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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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gab es endlich eine Antwort auf eines der letzten Mysterien unserer Reise an den Taorsee. Luke hatte also das Boot seinerzeit verschwinden lassen und uns damit gezwungen, Hyperion auf dem Landweg anzusteuern.
    „Warum hast du es getan?“ fragte ich sanft, auch wenn die Antwort auf der Hand lag.
    „Ich wollte nicht zurückgeschickt werden.“ Er hustete schwer. „Ich wollte bei euch bleiben. Es ist unverzeihlich, ich weiß. Oh, wie niedergeschlagen du warst, wie lange du vergeblich nach dem Boot suchtest. Und es befand sich ganz in der Nähe auf dem Meeresgrund. Die ganze Zeit tat ich so, als suchte ich mit dir. Wie selbstsüchtig ich unser aller Leben aufs Spiel setzte, nur um nicht zurückgeschickt zu werden! Doch der Gedanke, euch alleine ziehen zu lassen, war mir unerträglich. Ich musste etwas tun, um bei euch bleiben zu können. Kannst du mich ein wenig verstehen?“
    Ich nickte.
    „Ja, ich verstehe dich.“
    Erleichterung legte sich auf das ausgemergelte Antlitz meines dem Tod geweihten Freundes.
    „Danke“, flüsterte er. „Ich danke dir.“
     
    Wenige Stunden später ging Luke Eastley für immer von mir.
    Noch im Tod hielt ich seine bis auf die Knochen abgemagerte Hand. Keiner nennenswerten Gefühlsregung fähig begrub ich ihn neben Krister.
    Mit Lukes Weggang verstummte der letzte menschliche Klang in meinem Innern. Wie einst an dem fernen Tag, an dem die Feuerinsel unterging, als der Kontakt zu den Menschen Gondwanas verlorenging. Nicht völlig, wie ich damals aufatmend feststellte. Krister und Luke, die beiden verbliebenen Überlebenden neben mir, hielten die letzte Kopplung aufrecht.
    Nun waren auch diese Stimmen für immer verklungen. Kein Wort kann die abgrundtiefe Einsamkeit, die allumfassende Isolation beschreiben, in der ich mich wiederfand. Abgeschnitten von den Meinen, als letzter meiner Art, blickte ich einer weltverlorenen Zukunft entgegen. Nie wieder würde eine Stimme zu mir sprechen, niemals mehr eine menschliche Berührung Kraft oder Trost spenden.
    Ich war mutterseelenallein.
    Stoney Creek bestand nun nur noch aus einem allerletzten Einwohner.
     
    In der ersten Nacht nach Lukes Tod erwachte ich schreiend aus einem bösen Traum. Der Länge nach lag ich über den Gräbern meiner verlorenen Freunde. Es regnete in Strömen. Wie lange war ich weggetreten gewesen? Bis auf die Haut durchnässt und schlotternd vor Kälte schleppte ich mich in die Hütte. Dort erst, in der dunkelsten Einsamkeit meiner Existenz, fiel die lähmende Lethargie von mir. Wie ein eingesperrtes wildes Tier schlug ich um mich, zerstörte den größten Teil der Einrichtung, hörte mich schreien, wehklagen, wimmern. Holz und Glas gingen krachend zu Bruch.
    Erst stechender Schmerz in zu blutigen Klauen verkrampften Händen ließ mich einhalten. Winselnd fand ich mich auf dem Boden liegend wieder. Warum nicht ich? Warum nicht auch ich? Alles war besser als alleine zurückbleiben zu müssen, vergessen auf einem entvölkerten Planeten, der sich einst die Heimat der Nachkommen Vestans nannte. Was hatte ich hier noch verloren? Warum war es mir nicht auch vergönnt, endlich zu gehen?
    Beim Anblick meines Gesichts in den auf dem Boden herumliegenden Trümmern des alten Wandspiegels erschrak ich. Nein, es war nicht die Platzwunde auf der Stirn und auch nicht das Blut, das in grotesken Schlieren beide Wangen herablief. Nein, es war die schier unvergängliche Jugend in meinem Antlitz, die mich an den Rand des Wahnsinns brachte. Das Licht des anbrechenden Tages führte mir die Wahrheit schonungslos vor Augen. Wie lange hatte ich den Spiegel verhüllt gehalten, um das eigene Gesicht nicht sehen zu müssen? Wie lange hatte ich mich dem Selbstbetrug hingegeben? Wie viele Jahre waren vergangen, in denen ich um keinen Tag gealtert war?
     
    Ich hörte auf, die Jahre zu zählen und lebte nur noch von einer Jahreszeit in die nächste. Mechanisch lief mein Leben ab. Anfangs trieben lediglich Hunger, Durst und Kälte zu den nötigsten Aktivitäten. Ewigkeiten brauchte es, um wieder einen einigermaßen geordneten Rhythmus zu finden.
    Als die Hütte eines Morgens zugeschneit war, stellte ich erstaunt fest, vor Kälte zu zittern. War gestern nicht noch Sommer gewesen? Wieso lag heute meterhoher Schnee? Ich rannte nach draußen und schlug den ganzen Tag wie ein Besessener Feuerholz. Wie ich diese Zeit überlebte, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer fing den Fisch, den ich hin und wieder aß? Wer schöpfte das Wasser aus dem zugefrorenen Bach,

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