Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Kopf abschlagen können.«
»Aber ich könnte ihr die zweite Schwachstelle nennen. Ich bin sicher, dass Gabriel es ihr noch nicht erzählt hat.«
»Das ist anzunehmen, allerdings bezweifle ich, dass Sayd sie so weit an sich heranlassen würde.«
»Dennoch könnte es nicht schaden, wenn ich sie einweihe. Und sie vielleicht ermutige zu tun, was wir wollen.«
Auf Malkuths Gesicht trat ein Lächeln. »Versuch es. Wenn sie es nicht tut, bist du an der Reihe. Und töte Gabriel gleich mit.«
»Gabriel?«, fragte Hakim verwundert.
»Er wurde von Sayd angeworben«, erklärte der Emir. »Selim und Melis haben belauscht, wie sie über einen Plan gesprochen haben, der ihnen die Freiheit schenken soll.«
Erstaunt riss Hakim die Augen auf.
»Ihr habt die Derwische spionieren lassen?«
»Auf deine Ohren allein konnte ich mich nicht verlassen. Ich bin sicher, Sayd ahnt deinen Verrat, sonst hätten sie dich nicht ausgeschlossen. Sei von jetzt an besser auf der Hut, wenn du ihm begegnest.«
»Ich werde schneller sein als er«, gab Hakimentschlossen zurück, »wenn er den Kampf gegen das Mädchen überlebt.«
Malkuth nickte dazu nur, dann schweifte sein Blick wieder in die Ferne. Vielleicht sollte ich mir diesen Kampf aus der Nähe anschauen , ging es ihm durch den Sinn, dann bedeutete er Hakim, dass er gehen konnte.
Während ich auf den Händen durch die Kammer lief, vernahm ich ein Kratzen an der Tür. Gabriel durfte nicht zu mir kommen – war es vielleicht Sayd?
Es war zwar empfohlen, die Adeptin nicht zu stören, Besuche waren den anderen Mitgliedern der Bruderschaft allerdings nicht verboten. Sofort sprang ich wieder auf die Beine. Mein Gegner sollte nicht sehen, was ich hier übte. »Herein!«, rief ich, während ich mir das Haar zurückstrich.
Für einen Moment glaubte ich wirklich Sayd zu sehen. Doch es war Hakim, der durch die Tür trat.
Ich hatte nicht vergessen, dass er mich beinahe die Brücke hinabbefördert hatte. »Was willst du hier?«
»Es würde nicht schaden, ein wenig zu meditieren. Du wirst deinen Verstand brauchen.«
»Mach dir keine Sorgen um meinen Verstand«, entgegnete ich. »Ich werde ihn ebenso wie meine Schwerter zu gebrauchen wissen.«
Sein abschätziger Blick gefiel mir nicht.
»Dann wäre es vielleicht von Nutzen für dich, zu wissen, wo du deinen Gegner treffen kannst, um ihn für immer zu bezwingen.«
Als Hakim auf mich zukam, suchte mein Blick sogleich nach meinem Schwert. Nicht mal eine Armlänge vor mir blieb er stehen und musterte mich von Kopf bis Fuß.
»Warum sollte ich Sayd töten?«
Hakim lächelte. »Wie ich sehe, verstehen wir uns.«
»Du scheinst mir nicht zuzuhören«, gab ich zurück.
»Doch, ich habe dir zugehört. Du fragst mich, warum du Sayd töten solltest. Ganz einfach, damit er dich nicht tötet. Bisher habe ich noch kein Mädchen gesehen, das ihn wirklich in Bedrängnis gebracht hat. Mit Khadija hat er gespielt, wohl wissend, dass er sie bei der letzten Wunde töten würde. Das wird er auch mit dir tun. Töte ihn, solange du Zeit hast.«
»Und wie sollte ich das tun? Ihm den Kopf abschlagen?«
»Stich deine Waffe in eine bestimmte Stelle hier rechts, genau zwischen der vierten und fünften Rippe, einen Fingerbreit neben dem Brustbein. Dort sitzt der Geist, der uns unsterblich macht.« Ehe ich mich dagegen wehren konnte, trat er neben mich und legte die Hand auf meine Brust, um mir die Stelle zu zeigen.
Unwillkürlich hielt ich die Luft an.
Nachdem der Moment der Lähmung meine Glieder verlassen hatte, wirbelte ich herum und löste mich von ihm. »Und was soll das bewirken?«, entgegnete ich wütend.
»Wenn du die Stelle triffst, wird das Leben aus ihm herausfließen, denn dort sitzt der Keim unserer Unsterblichkeit.«
Warum wollte er, dass Sayd starb? Die Wut darüber, dass er mich angefasst hatte, brachte mich davon ab, ihm diese Frage zu stellen.
»Verschwinde!«
Hakim hatte für meine Aufforderung nur ein Lächeln übrig.
»Wenn du leben willst, wirst du meinen Rat beherzigen. Wenn nicht, wirst du bald deinen Vater wiedersehen.«
Damit verließ er meine Kammer. Erst als die Tür ins Schloss fiel, wagte ich zu atmen. Mein Herz hämmerte wildgegen meine Rippen und noch immer konnte ich spüren, wo seine Hand gelegen hatte.
Am liebsten wäre ich zu Gabriel gelaufen, um ihm von dieser seltsamen Begegnung zu erzählen, doch ich blieb wie angewurzelt stehen. Die Nacht der Einsamkeit durfte nicht gebrochen werden. Also legte ich mich auf mein
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