kam mir ein logischer Gedanke. „Jetzt verstehe ich. Du bist ein Skiavo, nicht wahr?“
    Nun war es an Brennain, mich wie einen Verrückten anzusehen. Dann verzog sich sein Mund zu breitem Grinsen. Es sah so aus, als wollte er aus vollem Halse lachen, doch kam es nicht dazu. Ich hatte die verwirrende Vermutung, Gefühlsausbrüche dieser Art waren ihm unbekannt. So stellte ich mir jemanden vor, der das Lachen aus irgendwelchen Gründen wieder lernen musste.
    „Du amüsierst mich, Jack Schilt. Das ist schon lange niemandem mehr gelungen.“ Das Grinsen verflog so schnell wie es gekommen war. „Nein, ich bin kein Skiavo. Wenig schmeichelhaft, auch wenn du über meine Geschöpfe sprichst, meine eigenen Kinder, wenn man so will.“
    Mein blanker Blick amüsierte ihn nicht länger.
    „Ich darf mich vorstellen? Mein Name ist Alpha Cantrell. Ah, ich sehe, das sagt dir gar nichts. Auch wenig schmeichelhaft.“ Wieder huschte der Anflug eines Grinsens über sein Antlitz, welches sich wie eine wächserne Maske bewegte, steif und hölzern. „Deine Urahnen kannten mich umso besser. Ich wage zu behaupten, ihnen gefiel dies ähnlich wenig wie dir. Auch sie würden mich übrigens nicht mehr erkennen, stünde ich heute vor ihnen. Sechshundert Jahre sind eine lange Zeit.“
    Wollte mir diese Person, die sich soeben als „Alpha Cantrell“ vorgestellt hatte, weismachen, sie wäre über ein halbes Jahrtausend alt? Avaleas Geschichten erschienen mit einem Mal nicht mehr ganz so unglaubwürdig.
    „Du siehst nicht aus wie ein sechshundert Jahre alter Mensch. Ich kenne aber eine Skiava, die behauptet, mehrere hundert Jahre zu zählen. Was anderes als ein Skiavo kannst du also sein?“
    „Avalea mag dich in vielen Fällen getäuscht haben, Jack Schilt, aber mit ihrem Alter hat sie nicht gelogen.“ Er genoss die Fassungslosigkeit auf meinem Gesicht in vollen Zügen. „Ah, ich sehe, ich habe dich bestürzt. So etwas gelingt mir immer nur bei Menschen. Verurteile mich, Jack Schilt, das steht dir frei, aber unsere kleine Unterhaltung hier bereitet mir eine Menge Freude. Ich hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit.“

33 CANTRELL
     
    Ich sank auf die Pritsche zurück. Dieses Wesen, das von sich behauptete, Alpha Cantrell zu sein und aussah wie Annachie Brennain, ein junger Mann, der vor Jahren spurlos aus Cape Travis verschwunden war, jagte mir stückweise Furcht ein. Was er sagte, ergab wenig Sinn. Doch ich fühlte, dass er mich nicht anlog. Mir wurde auch klar, warum er meine Fesseln nicht lösen wollte. Wehrlos war ich ihm deutlich lieber. Instinktiv spürte ich, einen mächtigen Feind vor mir zu haben. War er dieser König, der König der Feuerinsel? Er sah vielmehr aus wie ein zerlumpter Bettler. Und er kannte Avalea. Das Ausmaß ihres Verrats zog ungeahnte Kreise. Ihre Rolle in diesem ganzen Spiel erschien immer

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