Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
euch anschließen wird«, sagte er, während er mich musterte. »Doch sie wird es dir bereits erzählt haben, nicht wahr?«
»Ja, das hat sie. Und es freut mich, ihre Begleitung genießen zu dürfen. Sollten meine Beweise die christlichen Herrscher nicht überzeugen, kann sie es vielleicht tun.«
Damit spielte er auf meine Rage an, was ich ihm aber nicht übel nahm.
»Wann gedenkt ihr aufzubrechen?«
David blickte zu seinem Amboss. »Sobald ich diese Waffe dort fertig habe. Also in drei oder vier Tagen.«
»Gut, ich werde alles bereitstellen lassen, was ihr braucht.«
Die Männer verständigten sich kurz durch Blicke, dann sagte Sayd zu mir: »Würdest du uns einen Moment lang allein lassen, Sayyida? Ich muss etwas mit David besprechen.«
Und was sollte das sein? Wie er auf mich achtgeben sollte? Manchmal wünschte ich mir wirklich, in den hundert Jahren ein wenig mehr gealtert zu sein, damit Sayd und die anderen nicht glaubten, dass ich noch immer ein Mädchen von nicht einmal zwanzig Jahren war. Ich nickte aber nur und zog mich zurück.
Da ich für die Reise Pergament und Tinte benötigte, machte ich mich auf den Weg zu Jared. Obwohl ich die Chronistin der Bruderschaft war, fertigte er noch immer einen großen Teil der Schreibarbeiten an. Außerdem schrieb er an einem Almanach der ägyptischen Schriftzeichen, der uns helfen würde, sie schneller zu entziffern.
Und auch seine Lieblingstiere waren noch dieselben. Neben den verschiedenfarbigen Skarabäen verfügte er über eine beachtliche Sammlung an Skorpionen verschiedener Größen und Giftstärken. Nur Tintenfische konnte er hier nicht halten, denn es war uns unmöglich, ausreichende Mengen Wasser für diese Tiere herbeizuschaffen. Stattdessen gewann er seine Tinte aus Galläpfeln.
Als ich in den weitläufigen Raum trat, der, wie Gabriel behauptete, den Kreuzrittern als Rüstkammer gedient hatte, fand ich das Schreibpult leer vor. Jared war nicht da. Dafür standen unter dem Fenster drei grob behauene Kisten, die ich bei meinem letzten Besuch hier noch nicht gesehen hatte.
Hundert Jahre mochten vergangen sein, doch noch immer konnte ich meine Neugierde nicht im Zaum halten, schlich zu einer der Kisten und öffnete sie.
Ich rechnete ein klein wenig damit, dass mir gleich irgendwelche Insekten entgegenkrabbeln oder -fliegen würden, doch ernüchtert musste ich feststellen, dass sich etwas vollkommen Harmloses in der Kiste befand: Pergamentbögen. Und zwar so viele, dass sie über Jahre für unsere Korrespondenz,die meist aus schmalen Zetteln bestand, reichen würde. Wahrscheinlich brauchte ich mich nicht darum sorgen, worauf ich meine Chronik schreiben sollte. Ich klappte den Deckel wieder zu, und nachdem ich noch einen Blick auf den Korb mit den Skorpionen geworfen hatte, verließ ich Jareds Gemächer wieder. Auf dem Weg zu dem Taubenschlag, der ebenfalls seiner Obhut unterstand, sah ich von Weitem David und Sayd. Offenbar hatten sie für das, was sie zu besprechen hatten, die Schmiede verlassen. Hatte es vielleicht doch nichts mit mir zu tun gehabt?
Die beiden unterhielten sich recht lebhaft und eigentlich hatte ich keinen Grund, zu ihnen zu gehen. Stattdessen wollte ich nachsehen, in welchem Zustand die Tauben waren und ob ich vielleicht ein paar von ihnen auf die Reise mitnehmen konnte. So würde ich Gabriel zumindest davon unterrichten können, wie es mir erging.
Doch plötzlich erstarrte Sayd, dann sank er zur Seite. David bekam ihn gerade noch so zu fassen, bevor er zu Boden stürzte. Augenblicklich rannte ich los.
David hatte Sayd inzwischen auf den Boden gebettet. Seine Stirn war schweißnass, seine Augen halb geschlossen, sodass nur das Weiße darin zu sehen war.
»Was ist mit ihm?«, fragte ich erschrocken, denn noch nie zuvor hatte ich gesehen, dass er einfach so umgekippt war. »Kommt das vom verdorbenen Blut?« Immerhin hatte er davon gekostet.
David schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es sicher nicht.«
»Dann vielleicht eine Vision?«, fragte Gabriel, der plötzlich hinter mir aufgetaucht war.
»Möglicherweise«, entgegnete David, während er Sayds Kopf auf seine Knie bettete. »Wir sollten ihn besser nicht wecken.«
Besorgt betrachtete ich Sayd. Und wenn es doch keine Visionwar? Ich wusste, dass die besonders starken ihn schwer trafen, doch bisher hatte ihn keine von den Füßen gerissen. Was sah er in diesem Moment nur, dass er darüber die Kontrolle seines Körpers einbüßte?
Für einen Moment fühlte es sich für Sayd
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