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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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könnte Gordon wieder in die Schranken weisen.«
    Amber schwieg, dann seufzte sie. »Gut, dass er es nicht bekommen hat.«
    Ich kurbelte das Beifahrerfenster wieder herunter. Kühle Nachtluft wehte herein. Ich hätte endlos so weiterfahren können.
    Bald verließen wir den Pacific Boulevard und tauchten ein in alte, enge Seitenstraßen. Die Häuser leuchteten in bunten Farben und spiegelten die Seelen ihrer Bewohner, die in den wilden Sechzigern hergekommen waren. Verlassene Schaukelstühle auf den Terrassen. Windspiele, mal dunkel und hölzern, mal glockenhell, sangen der Nacht ihr Lied.
    Da vorne stand sie, unsere Zuflucht. Das Lafayette war ein altes Kino, das zufällig auf einem längst vergessenen Indianerfriedhof erbaut worden war.
    Ichhielt direkt vor dem Eingang und ließ den Motor laufen. Altmodische dicke Glühbirnen erleuchteten einen morschen Baldachin. Die Schaufenster waren blind und teils mit Brettern vernagelt. Alles an dem Gebäude war abweisend und tot. Dennoch überkam mich ein wohliges Gefühl von Heimat und Geborgenheit.
    Curtis hatte das Gebäude vor fast sechzig Jahren gekauft. Seitdem war es kein Kino mehr, sondern ein Wohnhaus. Allerdings beherbergte es außer den sechs menschlichen Bewohnern zwölf Vampire, deren unterirdische Kammern sich über mehrere Ebenen erstreckten. Das Gebäude war nur die Spitze des Eisbergs.
    »Wir sind da«, sagte ich feierlich und half Amber auszusteigen.
    Steven stand in der Tür. An seinem Hals prangte eine frische Bisswunde. Curtis hatte es also vorgezogen, von Steven zu trinken, anstatt selbst auf die Jagd zu gehen. Der arme Junge. Niemals hätte er sich Curtis’ Wunsch entziehen können, nicht einmal ich wagte das.
    Ich legte Amber einen Arm um die Schulter und spürte ihren aufgeregten Herzschlag. Sie kämpfte tapfer gegen ihre Angst und die Macht des Messers, das auf ihre starken Gefühle reagierte und mit wütender Stimme erwachte.
    Im Entree wurden wir bereits erwartet.
    Kathryn schritt wie eine Diva die Stufen hinauf zu uns. Ihr paillettenbesticktes Kleid schleifte über den alten roten Teppich. Die Unsterbliche war eine klassische Schönheit, das Gesicht eben wie Porzellan, die grauen Augen tief und leuchtend. Ihr lockiges schwarzes Haar trug sie heute kunstvoll hochgesteckt. Kathryn gesellte sich zu ihrer Freundin Dava, dem ersten Geschöpf aus ihrer eigenen Blutlinie.
    Ich konnte Kathryn nicht leiden. Sie war nur zwei Jahre jüngerals ich und stammte ebenfalls direkt von Curtis. Fast mein ganzes unsterbliches Leben hatte ich mit ihr und ihrer Eifersucht verbringen müssen. Sie neidete mir Curtis’ Gunst, der mich höher schätzte und zu seinem Stellvertreter gemacht hatte, obwohl ich selber noch nicht Meister war.
    Kathryn war es seit einigen Jahren, doch das wog nichts. Wie jeder im Clan wusste auch sie, dass ich den Meisterstatus jederzeit für mich fordern konnte, aber ich wollte nicht noch tiefer in die politischen Ränke unserer Welt miteinbezogen werden.
    Ich schenkte Kathryn einen warnenden Blick und zog Amber dichter an mich. Wenn für meine menschliche Begleiterin überhaupt Gefahr bestand, dann ging sie von meiner ewigen Konkurrentin aus.
    Ich sah mich um. Manolo war da, ein Vampir, der nicht aus Curtis’ Linie stammte, ebenso der Indianer Brandon, seine menschliche Dienerin Christina und die Vampirin Eivi. Sie alle hielten Abstand und beobachteten uns. Jeder Einzelne fürchtete das Messer. Niemals hatte eine Jägerin das Lafayette betreten, nie hatten unreine Sterbliche diesen Ort entweiht.
    Curtis war nicht gekommen. Der Meister wartete in seinem Büro, wie er die Werkräume unter der Bühne nannte.
    »Julius, kann ich die Augenbinde jetzt endlich abnehmen?«, fragte Amber unruhig.
    »Einen Moment noch, ja?«, antwortete Steven für mich.
    Irritiert sah ich zu, wie er mit nervösen Händen etwas aus seiner Hosentasche fischte. Es waren Handschellen.
    »Nein, das nicht!«, entfuhr es mir.
    »Was ist denn, was passiert da?« Amber drückte sich unsicher an mich.
    » Es ist ein Befehl von Curtis, willst du dich dem Meister widersetzen? « , echote Stevens Stimme in meinem Kopf. Ich wusste,dass er die Wahrheit sprach. Curtis würde die Sicherheit seiner Vampire nicht für ein paar Höflichkeiten opfern.
    »Na los, Julius«, forderte Steven mit seinem Unschuldsblick. » Ihr passiert nichts. Ich passe auf sie auf. «
    Ich hatte keine Wahl. Ich konnte mich Curtis’ Befehl nicht widersetzen, doch Amber würde mir das niemals

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