Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
das nur darauf wartete, uns in die Mangel zu nehmen, aber es blieb weiterhin ruhig. Wie sollte ich in diesem Labyrinth aus Gängen, Kammern und Sälen Krister und Luke jemals wieder finden?
Wir näherten uns dem großen Saal. Das Tempo drosselnd stellte ich mein Gehör auf Feinempfang, doch vernahm ich weder Stimmen noch andere verräterische Geräusche. Vor dem riesigen Vorhang blieb ich schließlich stehen und lauschte. Rob begann trotz seines Fliegengewichts allmählich schwer auf den Schultern zu wiegen. Vorsichtig schob ich den blauen Stoff ein Stück zur Seite und spähte hinein in den gewaltigen, hell erleuchteten Saal.
Er war in der Tat leer. Keine Seele war anwesend. Ich konnte unser Glück kaum fassen. Ein letztes Mal prüfend um mich sehend schlüpfte ich hindurch und eilte quer durch den Saal direkt auf den merkwürdigen Thron zu. Wir passierten die Stelle, an der Krister, Luke und ich nach unserer Gefangennahme gestanden hatten. Von nun an hatte ich keine Ahnung mehr, wie es weiterging. Jetzt hing alles von Rob ab.
„Nimm den Weg links am Thron vorbei!“ dirigierte er mich. „Gut so. Siehst du? Dort hinten ist wieder ein Vorhang. Dahinter geht es in eine Art Verteilerebene. Von dort aus gibt es einen Weg nach unten, der raus aus dem Berg führt.“
Wir erreichten den zweiten Vorhang. Ich spähte vorsichtig hindurch. Auch hier war die Luft rein. Wir fanden uns in einem düsteren Raum wieder, lediglich erhellt von einer jener kalt leuchtenden Lampen. Ich sah um mich, konnte jedoch keinen Ausgang entdecken.
„Was jetzt?“ fragte ich Rob. „Sieht nach Sackgasse aus.“
„Irgendwo hier muss es weitergehen. Lauf auf das Licht zu... Ah, hier, ich erinnere mich. Hinter diesem Felsvorsprung versteckt sich der Ausgang. Schlau gemacht, nicht wahr?“
Wir durchquerten den Raum. Auf halber Strecke blieb ich abrupt stehen. Meine Ohren hatten alarmierende Geräusche wahrgenommen, welche sich verdächtig nach besohlten Schritten anhörten. Schritte, die direkt aus der Richtung kamen, in die wir wollten.
„Es kommt jemand!“ zischte Rob.
Nach allem was ich annahm, waren es sogar mehrere. Zum Glück ruhte der Raum zum größten Teil im Dunkeln. Ich hastete blind ins Finstere hinein und stieß dabei nicht gerade lautlos gegen schweres Mobiliar. Verdammt, das tat weh! Ich ging in die Hocke und ließ Rob absteigen. Sollte es zum Kampf kommen, wollte ich ihn wenigstens von mir herunter wissen.
Mucksmäuschenstill drückten wir uns in die dunkle Ecke, als mit einem Schlag der ganze Raum von gleißend hellem Licht erleuchtet wurde. Dutzende von Lampen mussten zur gleichen Zeit aktiviert worden sein. Meine Augen tränten augenblicklich, ich zwang mich jedoch, sie offen zu halten und erfasste dadurch die Situation im Bruchteil einer Sekunde. Keinen Moment länger zögernd ging ich in die Knie und zerrte Rob mit auf den Boden. Wir lagen nun direkt hinter dem wuchtigen hölzernen Möbelstück, einer Art Truhe, gegen die ich gelaufen war und die hoffentlich genug Deckung bot.
Ich weiß nicht wie viele Skiavos in den Raum marschierten, es musste eine ganze Reihe gewesen sein. Sie sprachen kein Wort. Ihre schweren besohlten Schritte polterten zielstrebig hindurch auf die gegenüberliegende Seite, aus der wir kamen. So schnell wie sie aufgetaucht waren, verschwanden sie auch. Der Spuk dauerte nur wenige Sekunden, und als das Licht wieder erlosch, wagte ich einen ersten erleichterten Atemzug.
„Das war knapp“, hörte ich Rob flüstern.
„Scheinbar schlafen doch nicht alle“, stöhnte ich und rieb das schmerzende Schienbein. Wir warteten noch eine Weile in unserem Versteck und lauschten. Die Gefahr schien vorüber. Mit Rob wieder auf meinen Schultern setzten wir den Weg fort.
Ein komplett naturbelassenes, schwach ausgeleuchtetes Felsengewölbe erwartete uns. Keine bearbeiteten Wände oder Böden mehr. Hoffnung fand neue Nahrung. Es sah in der Tat so aus, als hätten wir das Zentrum des verfluchten Berges hinter uns gelassen. Der Weg teilte sich jetzt. Wir hatten die Wahl.
„Welchen Gang nehmen wir?“ fragte ich Rob.
Es kam keine Antwort.
Ich verdrehte meinen Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen.
„Was ist?“
„Ich versuche mich zu erinnern... verdammt, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es von hier an bergab gehen müsste...“
So etwas hatte früher oder später kommen müssen. Es wäre auch zu leicht gewesen. Entschlossen setzte ich mich in Bewegung.
„Wir werden sehen, welcher nach unten
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