Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
stattfinden!«, rief ich entsetzt aus. »Es sind noch keine neun Monde!«
Gabriel lachte auf. »Nein, keine Sorge, die endgültige Prüfung ist es nicht. Aber es kann sein, dass du dich bereits jetzt bewähren musst.«
»In welcher Weise?«, fragte ich, doch da trieb Gabriel sein Pferd an und ritt ein Stück nach vorn.
Von Weitem wirkte die Feste verlassen, doch der Eindruck verflog, als wir uns dem Tor näherten. Wie von Geisterhand öffnete es sich, und das sogar völlig lautlos.
Auf dem Hof war niemand zu sehen. Geröll und Steine lagen hier herum. Gabriel und die anderen wussten allerdings genau, wohin sie reiten mussten. Geschickt lenkten sie ihre Pferde zwischen den Trümmern hindurch, während sich hinter uns das Tor wieder schloss.
Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass sich im hinteren Teil des Hofes eine Öffnung aufgetan hatte, die so groß war, dass eine ganze Kolonne von Kriegern hindurchgepasst hätte. Ich lenkte meinen Schimmel hinter den Pferden der Assassinen her, eine riesige steinerne Rampe hinab, die uns in eine Art Halle führte.
Diese diente als Pferdestall, denn hier standen noch andere Tiere angebunden. Die Luke hinter uns blieb offen, als würden noch weitere Ankömmlinge erwartet.
»Ich werde dir zunächst dein Quartier zeigen«, erklärte mir Gabriel, als ich aus dem Sattel gestiegen war. »Wenn du dich eingerichtet hast, zeige ich dir die Feste.«
»Sind unsere Quartiere unter der Erde?«, fragte ich, während ich ihm durch einen langen Gang folgte, der von golden glänzenden Öllampen erhellt wurde.
»Nein, du wirst eine Kammer mit Fenster bekommen. Die Keller sind für andere Zwecke bestimmt.«
Für die Probe, auf die man mich stellen wollte? Oder für Gefangene? »Und wo sind eure Quartiere?«
»Ganz in der Nähe von deinem«, antwortete Gabriel, während wir kurz vor dem Ende des Ganges rechts abbogen. »Wie haben unsere Kammern alle im rechten Turm. Im linken befinden sich die Gemächer des Emirs.«
»Wem gehörte diese Burg früher?«
»Einem anderen Emir, der ein erbitterter Feind Malkuths war. Die beiden bekriegten sich wegen aller möglichen Dinge, und bevor unser Gebieter die Oberhand behielt, wollte sein Gegner die Feste vernichten, indem er seine eigenen Steinkatapulte auf die Türme richtete. Zum Teil ist ihm die Zerstörung auch gelungen, dennoch blieb genug übrig, um darin zu wohnen.«
»Dann hat also dieser Mann den seltsamen Pferdestall errichtet?«
»Ja, aber als Pferdestall war er nicht gedacht. Es war früher ein Waffenlager. Nachdem der eigentliche Pferdestall zerstört war, ließ Malkuth die Pferde kurzerhand hier unterbringen.«
»Und warum hat der Emir nie versucht, die Feste wiederaufzubauen?«
»Weil ein Ort, der zerstört erscheint, nutzlos für eventuelle Angreifer ist. Malkuth hat die Burg im Inneren wieder herrichten lassen, doch das Äußere lässt er verfallen, um den Anschein zu erwecken, dass niemand diesen Ort bewohnt. Von hier aus kann er unbeobachtet die Führer dieses Landes beobachten und auf ihre Strategien unmittelbar reagieren.«
Ich musste zugeben, dass die Feste im Inneren wirklich alles andere als verfallen wirkte. Hier und da drang ein wenig Sand durch irgendwelche Ritzen ein, aber das war auch in Malkuths Wüstenburg der Fall gewesen.
Wir schritten durch hohe, fackelbeleuchtete Gänge, erklommen breite Treppen und durchquerten Galerien, von denen aus wir auf das Tal unter uns blicken konnten. Schließlich gerieten wir in eine steinerne Halle, deren Wände mit zahlreichen Fahnen und Bannern geschmückt war. Durch einen weiteren, dunklen Gang führte uns unser Weg zu denQuartieren der Assassinen. Sie waren kreisförmig um ein steinernes Ornament auf dem Boden angeordnet.
»Jared vermutet, dass dies hier früher die Frauengemächer waren. An dieser Stelle«, Gabriel deutete auf den Boden, »hat sicher einst ein Brunnen gestanden.«
»Und wo ist er geblieben?«
»Zerstört worden.«
»Und ihr habt nichts dagegen, in den Kammern zu wohnen, in denen einst die Frauen des Emirs lebten?«
»Warum sollten wir?«, wunderte sich Gabriel. »Es war nur die frühere Einrichtung der Räume, die sie zu Frauengemächern gemacht hatte. Hinter diesen Türen sind nichts weiter als vier Wände, ein Boden und eine Decke aus Stein. Und ein paar Möbelstücke und Leuchter.«
Damit stieß er die Tür vor sich auf.
Er hatte recht, reich geschmückt war das Gemach nicht.
»Ich werde mich jetzt etwas frisch machen und dir nachher die
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