Septimus Heap 01 - Magyk
miteinander. Bitte folgt mir.«
Die anderen Hexen bildeten respektvoll eine Gasse, damit Morwenna, die Hexenmutter, ihre etwas verschüchterten Gäste zu den besten Plätzen am Feuer führen konnte.
»Es ist mir eine große Freude, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Morwenna lächelnd zu Sarah. »Für mich ist es so, als würde ich Sie bereits kennen. Silas hat mir in der Nacht, in der er mich gerettet hat, so viel von Ihnen erzählt.«
»Tatsächlich?«, fragte Sarah.
»Oh ja. Er hat die ganze Nacht von Ihnen und dem Baby gesprochen.«
»Wirklich?«
Morwenna legte ihr den Arm um die Schulter. »Wir suchen alle nach Ihrem Sohn. Ich bin sicher, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. Auch mit Ihren drei anderen, von denen Sie jetzt getrennt sind. Alles wird wieder gut.«
»Meinen drei anderen?«
»Ihren drei anderen Kindern.«
Sarah rechnete schnell nach. Manchmal wusste sie nicht einmal mehr, wie viel drei waren.
»Zwei«, sagte sie. »Meinen zwei anderen.«
Das Mittwinterfest dauerte bis tief in die Nacht, und nach einem gehörigen Quantum Hexengebräu vergaß Sarah ihre Sorgen um Simon und Silas. Leider waren alle Sorgen am nächsten Morgen wieder da, zusammen mit einem sehr schlimmen Kopfweh.
Silas verbrachte den Mittwintertag alles in allem etwas ruhiger.
Er folgte dem Uferweg, der außerhalb des Waldes am Fluss entlang- und dann um die Burgmauern herumführte, und steuerte dann in einem heftigen Schneegestöber das Nordtor an. Er wollte auf vertrautem Boden stehen, ehe er beschloss, was er tun wollte. Er zog die graue Kapuze über seine grünen Zaubereraugen, holte tief Luft und schritt über die schneebedeckte Zugbrücke, die zum Nordtor führte.
Gringe hatte am Torhaus Dienst, und seine Laune war nicht die beste. Bei den Gringes hing zurzeit der Haussegen schief, und er hatte den ganzen Morgen über seine familiären Probleme nachgegrübelt.
»He, du«, grunzte Gringe und stampfte mit den kalten Füßen auf. »Leg einen Zahn zu! Du kommst zu spät zum Pflichtstraßenkehren.«
Silas eilte an ihm vorbei.
»Nicht so hastig!«, bellte Gringe. »Ich bekomme einen Silberling von dir.«
Silas wühlte in seiner Tasche und fischte einen Silberling heraus.
Er war noch klebrig von Tante Zeldas Kirsch- und Rübenkompott, das er in die Tasche gelöffelt hatte, um es nicht essen zu müssen. Gringe nahm das Geldstück, schnupperte misstrauisch daran und rieb es dann an seinem Lederwams ab. Mrs Gringe hatte die vergnügliche Aufgabe, jeden Abend klebrige Münzen zu putzen, und so legte er es auf ihren Haufen und ließ Silas passieren.
»Ah, kennen wir uns nicht irgendwoher?«, rief er, als Silas von dannen eilte.
Silas schüttelte den Kopf.
»Vom Moriskentanz?«
Silas schüttelte abermals den Kopf und ging weiter.
»Vom Lautenunterricht?«
»Nein!« Silas schlüpfte in die Dunkelheit und verschwand in einer schmalen Gasse.
»Natürlich kenne ich ihn«, murmelte Gringe vor sich hin. »Und er ist kein Arbeiter. Nicht mit den grünen Augen, die leuchten wie zwei Raupen im Kohleeimer.« Er dachte eine Weile nach. »Das war Silas Heap! Der hat vielleicht Nerven. Kommt hierher. Der soll mich kennen lernen.«
Gringe passte einen vorbeikommenden Gardisten ab, und wenig später wurde dem Obersten Wächter gemeldet, dass Silas in die Burg zurückgekehrt sei. Eine sofortige Suche wurde eingeleitet, doch Silas war nirgends zu finden. Marcias Talisman leistete gute Dienste. Darauf ging der Oberste Wächter in die Damentoilette, setzte sich hin und dachte nach. Nach einer Weile hatte er einen Plan.
Unterdessen huschte Silas in die alten Anwanden, wo er vor dem Schnee geschützt war. Er wusste, wohin er wollte. Er wusste nicht recht, warum, aber er wollte seine alte Wohnung sehen. Er schlich durch die vertrauten alten Korridore. Er war froh über seine Verkleidung, denn niemand beachtete einen einfachen Arbeiter. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie wenig Respekt einem solchen Menschen entgegengebracht wurde. Keiner ließ ihn vorbei. Die Leute stießen ihn zur Seite, schlugen ihm Türen vor der Nase zu, und zweimal wurde er barsch angefahren, er solle gefälligst raus auf die Straße zum Schneefegen. Vielleicht, so sagte sich Silas, war der Beruf eines Gewöhnlichen Zauberers gar nicht so schlecht.
Die Wohnungstür der Heaps stand offen. Sie schien Silas nicht zu erkennen, als er auf Zehenspitzen in das Zimmer schlich, in dem er einen großen Teil der letzten fünfundzwanzig Jahre verbracht hatte. Er
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