Septembermann: Lovestory (German Edition)
Festschmaus?“
„Ja. Ja, Jeanette.“
„Vati, das waren Tempospritzer.“ Mama Ingrid schüttelt ihren Kopf.
„Jeanettes Lebensbericht der letzten Wochen gleicht einer Achte rbahn.“
„Dieser Weihnachtsabend! Nichts ist mehr, wie es war.“
„So ist das Leben, ständig in Bewegung. Schau in die Augen unserer Kleinen, sie strahlen. Das ist das Wichtigste.“
„Und unsere Cora? Nett ist der Schulleiter in ihren A ugen, mehr nicht und er wird erneut in unserer geselligen Runde fehlen.“
„Nettsein ist eben nicht ausreichend und Philipp allgegenwärtig. Armes Mädel, das Schicksal hat ihr arg mitgespielt im Gegensatz zu Jeanette, bisher jedenfalls.“
„Bisher?“
„Na ja. Die zurückliegenden Monate änderte sich ihr Leben rasant. Das macht mir Angst, Ingrid.“
„Ihr Mann ist eine imposante Erscheinung. Geistreich. Cha rmant. Witzig.
„Aus seinen lächelnden blauen Augen spricht so viel Zune igung. Wundert es dich, dass Janie sich auf den ersten Fahrstuhlblick in ihn verliebte?“
„Seine natürliche Liebenswürdigkeit ist imponierend. Dieser Peter ...“
„Was ist mit ihm?“
„Ach, nichts.“ In Wirklichkeit meldet sich Ingrids Intuit ion uns sie zieht Vergleiche.
„Sie sind ein schönes Paar“, antwortet sie.
„Das waren Jeanette und Sascha auch, haben wir bis gestern gedacht. Heute wissen wir, Steigerungen sind möglich.“ Horst tätschelt Ingrids Hand.
„Die Geburt wird die nächste Überraschung werden. Welcher Genmix erwa rtet uns, Horst? Ob ihre Liebe dieser eventuellen Realität, standhält?“
„Sascha! Ich spüre, dieses Kapitel ist für unsere Tochter, selbst wenn sie es offensichtlich ve rdrängt, bewusst oder unbewusst, nicht beendet, Horst.“
„Du und dein Ahnungsvermögen“, appelliert Horst und versucht, seine Unr uhe für sich zu behalten. Wo steckt dieser Bursche Sascha? Papa Horst würde gern ein Männergespräch mit seinem langjährigen sympathischen Fast-Schwiegersohn führen. Dieser sang- und klanglose Abgang passt in keiner Weise zu ihm.
*
„ God damned!“ Debbie schaut in den Spiegel, schnaubt fuchsteufelswild bei ihrem Anblick und beginnt ein Zwiegespräch.
„Was hältst du von diesem Mister German?“
Debbie stellt sich demonstraktiv vor ihren Tapetenmann an der Flurwand.
„Du, Tausendsassa, kannst du mir besser als Seniore Cappuccino aus der Küche oder Easy Rider im Woh nzimmer diesen Germanen erklären? Antworte! Ist Sascha als Mann eine Mogelpackung? Die weiblichen Büromäuse und einige männliche Kollegen fahren total auf Herrn Blondlocke ab und er ignoriert Flirtaktivitäten charmant. Bin ich denn ein hässliches Entlein?“ Debbie streckt ihre prallen Kurven dem gepflegten Adonis in Jeans und freien Oberkörper entgegen.
„Das Business, indem ich jobbe, ist anstrengend und als Ausgleich stehen mir ereigni sreiche Feiertage zu. Du willst mir eine Diät aufdröseln, damit ich vor Saschas Augen mit einer passeblen Figur glänze? Kein Kalorienmeer im Eisschrank, außer Joghurt als Polsterkiller. Wie soll ich aufrecht am Officepool sitzen, wenn mein leerer Magen die Kniekehlen nach unten zerrt und die Zähne Gedächtnisverlust erleiden, weil sie vor Langeweile einschlafen. Mir wird schwindelig bei der Vorstellung und am liebsten würde ich euch von der Wand kratzen, meine perfekten Gesellschafter aus Pappmachè. Es ist an der Zeit, dass sich ein Paradehengst aus Fleisch und Blut neben euch placiert. Wer von euch Pantomimen aus Hochglanz hat mich eben ausgelacht? Wetten, dass ich einen Prachtkerl finde? Ende der Durchsage. Roger.“
Kaffee, stark, schwarz, bringt Debbies inneres Getriebe auf Touren und eine Zigarette beglückt ihr Raucherherz. Sie widmet sich der Festplanung, die bisher mit einem Fragezeichen im Kalenderblatt belegt ist. Seit Sascha einen Katzensprung von ihr entfernt wohnt, treffen sie sich, entweder bei ihm oder ihr alle vierzehn Tage zum Friendsday. Heute, am Heiligabend ist sie Gastgeberin und aufgekratzt.
Debbie keucht zum Kleiderschrank. Der Innenspiegel zeigt sie in zerfetzten Jeans und bauchfreiem Oberteil. Ihre Haare shampoonreif, versteckt unter der Baseballkappe. In diesem provokativen Look begrüßt Lady Lässig ihren Mister Umwerfend?
Ein heißer Strom fährt durch ihre jungen Glieder. W ochenende, Sonnenschein, er und sie? Theoretisch, ja. Praktisch eine Sinnestäuschung. Ein verbissener Zug gräbt sich um ihre Lippen, als sie an Sascha denkt. Welche Befindlichkeit ihn wohl heute
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