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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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geöffnet wurde, stand ich ihrer Mutter gegenüber.
    »Ja?«, fragte sie, weder unfreundlich noch abweisend.
    »IstAmber da?«
    Sie trug einen viel zu warmen Pulli und einen Rock, beides in schwarz. Die Trauerkleidung stand ihr nicht, ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter.
    »Sie sind doch der junge Mann, der auf der Beerdigung war, nicht? Ein Freund von meinem Frederik.« Freude und Bitterkeit mischten sich in ihre Stimme. »Amber ist noch arbeiten, aber sie kommt sicher bald nach Hause. Möchten Sie so lange warten?«
    »Gerne. Darf ich eintreten?« Ich musste fragen, denn kein Vampir konnte das Haus eines Sterblichen ohne Einladung betreten.
    »Natürlich, kommen Sie rein, bitte.«
    Ich ging an ihr vorbei ins Haus.
    Hier also wohnte Amber. Neugierig nahm ich jedes Detail in mich auf.
    Der Bungalow war lange nicht mehr renoviert worden. Auf dem Boden wellte sich billiges Linoleum. Auf den Fensterbänken bleichten Nippes und Plastikblumen um die Wette. Direkt gegenüber dem Eingang im Wohnzimmer führte eine Tür in den Garten. Der verschwommene Blick durch das Fliegengitter machte Hoffnung auf etwas Grün. Mrs Connan folgte meinem Blick.
    »Möchten Sie im Garten warten? Ich bringe Ihnen eine Limonade.«
    »Gerne.« Ich lächelte. Nur zu gerne. Hier drin roch alles nach Amber und brachte mich völlig durcheinander. Sie war überall. An der Garderobe hing ihre Jacke, ihr Gesicht sah mich aus unzähligen Bilderrahmen an. Ich blickte auf ein Foto von Frederik und ihr. Ja, jetzt war ich mir sicher. Ihn hatte ich am Olympic Boulevard gesehen.
    »Gehen Sie ruhig schon einmal vor.«
    Ich durchquerte das enge Wohnzimmer, in dem eine etwasschäbige, braune Sofagarnitur stand, trat hinaus und entdeckte ein kleines Paradies.
    Lilien dufteten in die hereinbrechende Nacht. Ich streifte meine Schuhe ab, nahm sie in die Hand und vergrub meine Zehen im dichten Grasteppich. Meine Schritte führten mich zu einer kleinen Terrasse, über der ein Orangenbaum seine schweren Arme reckte. Blüten schimmerten in einem grünen Himmel, Äste bogen sich unter den Früchten.
    Ich setzte mich in einen der ehemals weißen Metallstühle, legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen.
    Jetzt wusste ich, woher Amber ihren Orangenduft hatte.
    Winzige Kolibris flitzten im letzten Licht von Blüte zu Blüte.
    Viel zu schnell ging die Tür auf und zerstörte die Idylle. Mrs Connan brachte mir das versprochene Glas Limonade. Ihre Schritte waren schwer. In ihren geröteten Augen glitzerten Tränen.
    Ich nahm ihr das beschlagene Glas ab, drehte es in der Hand und genoss seine Kühle.
    Sie sah mich erwartungsvoll an. »Möchten Sie nicht probieren? Amber macht die Limonade selber.«
    Ich seufzte schicksalsergeben. Anscheinend blieb mir keine Wahl. Vorsichtig trank ich einen kleinen Schluck.
    Die Magenschmerzen kamen prompt, und ich musste mich anstrengen, trotzdem zu lächeln. »Sehr gut, danke«, brachte ich heraus.
    »Schön. Ich lasse Sie dann wieder allein.«
    Ich wartete, und mit jeder Minute wuchs meine Nervosität.
    Was um alles in der Welt tat ich hier? Ich versuchte meine Gefühle auszuschalten, Ruhe zu finden, als plötzlich das charakteristische Dröhnen des alten Ford ertönte. Der Wagen quälte sich die steile Straße hinauf, dann erstarb der Motor.
    AmbersSchritte erklangen auf dem Weg zum Hauseingang, das Törchen quietschte, und dann klingelte sie auch schon. Ihre Mutter öffnete. Augenblicke später stand sie in der Tür zum Garten.
    Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Diese Frau war schön, so unendlich schön.
    Ich stellte mein Glas ab und stand auf, unfähig, etwas zu sagen.
    Amber ging unter den wachsamen Augen ihrer Mutter auf mich zu. Ihre Schritte waren steif.
    »Verdammt noch mal, was machst du hier?«, presste sie hervor, sobald wir alleine waren. Ihre Augen funkelten wütend, aber irgendwie auch froh. Eine seltsame Mischung.
    »Es tut mir leid, aber ich muss dringend mit dir sprechen.«
    »Wehe, wenn es nicht wirklich wichtig ist.«
    Amber ging zu einem Stuhl und setzte sich. Ich tat es ihr nach.
    »Versprich mir, dass dies dein letzter Besuch ist, versprich es mir. Du lässt Mutter und mich in Frieden, ist das klar?«
    »Ich verspreche es.« Meine Stimme hätte versagt, wenn ich sie angesehen hätte, also starrte ich auf meine nackten Zehen und grub sie ins Gras.
    »Was also ist so wichtig?«
    »Ich habe Frederik gesehen.«
    »Was? Das ist nicht dein Ernst.« Sie starrte mich an. »Mein Bruder ist tot!

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