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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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könnte. Es war durchaus möglich, dass er auf der Insel endlos im Kreis ging und nie zur Hütte gelangte. Ganz in Gedanken, geriet er plötzlich ins Straucheln und fiel kopfüber in einen kleinen stacheligen Busch. Und da passierte es. Eben noch war der Busch da, doch schon im nächsten Augenblick war er durchgebrochen und stürzte in die Dunkelheit.
    Sein überraschter Schrei verlor sich im dichten Nebel, und er landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Rücken. Atemlos blieb er eine Weile liegen und fragte sich, ob er sich etwas gebrochen hatte. Nein, dachte er und setzte sich langsam auf. Nichts tat ihm besonders weh. Er hatte Glück gehabt. Der Sand, auf den er gefallen war, hatte den Aufprall gedämpft. Er stand auf und stieß sich prompt den Kopf an einem Felsen. Und das tat weh.
    Mit der einen Hand rieb er sich den Kopf, mit der anderen tastete er das Loch ab, durch das er gefallen war. Der Felsen war glatt und führte schräg nach oben, lieferte aber sonst keinen Hinweis. Weder mit den Füßen noch mit den Händen fand er irgendwo Halt. Da war nur seidig glattes, kaltes Gestein.
    Zudem war es stockdunkel. Kein Lichtstrahl fiel von oben herab, und so angestrengt er auch nach oben starrte und darauf hoffte, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, es nützte nichts. Es war, als sei er erblindet.
    Er sank auf alle viere und tastete sich über den sandigen Boden. Er verfiel auf den abenteuerlichen Gedanken, sich ein Loch ins Freie zu buddeln, doch als er den Sand wegscharrte, stieß er auf Steinboden, der so glatt und kalt war, dass er sich fragte, ob es sich um Marmor handelte. Er hatte Marmor ein paar Mal gesehen, wenn er im Palast Wache gestanden hatte. Aber wie sollte Marmor in die Marram-Marschen kommen, in diese gottverlassene Gegend?
    Er setzte sich auf den Boden, fuhr mit den Händen nervös durch den Sand und überlegte, was er tun sollte. Schon fragte er sich, ob das Glück sich nun endgültig von ihm abgewandt habe, als seine Finger gegen etwas Metallisches stießen. Er schöpfte neuen Mut. Vielleicht war es das, wonach er gesucht hatte, ein verborgenes Schloss oder ein geheimer Griff. Doch als seine Finger den Gegenstand umschlossen, folgte die Ernüchterung. Er hatte nur einen Ring gefunden. Er hob ihn auf, wiegte ihn in der flachen Hand und richtete die Augen auf ihn, obwohl er in der stockfinsteren Nacht nichts erkennen konnte.
    »Wenn ich doch nur Licht hätte«, murmelte er vor sich hin und versuchte, den Ring zu sehen. Er riss die Augen so weit wie möglich auf, doch es nützte nichts. Der Ring lag in seiner Hand, und nachdem er jahrhundertelang allein an diesem kalten dunklen Ort unter der Erde gelegen hatte, erwärmte er sich nun langsam in der kleinen Menschenhand, der ersten, die ihn hielt, seit er vor langer Zeit verloren worden war.
    Junge 412 wurde ruhiger, während er so mit dem Ring dasaß. Er merkte, dass er keine Angst vor der Dunkelheit hatte. Er fühlte sich ziemlich sicher, sicherer als seit Jahren. Viele Kilometer trennten ihn von seinen Peinigern bei der Jungarmee, und hier würden sie ihn niemals finden. Er lächelte und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er würde einen Ausweg finden, so viel war sicher.
    Er wollte wissen, ob der Ring passte. Für seinen dünnen Finger war er viel zu groß, und so steckte er ihn sich an den rechten Zeigefinger, den dicksten Finger, den er hatte. Er drehte ihn wieder und wieder herum und genoss die Wärme, ja Hitze, die von ihm ausging. Bald spürte er etwas Seltsames. Der Ring, der sich so anfühlte, als sei er lebendig geworden, schlang sich fest um seinen Finger. Er passte jetzt perfekt. Und damit nicht genug. Er verströmte auch ein schwaches goldenes Licht.
    Zum ersten Mal konnte er seinen Fund sehen und betrachtete ihn voller Freude. Einen Ring dieser Art hatte er noch nie gesehen. Er hatte die Form eines goldenen Drachen, der sich in den eigenen Schwanz biss. Seine smaragdgrünen Augen funkelten ihn an, und er hatte das sonderbare Gefühl, dass der Drache ihn wahrhaftig ansah. Erregt stand er auf und streckte die rechte Hand aus, die Hand mit dem Ring, seinem Drachenring, der mittlerweile so hell leuchtete wie eine Laterne.
    Im goldenen Lichtschein des Rings sah er sich um. Er befand sich am Ende eines Tunnels. Vor ihm lag ein hoher schmaler Gang, der sauber aus dem Fels gehauen war und noch tiefer in die Erde hinabführte. Er hob die Hand und leuchtete in das Dunkel, aus dem er gefallen war. Unmöglich, da konnte er

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