Septimus Heap 01 - Magyk
Großvater einen Secondhandladen für Zaubererumhänge hatte. Miranda hatte grüne Augen, obwohl nur ihr Großvater Zauberer war. Warum also hatte sie keine?
Der Gedanke an Sarah stimmte sie traurig. Sie fragte sich, ob sie sich jemals wieder sehen würden. Und sogar, ob Sarah noch ihre Mutter sein wollte, jetzt, wo alles anders war.
Sie schüttelte sich. Sei nicht albern, sagte sie sich, stand auf und stieg, noch in die Decke gewickelt, vorsichtig über die beiden schlafenden Jungen hinweg. Sie blieb kurz stehen, warf einen Blick auf Junge 412 und fragte sich, warum sie ihn vorhin für Jo-Jo gehalten hatte. Wahrscheinlich hatte das Licht sie getäuscht.
Bis auf das schwache Glimmen im Kamin war es in der Hütte noch dunkel, aber ihre Augen hatten sich daran gewöhnt, und so unternahm sie, die Decke auf dem Boden hinter sich herschleifend, einen kleinen Erkundungsgang durch die neue Umgebung.
Die Hütte war nicht groß. Im Erdgeschoss gab es nur ein Zimmer. Am einen Ende befand sich der große offene Kamin, auf dessen Steinplatte noch ein Haufen Holzscheite glomm. Auf dem Teppich davor lagen Nicko und Junge 412 unter warmen Flickendecken von Tante Zelda. Mitten im Zimmer war eine schmale Treppe mit einem Schrank darunter, auf dessen verschlossener Tür in schwungvollen goldenen Lettern Unbeständige Tränke und Spezialgifte stand. Jenna beschloss, die Finger davon zu lassen. Sie spähte die schmale Treppe hinauf, die in einen großen verdunkelten Raum führte, in dem Tante Zelda, Marcia und Silas schliefen. Und natürlich Maxie, dessen Schnarchen und Schniefen zu ihr herunter drang. Oder war es Silas, der schnarchte, und Maxie, der schniefte? Im Schlaf klangen Hund und Herrchen zum Verwechseln ähnlich.
Die Decke im Erdgeschoss war niedrig und bestand aus den gleichen roh behauenen Balken, aus denen die Hütte gebaut war. An diesen Balken hingen die verschiedensten Dinge: Paddel, Hüte, Muschelbeutel, Spaten, Hacken, Kartoffelsäcke, Schuhe, Bänder, Besen, Schilfgarben, Weidenknorren und natürlich hunderte Büschel Kräuter, die die Tante entweder selbst zog oder auf dem Zaubermarkt kaufte, der jedes Jahr unten in Port stattfand. Als Weiße Hexe verwendete Tante Zelda Kräuter sowohl für Zaubermittel und Tränke wie auch für Medizin. Auf dem Gebiet der Kräuterkunde machte ihr keiner so leicht etwas vor.
Jenna genoss es, dass sie als Einzige wach war und eine Weile ungestört herumwandern konnte. Sie schaute sich um. Es war schon ein seltsames Gefühl, in einer Hütte zu sein, deren vier Wände nicht an die Wände anderer Leute stießen. Hier war alles anders als in den trubeligen Anwanden, und doch fühlte sie sich schon fast wie zu Hause. Sie setzte ihren Rundgang fort und bestaunte die alten, aber bequemen Stühle und den sauberen Tisch, der nicht so aussah, als könnte er jeden Augenblick zusammenbrechen und das Zeitliche segnen. Doch am meisten beeindruckte sie der frisch gefegte Steinfußboden, auf dem nichts, aber auch gar nichts herumlag. Er war mit ein paar abgetretenen Teppichen ausgelegt, und an der Tür standen Tante Zeldas Stiefel. Das war alles.
Sie warf einen Blick in die kleine angebaute Küche. Ein großer Spülstein, blitzsaubere Töpfe und Pfannen und ein kleiner Tisch. Doch in der Küche war es viel zu kalt, um zu verweilen. Jenna wanderte ans andere Ende des Raums. In den Regalen an der Wand reihten sich Flaschen und Krüge mit Tränken, die sie an zu Hause erinnerten. Einige wurden auch von Sarah verwendet. Die Namen Froschmixtur, Wundermischung und Grundgebräu waren ihr alle vertraut. Und dann stand da noch ein kleiner Schreibtisch, tadellos aufgeräumt, mit Stiften, Papier und Notizbüchern, und drum herum schwankende Bücherstapel, die bis zur Decke reichten, genau wie zu Hause. Es waren so viele Zauberbücher, dass sie fast die gesamte Wand einnahmen, doch anders als zu Hause bedeckten sie nicht auch noch den Fußboden.
Das erste Dämmerlicht drang durch die vereisten Scheiben, und Jenna beschloss, sich draußen etwas umzusehen. Auf Zehenspitzen schlich sie zu der großen Holztür und zog ganz langsam den großen, gut geölten Riegel zurück. Dann drückte sie die Tür vorsichtig auf in der Hoffnung, dass sie nicht quietschte. Sie quietschte nicht, denn Tante Zelda war, wie alle Hexen, mit Türen sehr pingelig. Eine quietschende Tür im Haus einer Weißen Hexe war ein schlechtes Zeichen, das auf verunglückte Zauber hinwies.
Jenna schlüpfte leise hinaus und setzte sich mit der
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