Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
jüngeren Brüdern eine Geschichte vor. Eine dickleibige Gestalt in dunkelblauer Tracht wuselt geschäftig hin und her. Die Oberhebamme. Sie nimmt Sarah das Baby ab und legt es in die Holzkiste, die als Kinderbett dient. Mit dem Rücken zu Sarah Zieht sie ein Fläschchen mit einer schwarzen Flüssigkeit aus ihrer Tasche und taucht ihren Finger hinein. Dann schaut sie sich um, als ob sie sich beobachtet fühlt, und streicht mit ihrem schwarzen Finger über die Lippen des Babys. Sofort erschlafft Septimus.
    Die Oberhebamme wendet sich Sarah zu und hält ihr das schlaffe Baby hin. Sarah ist verzweifelt. Sie legt ihren Mund über den des Babys und versucht, ihm Leben einzuhauchen, doch Septimus bleibt so schlaff wie ein Lappen. Bald wirkt das Gift auch bei Sarah. Benommen sinkt sie in ihr Kissen zurück.
    Unter den entsetzten Augen der sechs kleinen Jungs lieht die Oberhebamme eine riesige Verbandsrolle aus ihrer Tasche und wickelt Septimus ein. Sie beginnt an den Füßen und arbeitet sich mit geübter Hand nach oben. Am Kopf angekommen, hält sie einen Augenblick inne und vergewissert sich, ob das Kind noch atmet. Zufrieden fährt sie mit dem Einwickeln fort, lässt aber die Nase herausschauen. Am Ende sieht Septimus wie eine kleine ägyptische Mumie aus.
    Plötzlich wendet sich die Oberhebamme mit Septimus zur Tür. Sarah erwacht in dem Augenblick aus ihrer Betäubung, als die Hebamme die Tür aufreißt und mit Silas zusammenprallt, der sich seinen Umhang fest um den Leib gewickelt hat. Die Hebamme stößt ihn beiseite und eilt den Korridor hinunter.
    Die Korridore in den Anwanden werden von hell brennenden Fackeln erleuchtet, die tankende Schatten auf die dunkle Gestalt der Oberhebamme werfen. Im Laufen drückt sie Septimus an sich. Nach einiger Zeit tritt sie in die Nacht hinaus. Es schneit. Sie drosselt ihre Schritte und sieht sich ängstlich um. Dann eilt sie, über das Baby gebeugt, durch die menschenleeren Gassen, bis sie auf einen großen freien Platz gelangt.
    Junge 412 stockte der Atem. Es war der gefürchtete Exerzierplatz der Jungarmee.
    Die rundliche Gestalt huscht über den verschneiten Exerzierplatz wie ein schwarzer Käfer über ein weißes Tischtuch. Der Wachmann am Kasernentor salutiert und lässt sie durch.
    Einmal im Innern der trostlosen Kaserne, geht die Hebamme langsamer. Sie steigt vorsichtig eine steile schmale Treppe hinunter und betritt einen Kellerraum, in dem mehrere Reihen leerer Kinderbettchen stehen. Hier wird die Kinderkrippe der Jungarmee entstehen, in der alle verwaisten oder unerwünschten männlichen Kinder aus der Burg großgezogen werden. (Die Mädchen kommen in die Hauswirtschaftsschule.) Vier Bettchen sind bereits belegt. In dreien liegen die bedauernswerten Drillinge eines Gardisten, der es gewagt hatte, einen Scherz über den Bart des Obersten Wächters zu machen. Im vierten ist der Sohn der Hebamme untergebracht. Er ist sechs Monate alt und wird hier gehütet, wenn sie zu arbeiten hat. Die Kinderfrau, ein altes Mütterchen mit chronischem Husten, ist auf ihrem Stuhl zusammengesackt und schläft unruhig zwischen Hustenanfällen. Die Oberhebamme legt Septimus rasch in ein leeres Bettchen und wickelt seine Bandagen ab. Septimus gähnt und öffnet seine kleinen Fäuste.
    Er lebt.
    Jenna, Nicko, Junge 412 und Tante Zelda starrten auf die Szene vor ihnen im Teich. Was der Lehrling gesagt hatte, schien leider zu stimmen. Junge 412 hatte ein flaues Gefühl im Magen. Der Anblick der Kaserne war ihm zuwider.
    Im halbdunklen Kinderzimmer der Jungarmee setzt sich die Oberhebamme müde hin. Immer wieder blickt sie nervös zur Tür, als erwarte sie jemanden. Es kommt niemand.
    Nach ein oder zwei Minuten stemmt sie sich aus dem Stuhl, geht hinüber zu dem Bettchen, in dem ihr eigener Sohn schreit, und hebt ihn heraus. Im selben Augenblick fliegt die Tür auf, und die Oberhebamme fährt erschrocken herum, ganz weiß im Gesicht.
    Eine große, schwarz gekleidete Frau steht in der Tür. Über ihrem schwarzen, tadellos gebügelten Kleid trägt sie den gestärkten weißen Kittel einer Krankenschwester, doch auf ihrem blutroten Gürtel prangen die drei schwarzen Sterne DomDaniels.
    Sie kommt, um Septimus Heap zu holen.
    Dem Lehrling gefiel überhaupt nicht, was er sah. Er wollte die fragwürdige Familie nicht sehen, aus der man ihn gerettet hatte – sie bedeutete ihm nichts. Ebenso wenig wollte er sehen, was ihm als Kind widerfahren war. Was ging ihn das heute noch an? Außerdem hatte er es satt,

Weitere Kostenlose Bücher